Die Aussagen gehen in dieselbe Richtung: «Weil die Leute mehr zu Hause sind, gibt es weniger Delikte», sagt Florian Schneider von der Kantonspolizei St. Gallen. Im März ging die Zahl der gemeldeten Einbruchdiebstähle im Kanton im Vergleich zum Vorjahr von 112 auf 107 zurück, im April von 98 auf 60, wobei diese Zahl noch provisorisch ist.
Auch im Aargau wird ein «deutlicher Rückgang» bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnet. Polizeisprecherin Aline Rey sieht zwei mögliche Gründe: Die Wohnhäuser stünden nicht leer, ausserdem seien die Grenzübergänge geschlossen, beziehungsweise sie würden stärker kontrolliert.
Rückläufiger Trend seit 2012
Bern, Basel und Luzern bestätigen in einer SRF-Umfrage den Trend. Monatliche Zahlen will die Polizei vielerorts nicht bekannt geben, zum einen wegen noch laufender Ermittlungen, zum anderen wegen der natürlichen Schwankungen, die zu Fehlschlüssen führen könnten.
In welchem Ausmass die Coronakrise für die sinkende Zahl an Einbrüchen verantwortlich ist, ist schwierig abzuschätzen, denn der Rückgang entspricht einem langjährigen Trend. Seit acht Jahren ist die Zahl der Einbruchsdiebstähle landesweit rückläufig. In Luzern hielt die Abnahme laut Polizeisprecher Urs Wigger seit Anfang Jahr an. Basel-Stadt verzeichnete im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 15. April einen «leichten Rückgang».
Geschäftsräume unterschiedlich betroffen
Einige Behörden relativieren deshalb. Die Kantonspolizei Zürich stellt laut Mediensprecher Florian Frei keine besondere Entwicklung fest. Bei Einbrüchen sei derzeit sowieso nicht «Hauptsaison».
Der Aargauer Polizeikommandant Michael Leupold wies in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» darauf hin, dass in seinem Kanton im Gegenzug Einbrüche in verwaiste Geschäfte und Baustellen angestiegen seien. Im Kanton Bern ist dies nicht der Fall, wie Mediensprecher Dominik Jäggi erklärt. Hier seien in beiden Kategorien die Einbruchszahlen rückläufig.
Warnung vor «Einschleichdiebstählen»
Was geschieht nun, wenn die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus wieder gelockert werden? Der Aargau rechnet wieder mit einem Anstieg der Einbrüche. Andere Polizeikräfte wollen sich nicht auf die Äste hinauslassen. Aus dem Trend könnten keine Schlüsse über die künftige Kriminalitätsentwicklung gezogen werden, so Peter Gill von der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.
Wigger von der Kapo Luzern warnt aber, dass bei schönem Wetter Einschleichdiebstähle in der Regel zunehmen. «Man sitzt im Garten, hat die Tür offen, geht kurz in die Waschküche, und schon ist es passiert.»