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Kriminalstatistik des Bundes Ladendiebstähle: Täterschaft kommt oft aus dem Maghreb

Im vergangenen Jahr gab es mehr Ladendiebstähle. Dabei fallen besonders Personen aus nordafrikanischen Ländern negativ auf.

9 Uhr morgens im Berner Warenhaus Loeb. Noch trifft man nur vereinzelt Kundinnen und Kunden an. Martin Stucki aus der Geschäftsleitung steht vor den Kleidern von Ralph Lauren. Die Preise liegen in der oberen Mittelklasse – solche Ware ist begehrt bei Ladendiebinnen und -dieben. Gestohlen werde aber auch viel anderes und vor allem häufiger, bestätigt Stucki: «Wir verzeichnen deutlich mehr Diebstähle als zum Beispiel noch vor zwei Jahren.»

Im letzten Jahr waren es an den drei Standorten von Loeb 600 Diebstähle, das sei nahezu eine Verdoppelung zum Vorjahr. Unter den Diebinnen und Dieben, die man erwischt, sind laut Stucki Schweizer und Ausländer verschiedener Nationalitäten. Oft agierten sie in Gruppen. «Sie greifen zu, wenn niemand da ist. Zum Beispiel, wenn der Sicherheitsmann oder die Sicherheitsfrau gerade in einem anderen Stock unterwegs ist. Innert kurzer Zeit nehmen sie sehr viel Ware mit und verlassen das Warenhaus schlagartig.» Da sei man machtlos.

Erhöhte Delinquenz bei Personen aus dem Maghreb

Loeb hat nun das Personal der Sicherheitsfirma aufgestockt. Diebe, die angehalten werden, reagierten oft aggressiv, schildert Stucki. «Es ist vor allem eine verbale Aggressivität. Unser Sicherheitspersonal wird massiv beleidigt und sie sind teilweise auch renitent: Sie wehren sich, wollen wegrennen, sich einer Befragung entziehen oder fühlen sich im Recht.»

Martin Stucki) von der Geschäftsleitung des Warenhauses Loeb und Anna Bähni von der Innenstadtvereinigung Bern City
Legende: Laut Kriminalstatistik gab es 2023 mehr als 24'000 Ladendiebstähle – eine Zunahme von 15 Prozent. Martin Stucki (links) von der Geschäftsleitung des Warenhauses Loeb und Anna Bähni von der Innenstadtvereinigung Bern City können den Befund aus eigener Erfahrung bestätigen. Andrea Jaggi/SRF

Anna Bähni ist Co-Geschäftsführerin der Innenstadtvereinigung Bern City. Sie sagt, auch andere Ladenbesitzer in der Berner Altstadt seien betroffen. Die Täterschaft stamme oft aus Nordafrika. «Es gibt Täter, die auch direkt an die Kasse gehen und Geld heraus fordern. Zwar ohne Waffe, aber mit grosser Bestimmtheit und viel Druck. Bei Festhaltungen kommt es auch immer wieder zu Beschimpfungen.»

Das sei belastend für das Verkaufspersonal, denn kleinere Läden hätten meist keinen Sicherheitsdienst, so Bähni. «Mitarbeitende in einem Detailhandelsgeschäft sind nicht gleich geschult wie das Sicherheitspersonal. Sie können dies nicht in diesem Umfang abdecken – auch psychisch nicht.»

Besonders hohe Delinquenz-Rate

Die aktuelle Kriminalstatistik weist vor allem bei Algeriern und Marokkanern eine hohe Delinquenz-Rate auf, nicht nur bei Diebstählen. Warum eigentlich? Dafür gebe es verschiedene Gründe, sagt der freie Journalist und Maghreb-Kenner Beat Stauffer. «Ein wichtiger Punkt ist, dass aus dem Maghreb viele junge Menschen aus der Unterschicht nach Europa kommen. Häufig sind sie schlecht ausgebildet, haben die Schule abgebrochen und zum Teil schon in ihrem Herkunftsland Delikte begangen.»

Kantone Zürich und Bern: Fokus auf ausländische Straftäter

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Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Betrugs- und Vermögensdelikte gemäss der  Kriminalstatistik des Kantons Zürich  deutlich angestiegen. Bei den Tatverdächtigen wurde eine Zunahme von Personen aus dem Asylbereich sowie Kriminaltouristen verzeichnet.

Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) will sich «nicht um die politische Debatte drücken», wie er vor den Medien sagte. 344-mal mussten die Polizeikorps wegen schwerer Körperverletzung ausrücken. In 47 Fällen wegen versuchter Tötung. Sieben Menschen wurden getötet. Auffällig ist der Anstieg der Messerangriffe: Im vergangenen Jahr waren es 105 Fälle, im Vorjahr erst 79.

Der Kanton Zürich sei nach wie vor sicher, so Fehr. Allerdings habe er «immer weniger Lust» darum herumzudrucksen, wer einen grossen Teil dieser Taten begehe, nämlich Personen aus dem Asylbereich. «Man darf das einfach nicht wegreden.»

Vor allem abgewiesene Asylsuchende geraten offenbar häufig auf die schiefe Bahn: Bei den aktuell 63 abgewiesenen Asylsuchenden aus Algerien beispielsweise beträgt die Kriminalitätsrate 91 Prozent.

In der  Kriminalstatistik des Kantons Bern  fällt auf, dass sich Diebstähle aus Fahrzeugen im letzten Jahr verdoppelt haben. Dabei ist laut Kantonspolizei festgestellt worden, dass ein Grossteil der Beschuldigten aus Maghreb-Staaten stammt. Dieser ist gerade bei Vermögensdelikten hoch. Diese Entwicklung ist schweizweit zu beobachten.

«Wir stellen fest, dass die Täterschaften vielfach wissen, dass sie kaum etwas zu befürchten haben, sich entsprechend renitent verhalten und teilweise sogar unsere Mitarbeitenden bedrohen oder gar angreifen», äusserte sich der Kommandant Christian Brenzikofer.

Hinzu komme, dass die Menschen aus Maghreb-Staaten seit 1990 nicht mehr legal nach Europa reisen dürften. «Obwohl ihre Länder über hundert Jahre lang engen Kontakt zu Europa hatten: Ihre Väter, Grossväter und Onkel konnten noch legal nach Europa auswandern. Das schafft eine riesige Frustration. Ich erkläre mir dieses Verhalten zum Teil auch durch diesen Umstand.»

Das sind Erklärungen. Für Ladenbesitzerinnen und -besitzer aber keine Lösungen. Die Berner Innenstadt-Laden-Vereinigung arbeitet eng mit den Behörden zusammen. Man versucht sich zu schützen. Zum Beispiel, wie bereits erwähnt, mit zusätzlichem Sicherheitspersonal. «Wenn man es schwieriger für die Täterinnen und Täter macht, werden sie auch weniger kommen», sagt Martin Stucki aus der Loeb-Geschäftsleitung.

Rendez-vous, 25.03.2024, 12:30 Uhr;kesm

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