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Kloster in Menzingen Kloster mit Zukunft: Wie Ordensfrauen Wohnraum für alle schaffen

Klostergemeinschaften schrumpfen. Die Menzinger Schwestern setzen deshalb auf ein Generationen-Wohnprojekt.

Menzingen: ein kleines Dorf im Kanton Zug. Prägend für das dortige Dorfbild: das Kloster. Ein vierstöckiges Gebäude mit den drei kupfernen Kuppeln. Seit über 150 Jahren gehören die franziskanischen Schwestern vom Heiligen Kreuz zum gesellschaftlichen Leben von Menzingen. Das Kloster war unter anderem Ausbildungsstätte für junge Frauen.

Früher gab es viel Leben im Kloster. Rund 100 Schwestern lebten im Mutterhaus. Heute sind es noch 14, die in diesem riesigen Gebäude ein- und ausgehen. Es hapert am Nachwuchs – der Altersdurchschnitt der Schwestern liegt heute bei beinahe 87 Jahren. Die meisten der Ordensschwestern leben im Alters- und Pflegeheim.

Es ist eine Entwicklung, die viele Klöster kennen. In Menzingen hätten sie schon in den 1990er-Jahren festgestellt, dass Neueintritte ins Kloster rar werden. «Wir entschieden uns, niemanden mehr aufzunehmen, der Altersunterschied wäre zu gross», sagt Schwester Trudi. Sie ist Provinzoberin.

Generationenübergreifendes Wohnen

Was tun, damit wieder mehr Leben ins Kloster kommt? Das beschäftigt die Ordensschwestern schon länger. Sie wurden aktiv und gründeten zusammen mit Externen einen Verein: das Institut Menzingen. Dieses kümmert sich um die Zukunft der Schwestern und um die Liegenschaft. Gemeinsam mit dem Institut Menzingen entwickelten die Schwestern die Idee des Generationen-Wohnprojekts «Klosterhof».

Visualisierung, wie das Gebäude von aussen ausschauen wird, nach den Umbauten.
Legende: So soll es ab Frühjahr 2027 beim Kloster in Menzingen aussehen. Die Bauarbeiten laufen bereits. ZVG

In dem ungenutzten Teil des Klostergebäudes entstehen 45 barrierefreie, bezahlbare Wohnungen. Ältere Menschen, Familien, junge Erwachsene sollen einziehen – auch Wohngemeinschaften sind erwünscht. Ein Ort für rund hundert Menschen soll der Klosterhof werden.

Ich freue mich auf den Kontakt. Das finde ich super gut.
Autor: Schwester Trudi

Dazu soll es ein Bistro geben und die Musikschule Menzingen soll einziehen. Die Bauarbeiten laufen – im Frühling 2027 sollen die Wohnungen und Räumlichkeiten bezugsbereit sein.

Austausch als Bereicherung

Leben kehrt also in zwei Jahren wieder ins Kloster ein. Dass musizierende Kinder bei ihnen bald ein- und ausgehen, freut Schwester Trudi besonders. Auch der Austausch mit den neuen Nachbarn sei eine Bereicherung: «Ich freue mich auf den Kontakt. Das finde ich super gut. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass wir Ordensfrauen alle um die 80 Jahre alt sind. Grossmütter. Aber wir können zuhören und die Ohren spitzen.»

Provinzoberin Schwester Trudi freut sich mit der gesamten Provinzleitung auf die neue Zukunft des Klosters.
Legende: Provinzoberin Schwester Trudi (ganz links) freut sich mit der gesamten Provinzleitung auf die neue Zukunft des Klosters. ZVG/Schwestern vom Heiligen Kreuz

Offenheit ist den Menzinger Schwestern wichtig. In beide Richtungen. So sollen die neuen Mieterinnen und Mieter eine Affinität mitbringen für gemeinschaftliches Wohnen. Gemeinschaft sei von jeher ein wichtiger Pfeiler des Klosters gewesen und dieser Geist soll weiterleben.

Interesse ist gross

«Wir sind kein geschlossenes Kloster. Wir wurden 1854 gegründet, damit wir hinausgehen. Dass die franziskanischen Schwestern mit den Leuten in den Gemeinden lebten, unterrichteten oder Krankenpflege machten, das war damals neu», erzählt Schwester Trudi.

Und so schliesst sich der Kreis: Jetzt, wo die Schwestern vom Heiligen Kreuz altersbedingt nicht mehr so viel unterwegs sind, holen sie sich die Gesellschaft einfach nach Hause, hinter die Klostermauern.

Und das scheint zu funktionieren: Für die 45 Wohnungen interessieren sich bereits über 160 Personen.

Regionaljournal Zentralschweiz, 26.6.2026, 17:30 Uhr ; 

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