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Kreislaufwirtschaft Upcycling aus Luzern: So wird die PET-Flasche zum Raumtrenner

Abfall ist der Rohstoff der Firma Impact Acoustic. Die Gründer wünschen sich jedoch, dass PET verboten wird.

Leere Getränkeflaschen finden sich im Produktionsgebäude von Impact Acoustic keine. Die Flaschen werden bereits geschreddert, verarbeitet und zu Platten gepresst angeliefert. Der Kunststoff sieht dann aus wie dichter Filz.

Im luzernischen Littau schneiden die Angestellten aus den grünen, blauen, gelben und orangen Platten Akustikelemente. So entstehen Trennwände oder Deckengitter. «Das Material hat gute Akustikeigenschaften. Die Struktur ist relativ offenporig und schluckt den Schall», erklärt Marketingleiter Nando Schoch.

Impact Acoustic existiert seit 2019. In den ersten vier Jahren ist das Unternehmen auf 100 Angestellte angewachsen. Drei Viertel der verkauften Produkte sind Massanfertigungen, etwa für Grossraumbüros, Hotels oder Restaurants. Diese stattet das Unternehmen mit passgenauen Verkleidungen für Wände und Decken aus.

Boykott von grossen Getränkefirmen

Nestlé, Danone oder Coca-Cola beliefert das Unternehmen aus Prinzip nicht. Mit dem Ausschluss grosser PET-Konsumenten setzt das Unternehmen eine Protestnote. Es verzichtet damit laut eigenen Angaben auf 1.2 bis 1.4 Millionen Franken Umsatz.

Es gibt zu viel PET.
Autor: Sven Erni Co-Firmengründer Impact Acoustic

«Wir haben ein extremes Problem: Es gibt zu viel PET. Weltweit werden pro Minute 1.2 Millionen PET-Flaschen verbraucht», sagt Sven Erni, einer der beiden Firmengründer.

Ein Grossteil des Plastiks aus Europa werde zudem noch immer in ärmere Länder verschifft. «Das ist Abfallkolonialismus.» Die EU habe zwar kürzlich den Export von Plastikmüll verboten, dieses Verbot greife aber erst in ein paar Jahren.

Auch Impact Acoustic bezieht seinen Rohstoff aus China. Sven Erni würde das gerne ändern. Europäische Recyclingfirmen könnten bei der Qualität aber noch nicht mithalten.

Baumwollabfälle statt PET

Recycling in Europa sei gut, Ernis Vision ist aber noch radikaler: PET soll verboten werden. «Grundsätzlich war PET ja keine schlechte Erfindung: Glas ist sehr schwer, PET ist leichter und kann mehrfach verwendet werden. Das Problem ist, dass wir es heute nur einmal verwenden.» Und: Nach vier bis sieben Mal rezyklieren erreicht das Material sein Lebensende.

Das steckt in einer PET-Flasche

Box aufklappen Box zuklappen
Man sieht eine Hand die eine Pet-Flasche in eine Sammeltonne wirft.
Legende: In der Schweiz werden pro Kopf und Jahr fast fünf Kilogramm PET gesammelt. zvg/PET-Recycling

PET ist die Abkürzung für Polyethylenterephthalat. Die Herstellung von einem Kilogramm PET benötigt gemäss dem Bundesamt für Umwelt fast zwei Kilogramm Rohöl. Da das Material letztlich nur aus den Elementen Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff besteht, ist es schadstofffrei vernichtbar.

Vier Fünftel werden rezykliert

Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bringen vier von fünf leeren PET-Flaschen zu den Sammelstellen. Das Recycling ist sinnvoll: Die Produktion von PET-Flaschen aus Recycling-Granulat braucht gegenüber der Neuproduktion halb so viel Energie.

Die Verordnung über Getränkeverpackungen schreibt eine Recycling-Quote von mindestens 75 Prozent vor. Wird sie nicht erreicht, kann der Bund ein Pfand einführen.

Für ihre Produkte sucht Impact Acoustic deshalb nach Alternativen. Als Nächstes möchte das Unternehmen deshalb ein Abfallprodukt aus der Baumwollproduktion für ihre Akustikelemente nutzen. «Dieses Produkt ist komplett zirkulär. Der Prozess braucht nicht viel Energie, funktioniert nur mit Wasser und bei Raumtemperatur.» Werden die Elemente nicht mehr gebraucht, will sie das Unternehmen zurücknehmen und weiterverwenden – ein geschlossener Kreislauf.

Beim Thema Kreislaufwirtschaft möchte Impact Acoustic ganz allgemein ansetzen: Gerade in der Architekturbranche sei noch zu wenig bekannt, welche Stoffe nachhaltig zirkulär verwendet werden können. «Es läuft viel, aber viele Architekten wissen noch zu wenig.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 24.11.2023, 17:30 Uhr ; 

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