Michael Unbehauen hat jahrelange Erfahrung als Luftabwehroffizier in der US-Armee. Als leitender Planungsoffizier für internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Luft- und Raketenabwehr in Europa etwa, wobei er unter anderem für die Einrichtung von Bodenluftraketen in Polen zuständig war.
Dass die Schweiz die F/A-18 für jegliche Luftpolizei einsetzt, ist eine Verschwendung von Kapazitäten und Geld.
Er war auch Kommandant der einzigen ausländischen Militäreinrichtung in Israel, einer amerikanischen Radarstation, in welcher Funktion er dem US-Präsidenten Bericht erstattete.
Nun arbeitet Unbehauen als Berater für Luftverteidigungskonzepte. Sein Urteil zum Air2030-Programm der Schweiz fällt kritisch aus: «Für die Bedürfnisse der Schweiz könnte man für weniger Geld eine effektivere Beteiligung erreichen.»
Wenig Einsatz für Hochleistungskampfflugzeuge
Die acht Milliarden Franken seien viel zu hoch für die Verteidigung des Schweizer Luftraumes. Ausserdem würden sie falsch investiert, argumentiert Unbehauen, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist.
Analyse von Michael Unbehauen
Weshalb er zu diesem Schluss kommt, legt er in einem Bericht dar, den er im Auftrag der Sozialdemokratischen Partei verfasst hat. Da wären einerseits die geplanten sechs Milliarden Franken für die Kampfjet-Beschaffung. Die sei übertrieben, urteilt der US-Militärexperte.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Schweiz von Luftwaffen angegriffen wird, ohne dass die Nato eingreifen würde.
In den meisten Fällen setze die Schweiz ihre Luftwaffe für den Luftpolizeidienst ein, um etwa Sportflugzeuge zu überwachen. «Ein Hochleistungskampfflugzeug wird in etwa 20-30 Prozent der Einsätze benötigt. Dass die Schweiz die F/A-18 für jegliche Luftpolizei einsetzt, ist eine Verschwendung von Kapazitäten und Geld.»
«Unwahrscheinliche Szenarien»
Unbehauen schlägt eine Zweitypen-Luftwaffe vor: leichtere, günstigere Flugzeuge für den Normalbetrieb plus Hochleistungs-Kampfjets für ernstere Fälle. Damit könne die Schweiz mehrere Milliarden Franken sparen, sagt er, und dennoch ihren Luftraum effizient sichern.
Die geplanten neuen Kampfflugzeuge seien vor allem gegen Angriffe feindlicher Kampfjets einsetzbar. Er könne aber nicht nachvollziehen, wie solch ein Szenario eintreffen könnte: «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Schweiz von Luftwaffen angegriffen wird, ohne dass die Nato eingreifen würde.»
Andere Investitionen tätigen
Es gebe aber andere Bedrohungen, die das Verteidigungsdepartement unterschätze, sagt Michael Unbehauen. Dieses Jahr kündigten die USA und Russland den INF-Abrüstungsvertrag für Raketen mittlerer und kürzerer Reichweite.
Die USA seien nun daran, solche Waffensysteme zu entwickeln, Russland ebenfalls. Es sei zu erwarten, dass es eine grössere Proliferation solcher Waffen geben werde, auch in Europa, zum Beispiel in der Ukraine. Das betreffe auch die Schweiz. «Investitionen gehen in Marschflugkörper, Drohnen, ballistische Raketen. Alles Mittel, gegen welche Flugzeuge nicht optimal zu verteidigen sind.»
Zwar sei ein Angriff eines Staates auf die Schweiz weiterhin sehr unwahrscheinlich. Aber zunehmend beschafften sich auch terroristische Organisationen Drohnen oder Marschflugkörper.
US-Luftabwehroffizier Michael Unbehauen empfiehlt deshalb der Schweiz, mehr in die Boden-Luftverteidigung gegen solche Waffen zu investieren, dafür weit weniger in neue Kampfjets. Damit könne sie ihren Luftraum effizienter verteidigen – und gleichzeitig viel Steuergeld sparen.