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Konflikt mit Lehrvertrag Gezerre um die Rekrutenschule

Der Ständerat will die Sommer-RS verschieben. Diese überlappt sich mit vielen Berufslehren. Der Bundesrat ist dagegen.

Der Ständerat will den Beginn der Sommer-Rekrutenschule besser mit der Berufslehre abstimmen. Er reagiert damit auf Forderungen der Berufsverbände. Diese setzten sich lautstark gegen eine weitere Verkürzung der Ausbildungszeit zu Gunsten eines früheren Starts der Rekrutenschule ein.

Wer direkt nach der Lehre Militärdienst leisten will, musste die Ausbildung schon vor 2018 vorzeitig beenden. Die erneute Verkürzung der Berufslehre um eine Woche hat das Fass nun offenbar zum Überlaufen gebracht.

CVP-Ständerat Erich Ettlin würde den Beginn der Rekrutenschule am liebsten komplett an den Lehrbetrieben ausrichten. «Im Idealfall sollte die Rekrutenschule erst beginnen, wenn der Lehrvertrag erfüllt ist.»

Berufslehre und Akademiker

Der Bundesrat wollte nichts am neuen Sommer-Start der Rekrutenschule ändern und unterlag damit deutlich. VBS-Ministerin Viola Amherd gibt zu bedenken, dass auch Studierende ein Problem mit dem Start der Rekrutenschule hätten: «Mit dem aktuellen Ausbildungsmodell der Armee überlappt sich das Ende der Sommer-Rekrutenschule mit dem Herbst-Studienbeginn an Fachhochschulen und Unis um 6 Wochen.»

Dem VBS seien deshalb die Hände gebunden: «Es ist mir bewusst, dass es für einen Teil immer einen suboptimalen Start in die RS gibt.»

Der Schweizerische Schreinermeisterverband lässt dieses Argument nicht gelten. Der Bereichsleiter Berufsbildung Daniel Zybach empfindet die Änderung als einseitig: «Man berücksichtigt die Interessen der Hochschulen und des VBS, aber nicht vom dualen Berufsbildungs-System».

Problem der Übergangslösung

Die Sorge, dass Lernende gar ihre Lehrabschlussprüfungen verschieben müssen, ist in den meisten Fällen unberechtigt. Einerseits, weil die meisten Lehrabschlussprüfungen zum Zeitpunkt des RS-Starts vorbei sind. Andererseits wird in solchen Fällen immer ein Urlaubsgesuch gewährt, bestätigt das VBS auf Anfrage von SRF.

Häufig aber akzeptieren Lehrbetriebe einen frühzeitigen Austritt zu Gunsten der RS gar nicht erst. Der angehende Schreiner Jona S. (Name der Redaktion bekannt) ist ein solcher Lernender: «Als ich das Aufgebot erhielt, fragte ich, ob ich die RS schon im Sommer antreten kann. Nicht möglich, hiess es. Worauf ich die RS jetzt erst im Winter antreten kann.»

Das wiederum bringt das Problem mit sich, dass Lernende eine Übergangslösung suchen müssen, wie Daniel Zybach sagt: «Dann müssen sie sich temporär durchhangeln. Es ist schwierig, auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu suchen.»

80 Prozent der Schweizer Jugendlichen absolvieren eine Lehre. 20 Prozent gehen ins Gymnasium. Stimmt auch der Nationalrat der Motion zu, muss der Bundesrat abwägen, welche Gruppe er beim Berufseinstieg punkto Startdatum der Sommer-RS besser unterstützen will.

«10vor10», 13.3.2019

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