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Konflikt eskaliert Liberale Katholiken klagen gegen Churer Übergangsbischof

  • 23 Gläubige, vor allem aus dem Kanton Zürich, werfen dem Churer Übergangsbischof Peter Bürcher Dialogverweigerung vor.
  • Die liberalen Katholikinnen und Katholiken ziehen deshalb mit einer Klage gegen Bürcher vor Kirchengericht.
  • Hintergrund des Streits ist die Absetzung des Generalvikars Martin Kopp im vergangenen März.

Der Konflikt zwischen liberalen Katholiken und dem Churer Übergangsbischof Peter Bürcher erreicht eine neue Eskalationsstufe: Fast zwei Dutzend Gläubige der Gruppe «Vielstimmig Kirche sein» fordern in einer Klage, dass der Übergangsbischof sie anhört.

Bereits seit Längerem herrscht eisiges Schweigen zwischen Bürcher und den Zürcher Katholiken. Diesen missfiel, dass Bürcher im vergangenen März den beliebten Innerschweizer Generalvikar Martin Kopp entlassen hatte. Kopp habe sich illoyal verhalten, lautete die Begründung. Die Absetzung erfolgte per sofort, nur wenige Monate vor der Pensionierung Kopps.

Telefongespräche blieben erfolglos

Tausende empörte Katholiken und Katholikinnen wehrten sich daraufhin in einer Petition gegen die Entlassung. Sie marschierten damit von Zürich nach Chur, um mit dem Übergangsbischof zu reden. Der 74-Jährige führt das Bistum Chur seit Mai letzten Jahres interimistisch als Apostolischer Administrator, bis ein neuer Bischof gewählt ist.

Der Zwist im Bistum Chur

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Schon lange existiert zwischen den liberalen und konservativen Katholiken ein Graben: Laut den reformorientierten Gläubigen ignoriert das Bistum Chur die liberalen Stimmen. Das Bistum stosse Menschen zurück, die nicht ins Bild passen würden, so der Vorwurf. Liberale Kräfte fordern deshalb seit Jahren einen Dialog.

Doch wie die Zürcher Katholiken in einem Schreiben mitteilen, sei trotz vieler beharrlicher Versuche bisher kein Gespräch mit Bürcher zustande gekommen. Online listen die Gläubigen zahlreiche Telefonanrufe auf, die erfolglos geblieben seien.

«Weil kein Gespräch zustande gekommen ist, haben wir uns entschieden, auf die nächste Möglichkeit zu setzen», sagt Zeno Cavigelli. Er ist Seelsorger im zürcherischen Dübendorf und gehört zu den 23 Katholikinnen und Katholiken, welche die Klage eingereicht haben. Cavigelli spricht aber von einem «sanften Druck»: Das Kirchenrecht setze eher auf Dialog, als auf einen Rechtsstreit.

Weil kein Gespräch zustande gekommen ist, setzen wir auf die nächste Möglichkeit.
Autor: Zeno Cavigelli Zürcher Seelsorger

Die Kirchenmitglieder wollen durch das erzwungene Gespräch erfahren, weshalb Martin Kopp tatsächlich entlassen wurde. Sie halten die Begründung, er sei illoyal gewesen, für vorgeschoben. Kopp habe sich kritisch über die Bischofs-Nachfolge geäussert, sagt Cavigelli. «Er hat sich Sorgen gemacht um das Verfahren, welches extrem verdeckt abläuft und befürchtet, dass dies den religiösen Frieden in der Schweiz gefährden könnte».

Das Bistum Chur nimmt derzeit keine Stellung zur Klage. Man werde die Unterlagen prüfen, sobald man diese bekommen habe, teilt das Bistum auf Anfrage von SRF mit. Die 23 Katholiken haben den eingeschriebenen Brief am Montag abgeschickt.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 13.10.2020, 12.03 Uhr ; 

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