- Im März vor einem Jahr zerschlug die Aargauer Kantonspolizei einen Drogenhändler-Ring.
- Inzwischen laufen Ermittlungen gegen mehr als 20 Personen. Die ersten beiden wurden nun angeklagt.
- Das Geschäft mit Kokain boomt und führt auch in der Schweiz zu immer mehr Problemen.
Es klingt wie aus einer Fernsehserie: Ein Mann fliegt nach Serbien. Dort holt er ein Auto ab, das zuvor mit einem professionellen Geheimversteck ausgerüstet wurde. Er fährt nach Rotterdam, holt zehn Kilogramm Kokain ab und kommt damit in die Schweiz. Als er in Luzern an seinem Wohnort eintrifft, wird er von der Polizei verhaftet.
Am Wohnort des Mannes steht schon ein neues Fahrzeug bereit: Ein Lieferwagen, ebenfalls mit eingebautem Versteck. Damit hätte er 50 Kilogramm Marihuana in die Schweiz schmuggeln sollen. 10'000 Franken verdiente der Drogenkurier für seinen Kokain-Transport. So schildert die Aargauer Staatsanwaltschaft den Fall, der bereits im Frühling vor einem Jahr für Schlagzeilen sorgte.
Zwei Anklagen vor Aargauer Gerichten
Der 34-jährige Kroate wird nun angeklagt. Auch ein 57-jähriger Ungare muss vor Gericht. Er wurde im Januar vor einem Jahr am Grenzübergang Basel erwischt, ebenfalls mit zehn Kilogramm Kokain im Gepäck. Dieses hätte er den Lieferanten im Ausland retournieren sollen, da die Qualität nicht stimmte, heisst es bei der Staatsanwaltschaft.
Zudem habe der Mann neben seiner Tätigkeit als Drogenkurier auch noch Geld gewaschen – insgesamt über 300'000 Franken. Die Staatsanwaltschaft fordert für beide Männer eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und zehn Jahre Landesverweis. Es gibt ein abgekürztes Verfahren, die Angeklagten haben die Strafe also bereits akzeptiert. Die Gerichte müssen sie aber noch bestätigen, solange gilt die Unschuldsvermutung.
Die Ermittlungen der Aargauer Behörden gehen noch weiter. Es laufen Verfahren gegen mehr als 20 verdächtige Personen im Aargau, aber auch in anderen Kantonen. Die Bande sei in den Kantonen Aargau und Solothurn ansässig gewesen und insgesamt «etwas stümperhaft» vorgegangen, heisst es bei der Staatsanwaltschaft.
Trotzdem schmuggelten die eher lose miteinander verbundenen Personen offenbar «Drogen im grossen Stil» in die Schweiz. Allein die beschlagnahmten 20 Kilogramm Kokain haben einen Marktwert von rund zwei Millionen Franken.
Kokain-Konsum wird sichtbarer
Das Geschäft mit Kokain floriert weltweit. Pro Jahr werden über 2000 Tonnen reines Kokain produziert, schätzt die zuständige Uno-Behörde . Die Droge ist beliebt, die Preise sind aufgrund der hohen Mengen in den letzten Jahren etwas gefallen.
Das führt inzwischen auch zu sichtbaren Problemen in Schweizer Städten: Immer mehr Süchtige konsumieren offen vor allem Crack, ein Kokaingemisch, das geraucht wird. Die Droge führt gemäss Expertinnen und Experten auch oft zu aggressivem Verhalten.
Erst kürzlich haben Städte wie Zürich, Genf und Chur deshalb beschlossen, dass sie geschützte Konsumräume für Süchtige auf- oder ausbauen. Im Aargau läuft darüber eine politische Diskussion, weil sich auch hier in Kleinstädten wie Brugg, Baden, Aarau und Wohlen eine Art offene Drogenszene bildet. Zudem dürfen Aargauer Süchtige seit Anfang Oktober den Konsumraum im benachbarten Kanton Solothurn nicht mehr besuchen, wie SRF berichtete.