Die Strategiechefin der Jungen SVP (JSVP), Sarah Regez, soll sich mit dem bekannten österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner getroffen haben. Das sagt der «Sonntagsblick». Mehrere JSVP-Sektionen fordern nun, dass Regez ihr Amt pausieren solle . Dass diese Diskussion geführt werde, sei demokratisch wichtig, sagt Mirjam Eser Davolio. Sie forscht zu Rechtsextremismus.
SRF News: Sarah Regez soll den österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner getroffen haben. Wie stark ist die Junge SVP mit diesen Kreisen vernetzt?
Mirjam Eser Davolio: Es gibt wahrscheinlich einzelne, die ein gewisses Interesse haben. Martin Sellner gilt als guter Rhetoriker und ist einflussreich in rechtsextremen Diskursen. Das löst Neugier oder teilweise auch Zustimmung aus. Es ist aber wichtig, dass man sich davon auch distanziert. Denn diese Diskurse sind auch sehr ausgrenzend und gefährlich. Deshalb hat er Auftrittsverbot in verschiedenen Ländern. Dass das auch die Schweiz zu verhindern versucht, finde ich richtig und wichtig. Dennoch kam es zu einer Art geheimer Zusammenkunft. Das zeigt, dass Verbindungen zur rechtsextremen Szene laufen. Sonst hätte das nicht stattfinden können.
Wie besorgniserregend sind die jüngsten Vorfälle in der Jungen SVP?
Sie sind natürlich besorgniserregend. Allerdings haben sich einzelne Sektionen der Jungen SVP recht rasch distanziert. Das heisst, dass ein Korrektiv im Gange ist und auch eine interne Diskussion läuft. In einer Demokratie ist es wichtig, dass diese Diskussionen innerhalb der Parteien offen geführt werden können.
Es ist wichtig, dass Meldungen über Vorfälle von Rechtsextremismus an die Öffentlichkeit gelangen.
Nicht alle Sektionen fordern, dass Regez ihr Mandat zumindest vorübergehend ruhen lässt. Was sagt das über die Junge SVP aus?
Wahrscheinlich laufen in den Sektionen intern noch Diskussionen. Womöglich herrschen auch unterschiedliche Stimmungsbilder vor. Ich denke aber, für einige wurde jetzt wirklich eine rote Linie überschritten und sie haben das klar signalisiert. Das setzt die anderen Sektionen unter Druck, auch zu einem Entscheid zu gelangen.
Sollen gewisse Personen mit «unappetitlichem» Gedankengut auch Platz im demokratischen Spektrum haben? Damit sie nicht noch mehr in die Radikalität abdriften?
Auf der einen Seite, ja. Manchmal wird hervorgehoben, dass wir in der Schweiz eine Art Domestizierung der rechten Kräfte haben. Dadurch besteht die Gefahr, dass Personen mit Sympathien auf der rechten Seite auch dominieren könnten. Sie könnten dann andere zum Austritt zwingen, was gefährlich wäre. Bei der AfD in Deutschland beispielsweise wurden die gemässigteren Kräfte verdrängt. Für die SVP sehe ich da weniger die Gefahr. Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, sich gegenüber Vereinnahmungen der rechten Seite abzugrenzen.
Wie beurteilen Sie die wiederholten Meldungen über Vorfälle von Rechtsextremismus in der Jungen SVP?
Es ist wichtig, dass das auch an die Öffentlichkeit gelangt. So muss sich die Partei dieser Diskussion stellen. Das sind ganz wichtige Prozesse, um mögliche Abgrenzungen und wenn nötig auch Ausschlüsse in der Partei vorzunehmen.
Das Gespräch führte Nico Bär.