Als Saghi Gholipour zwei Jahre alt war, flüchtete ihre Familie vor dem iranischen Regime in die Schweiz. 2022 war die Politologin eine der Mitgründerinnen von Free Iran Switzerland, einer Organisation, die sich aus der Schweiz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte im Iran einsetzt.
Sie sei sehr besorgt über die aktuellen Ereignisse, sagt Saghi Gholipour: «Ich habe Angst um die Menschen im Iran und vor einer weiteren Eskalation nicht nur im Iran, sondern in der ganzen Region. Auch wenn wir uns alle über den Tod dieser Köpfe der Revolutionsgarde und des Machtapparats gefreut haben.»
Das Regime wird sicher geschwächt durch diese Angriffe, aber der Sturz muss aus der Bevölkerung selbst kommen.
Es vergehe kein Tag, an dem sie sich nicht den Sturz des iranischen Regimes herbeiwünsche, sagt Saghi Gholipour. Doch dass dies durch die israelischen Angriffe auf den iranischen Machtapparat passieren könnte, daran glaubt sie nicht: «Das Regime wird sicher geschwächt durch diese Angriffe, aber der Sturz des Regimes muss aus der Bevölkerung selbst kommen. Die Bevölkerung muss diesen vollziehen können.»
Keine Chance ohne Hilfe von aussen
Doch das sehen nicht alle in der iranischen Diaspora so. Die Iranerinnen und Iraner hätten seit Jahrzehnten für einen Regimewechsel gekämpft und doch seien alle Versuche erfolglos geblieben, sagt eine junge Frau, die anonym bleiben möchte. Sie ist Physikerin und für ihr Studium vor ein paar Jahren in die Schweiz gekommen. Für sie ist klar: Ohne Hilfe von aussen könne es keinen Regimewechsel im Iran geben.
Was uns Angst macht, sind nicht die Attacken selbst. Es ist der Umstand, dass unsere Regierung uns während diesen Angriffen unterdrückt und als menschliche Schutzschilde benutzt.
Und obwohl sie die aktuellen Angriffe Israels auf den Iran nicht befürwortet, hält sie fest, dass Israel seine Attacken auf iranische Militärinfrastruktur so präzise wie möglich plane: «Was uns Angst macht, sind nicht die Attacken selbst. Es ist der Umstand, dass unsere Regierung uns während diesen Angriffen unterdrückt und als menschliche Schutzschilde benutzt.»
Die junge Frau hat grosse Angst um ihre Familie und Freunde im Iran, denn die Geschichte habe gezeigt: Das Regime reagiert auf aussenpolitischen Druck mit innenpolitischer Härte – gegen die eigene Bevölkerung.
Wir sind auf der allerletzten Meile. Ich habe ganz grosse Hoffnung, dass jetzt das Ende der Islamischen Republik gekommen ist.
Auch Jasmin Blanc ist in grosser Sorge vor den Repressionen des iranischen Regimes gegen die Bevölkerung. Die Iranerin kam vor über 50 Jahren in die Schweiz. Sie ist Mitglied der Iran Novin Partei – eine Partei, die Sympathien für das frühere Schah-Regime hegt.
Und doch sieht Jasmin Blanc in den aktuellen Angriffen auch einen Hoffnungsschimmer – eine Chance auf Veränderung im Iran: «Wir sind auf der allerletzten Meile. Ich habe ganz grosse Hoffnung, dass jetzt dann das Ende der Islamischen Republik gekommen ist.»
Nach 46 Jahren der Qual und des Terrors sei dies auch mit innerem stillem Glück verbunden, unterstreicht sie. Auch sie habe sich gewünscht, dass die Iranerinnen und Iraner selbst das Regime stürzen könnten. Doch das sei schlicht nicht möglich, so Jasmin Blanc.
Auch wenn die Exil-Iranerinnen die Zeichen eines Regimesturzes also unterschiedlich deuten, ist für alle drei klar: Die aktuelle Eskalation zwischen den beiden Ländern ist für die iranische Bevölkerung mit grossem Leid verbunden.