Will die Schweiz das Klimaziel Netto-Null bis 2050 erreichen, müssen grosse Mengen CO₂ anderswo im Boden gespeichert werden. Ein Abnahmeland ist Norwegen, mit dem Energieminister Albert Rösti im Juni ein Abkommen unterzeichnet hat. Als zweites Partnerland kommt jetzt Dänemark dazu. Informationen zum weiteren Fahrplan und den Perspektiven mit «Carbon Capture and Storage» (CCS) von Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.
Ab wann ist CO₂-Lagerung im Ausland möglich?
Die rechtlichen Grundlagen durch die Staaten sind geschaffen. Private Unternehmen können theoretisch ab sofort mit dänischen und norwegischen Betreibern Verträge über Transport und Speicherung abschliessen. Bis zur praktischen Umsetzung wird es aber noch ein paar Jahre dauern, wobei erste von der öffentlichen Hand unterstützte Projekte schon fortgeschritten sind. Die Stadt Zürich etwa will voraussichtlich ab 2028 einen Teil des CO₂ aus der Klärschlammverwertungsanlage Werdhölzli in dänischem Boden lagern. Projekte für Norwegen gibt es noch nicht, wohl auch wegen der deutlich längeren Transportwege.
Wie wird das CO₂ transportiert?
Das CO₂ wird entweder flüssig oder gasförmig in spezielle Container gefüllt und dann per Lastwagen, Bahn oder Schiff in Richtung Norden transportiert. Das kostet noch sehr viel Geld. Bei den aktuellen Projekten ist die Rede von rund 600 Franken pro Tonne CO₂. Bahn und Schiff können die Volumen, die künftig nötig sein werden, nicht bewältigen. Die EU will deshalb in den kommenden Jahren ein Pipeline-System aufbauen, das den CO₂-Transport vergünstigen soll.
Kann die Schweiz das CO₂ nicht selbst speichern?
Auch in der Schweiz wird bereits heute CO₂ gebunden und gelagert, beispielsweise in Abbruchbeton. Für eine langfristige Speicherung im Schweizer Boden ist man noch auf der Suche nach einer Lösung. Aktuell gibt es ein Pilotprojekt im zürcherischen Trüllikon. Dort wird CO₂ in ein ehemaliges Nagra-Bohrloch injiziert und überprüft, ob der Boden auch dicht ist. Da die Schweiz nie im grossen Stil Erdgas und Erdöl gefördert hat, bestehen anders als in Dänemark oder Norwegen keine alten unterirdischen Lagerstätten. Laut groben Schätzungen des Bundes wird die Schweiz dereinst höchstens drei Millionen Tonnen CO₂ speichern können. Laut Schätzungen müssen jedoch im Jahr 2050 insgesamt rund sieben Millionen Tonnen CO₂ abgeschieden und gelagert werden können. Für mehr als die Hälfte davon wird die Schweiz also ausländische Abnehmer finden müssen.
Macht das Sinn für die Schweiz angesichts der CO₂-Werte Chinas oder der USA?
Die Schweiz hat sich im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, bis 2050 beim CO₂ bei Netto-Null zu sein. Das funktioniert nur mit Abscheidung und Speicherung von CO₂. Klar kann die Schweiz die Klimakrise allein nicht aufhalten. Aber sie ist nicht allein, und viele Länder haben ehrgeizigere Ziele. Zudem hat die Schweiz einen sehr hohen CO₂-Pro-Kopf-Ausstoss im internationalen Vergleich und somit eine grössere Verantwortung. Auch wenn es aus Sicht des Klimaschutzes viel zu langsam geht, wird die Energiewende auch in den Grossmächten nicht aufzuhalten sein. Trotz der neuen Regierung sinken die Emissionen in den USA weiter, und auch China wird wohl bald sinkende Emissionen ausweisen – auch weil CO₂-Reduktionen langfristig wirtschaftlich Sinn machen.