«No polls, no machines, just hands in the air» – keine Umfragen, keine Maschinen, nur Hände in die Luft. So lautet der Titel der Reportage von «National Geographic» über die Glarner Landsgemeinde. Das renommierte Wissenschaftsmagazin besuchte am 4. Mai den Zaunplatz in Glarus, die bebilderte Reportage über den über 700-jährigen Traditionsanlass ist seit dem 24. Juni online.
Mit seinen Reportagen erreiche «National Geographic» etwa 84 Millionen Leserinnen und Leser, schreibt der Kanton Glarus in einer Mitteilung. Und spricht vom «wohl bekanntesten und einflussreichsten Kultur- und Naturmagazin». Der Kanton Glarus erlange so internationale Aufmerksamkeit.
Sie hätten Kenntnis davon gehabt, dass Journalistin Nadia Beard und Fotograf Davide Monteleone zugegen sein würden, sagt Landammann Kaspar Becker. «Das ist spannend, in wenigen Sätzen aufzuzeigen, was die Landsgemeinde eigentlich ist. Wir erleben immer wieder erstaunte Gesichter, wenn sie zu begreifen beginnen, was wir hier Spezielles haben.»
Ernst dreinschauen für die Fotos
Die Zusammenarbeit sei lustig gewesen, plaudert Becker aus dem Nähkästchen: «Beim Fotografen habe ich versucht, ein freundliches Gesicht zu machen. Er sagte: ‹Nein, das hier ist angelsächsische Fotografie, da müssen Sie ernst schauen.› Wenn ich jetzt das Bild betrachte, dann ist das schrecklich», lacht er.
Das Gespräch mit der Journalistin sei auf Englisch gewesen. «Speziell, die Landsgemeinde so zu erklären», so Becker. «Viele Wörter gibt es im Englischen gar nicht. Memorialsantrag, Landsgemeinde, Landammann – das müssen Sie alles erklären. Das war streng.» Es sei für die Redaktorin sicher nicht einfach gewesen, aus seinen Ausführungen etwas zu schreiben.
Die Landsgemeinde, gemäss Landammann Kaspar Becker «das bestmögliche Modell für Demokratie», findet so internationale Beachtung. «Das macht stolz und zeigt, dass wir hier etwas Wunderbares haben, dem wir Sorge tragen müssen.»
Hype wie beim Restaurant Äscher?
Es ist nicht das erste Mal, dass «National Geographic» etwas aus der Ostschweiz ins internationale Rampenlicht rückt. Vor 10 Jahren hievte das Magazin das Restaurant Äscher auf die Titelseite eines Buches mit 225 Traumdestinationen. Die Beiz im Fels ging viral, plötzlich kannte sie die ganze Welt.
Ob der Landsgemeinde das gleiche «Schicksal» droht, dass die Landsgemeinde plötzlich mit vielen Besuchenden aus aller Welt klarkommen muss, darüber macht sich Landammann Kaspar Becker keine Sorgen.
Ich hoffe nicht, dass es zu einem Disneyland verkommt.
Es sei ein zweischneidiges Schwert: «Die Landsgemeinde ist keine Folkloreveranstaltung, kein Ballenberg. Die Landsgemeinde ist die höchste politische Instanz im Kanton.»
Und weiter: «Ich hoffe nicht, dass es zu einem Disneyland verkommt. Das wäre kontraproduktiv. Aber ehrlich gesagt, glaube ich das auch nicht.» Auch dass der Kanton Appenzell Innerrhoden – als zweiter Landsgemeinde-Kanton – neidisch sein könnte, glaubt Kaspar Becker nicht. Es sei reiner Zufall, dass «National Geographic» Glarus auswählte und nicht Appenzell.