Über 200 Vogelarten sind jedes Jahr am Klingnauer Stausee zu beobachten: Zugvögel rasten auf ihrem Weg in den Süden, andere brüten hier. Laut ornithologischer Arbeitsgruppe hat der Stausee «internationale Bedeutung».
Mit dem Wasserkraftwerk von 1935 haben die Menschen quasi unbeabsichtigt ein Vogelparadies geschaffen, vor allem für Wasservögel. Weil die Flüsse ständig neue Sedimente anschwemmen, verlandet der Stausee. Dadurch entstanden Schilfinseln. Inzwischen gibt es hier mehrere nationale und internationale Schutzgebiete.
Der Stausee verschwindet langsam und ist giftig
Die Verlandung des Sees ist aber gleichzeitig die grösste Bedrohung für das künstliche Naturparadies. Wenn es so weitergeht, dann verschwindet der Lebensraum für Wassertiere, es entsteht Wald. Aus diesem Grund will der Kanton Aargau den Stausee teilweise ausbaggern.
Hier folgt aber das nächste menschengemachte Problem: Denn Kies, Sand und Schlamm im Stausee sind mit Schwermetallen und anderen Giften belastet. Jahrelang hatten Fabriken an Aare, Reuss und Limmat solche Stoffe in die Flüsse geleitet. In Klingnau blieben sie dann liegen.
Jahrelanger Streit um Stausee-Sanierung
Vor rund 14 Jahren präsentierte der Kanton Aargau das erste Sanierungsprojekt: Er wollte 40'000 Kubikmeter Material ausbaggern und in den Rhein pumpen. Dieser würde den verseuchten Seegrund dann wegschwemmen, so der Plan. Fischereiverbände protestierten.
In einem zweiten Anlauf wollte der Kanton immerhin das am stärksten verschmutzte Material in Deponien lagern. Doch das Verwaltungsgericht entschied, dass man das gesamte Material fachgerecht entsorgen müsse. Das sei zu teuer, findet der Kanton.
Am Montag hat das Aargauer Umweltdepartement nun einen neuen Plan präsentiert: Im flachen Teil des Stausees soll es einen kleinen Damm geben. So würde das Einfliessen von Wasser verhindert – und damit auch die Ablagerung von neuem Sand und Schlamm.
Neuer Plan: Damm bauen und ein bisschen ausbaggern
Zusätzlich will man an vier verschiedenen Stellen im See rund 50 Zentimeter Boden ausbaggern. Anschliessend wollen die Expertinnen und Experten beobachten, ob die Massnahme überhaupt etwas bringt. «Was passiert genau mit den Lebewesen im Schlamm? Wie oft kann man in Zukunft solche Einschnitte vornehmen? Solche Erkenntnisse wollen wir gewinnen für den weiteren Unterhalt des Sees», erklärt Projektleiter Simon Werne gegenüber SRF.
Die Seesanierung soll also in Etappen erfolgen. Das garantiere eine Erfolgskontrolle. Es garantiere aber auch, dass die Übung nicht unnötig viel Geld verschlingt. Die Sanierung des Klingnauer Stausees ist dennoch teurer als ursprünglich gedacht. Schon für die erste Etappe rechnet die Kantonsregierung mit rund 2.5 Millionen Franken.
Das Vorgehen ist breit abgestützt.
Immerhin: Mit weiteren Gerichtsverfahren rechnet Projektleiter Werne nicht mehr. «Wir haben das Vorgehen nun sehr breit abgestützt.» Vertretungen von Fischerei, Naturschutz und Behörden seien gemeinsam an einem Tisch gesessen. Im Sommer 2025 soll die Rettung des Stausees starten.