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Kosten von Pflegeheimplätzen Die Unterschiede bei den Heimkosten sind immens

Von Kanton zu Kanton und Gemeinde zu Gemeinde kostet es unterschiedlich viel, wenn man in einem Pflegeheim lebt.

Im Kanton Zürich kostet ein Pflegeheimplatz im Durchschnitt 253 Franken pro Tag. Pro Monat sind das rund 7600 Franken. Im Kanton Neuenburg sind es mit 4300 Franken bloss etwas mehr als die Hälfte. Woher kommen diese Unterschiede?

Die Bewohner zahlen eine Pflegetaxe plus einen Betrag für Hotellerie und Betreuung. Dabei fällt die Pflege nicht stark ins Gewicht, sie kostet überall in der Schweiz maximal 23 Franken pro Tag.

Unterschiedliche Lohn- und Immobilienkosten

Die Betreuungs- und Hotelleriekosten bezahlen die Bewohnerinnen dagegen selbst – und diese Taxen unterscheiden sich von Kanton zu Kanton stark.

«Die Unterschiede kommen etwa daher, dass das Lohnniveau oder die Immobilienkosten unterschiedlich sind», sagt die Generalsekretärin der Konferenz der Gesundheitsdirektoren und -direktorinnen, Kathrin Huber.

Doch diese zwei Kostenfaktoren allein können die Unterschiede nicht erklären. Auch die Kantone haben einen grossen Einfluss auf die Kosten für die Heime und damit für die Heimbewohner.

Nicht in allen Kantonen gelten die gleichen Regeln

Das bestätigt Daniel Domeisen vom Branchenverband der Heime, Curaviva Schweiz. So seien etwa die kantonalen Vorgaben für die Stellenschlüssel unterschiedlich, oder die Vorgaben für die Anforderungen an die Mitarbeitenden.

Je höher die Anforderungen ans Personal, desto höher die Kosten.
Autor: Daniel Domeisen Vertreter des Heimverbands Curaviva

Denn die Kantone geben vor, wie viel qualifiziertes Personal mindestens vor Ort sein muss und wie viel die Heime in dessen Ausbildung investieren müssen, damit sie eine Betriebsbewilligung erhalten. In den meisten Kantonen muss mindestens die Hälfte des Personals eine Berufslehre oder eine höhere Fachschule abgeschlossen haben, in anderen nur ein Drittel.

Weniger qualifiziertes Personal ist günstiger. Und weil die Personalkosten der mit Abstand grösste Kostenfaktor sind, macht das einen grossen Unterschied. «Je höher die Anforderungen ans Personal, desto höher die Kosten», bestätigt Domeisen.

Es gibt noch weitere Faktoren

Zudem bestimmen die Kantone über Beiträge an die Infrastruktur. Auch gibt es Defizitgarantien für den Betrieb. Und einige Kantone vergünstigen direkt die Tarife für die Heimbewohnerinnen, zum Beispiel je nach Einkommen.

Ausserdem legen die Kantone fest, wie viel ein Platz im Pflegeheim für jene kosten darf, die ihn nicht selber bezahlen können. Und weil mittlerweile 60 Prozent der Pflegeheimbewohner auf Ergänzungsleistungen angewiesen sind, ist dieser Betrag für die meisten Heime entscheidend.

Umlagerung der nicht gedeckten Kosten?

Hinzu kommt schliesslich: Kantone und Gemeinden bezahlen im Pflegebereich heute die Restkosten – und diese haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Es gibt Kantone, die in diesem Bereich knausern, was dazu führt, dass die Pflegeheime dann ihre Pflegekosten nicht decken können.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Pflegeheime das fehlende Geld den Bewohnern verrechnen. Und weil die Pflegetaxe gedeckelt ist, können sie das nur versteckt über die Betreuungs- und Hotellerietaxe machen.

Neben den effektiven Lohn- und Immobilienkosten, die sich von Kanton zu Kanton unterscheiden, haben diese also viele Möglichkeiten, die Kosten der Heime zu beeinflussen – und das mit direkter Konsequenz aufs Portemonnaie der Bewohnerinnen. Daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern.

Rendez-vous, 1.11.2024, 12:30 Uhr

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