- In den letzten Tagen verbreitete sich ein Onlinevideo, welches zwei junge Frauen zeigt, die sich offenbar gegen Mobberinnen wehren.
- Wie der Streit entstanden ist, ist bislang unklar.
- Letzte Woche sei die Situation am Bahnhof Stadelhofen eskaliert, wie eine der Beteiligten gegenüber SRF sagt.
Mehrere Dutzend Jugendliche seien beteiligt gewesen und es habe auch eine Schlägerei gegeben. Zum konkreten Fall kann die Polizei keine Aussage machen. Doch generell schwappe Cybermobbing immer häufiger ins reale Leben, sagt der Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, Marco Cortesi.
«Vor allem im Cyberbereich stellen wir fest, dass es eine Zunahme von Drohungen und ‹fertig machen› gibt, insbesondere bei jungen Frauen», so Cortesi. «Diese Konflikte werden dann leider oft in die reale Welt weitergetragen, was mitunter zu Tätlichkeiten führen kann.»
Online und offline die gleichen Menschen
Diese Entwicklung beobachtet auch Thomas Brunner, Jugendberater bei Pro Juventute. Die Zunahme von digitalen Fällen, die sich ins reale Leben verschieben, erstaunt ihn nicht.
«Wenn Mobbing in einem digitalen Bereich auftritt, dann verlagert es sich in den analogen Bereich», so Brunner. «Junge Menschen leben zwar sehr oft auf der digitalen Plattform, oftmals treffen sie dort die gleichen Menschen, die sie auch physisch treffen.»
Direkte Konfrontationen angestiegen
Und auch die neusten Zahlen der Zürcher Oberjugendanwaltschaft zeigen: Ehrverletzungsdelikte geschehen wieder häufiger im direkten Kontakt. Im letzten Jahr wurde gegen 99 Jugendliche ein Strafverfahren wegen Ehrverletzung eröffnet. Der Anteil der online begangenen Delikte hat sich jedoch im letzten Jahr markant reduziert, während die direkte Konfrontation angestiegen ist, von knapp einem Drittel auf die Hälfte der Fälle.
Doch wie sollen Betroffene reagieren, wenn sie digital oder direkt Mobbing erleben? Thomas Brunner von Pro Juventute rät: «Wenn ich Mobbing-Opfer bin, dann kämpfe ich gegen eine Gruppe, ich bin immer schwächer und direkt zurückschlagen macht es schlimmer. Wichtig ist, dass man sich Hilfe holt, von den Eltern, den Lehrern oder der Schule. Jemand, der die Last mitträgt.»
Auch die Polizei empfiehlt: Lieber bereits in der Anfangsphase Hilfe holen, damit der Streit nicht in der Realität eskaliert. Betroffene erhalten bei der Polizei ein Beratungsgespräch, unabhängig davon, ob eine strafbare Handlung stattfand und Anzeige erstattet wird.