Zum Inhalt springen

Kritik an Bohrungen Schweizer Salinen: Erneut gibt es Widerstand gegen Salzabbau

Die Schweizer Salinen möchten ein neues Bohrfeld erschliessen. Anwohnende befürchten Schäden an ihren Häusern.

Danielle Depierre und Rolf Wirz machen sich Sorgen. «Es ist nicht garantiert, dass die Häuser hier nicht beschädigt werden oder sogar einstürzen», meint Rolf Wirz. Er und seine Frau wohnen in einem Quartier, in dessen Nähe schon bald nach Salz gebohrt werden soll.

Die Schweiz braucht pro Jahr hunderttausende Tonnen Salz. Für die Strassen im Winter, als Gewürz, für die Geschirrwaschmaschine oder als Badesalz. Doch dazu braucht es auch neue Salzabbaugebiete. Solche zu finden, wird immer schwieriger. Denn auch gegen die neusten Pläne formiert sich Widerstand.

Schweizer Salinen

Box aufklappen Box zuklappen

In der Schweiz gibt es nur ein Unternehmen, das Salz fördern darf: die Schweizer Salinen. Sie sind im Besitz der 26 Kantone und des Fürstentums Liechtenstein.

Das geförderte Salz wird in der Industrie, Landwirtschaft, im Haushalt und auf den Schweizer Strassen eingesetzt.

Pro Jahr fördern die Schweizer Salinen zwischen 400'000 und 650'000 Tonnen Salz.

Das Ehepaar Wirz Depierre verweist auf das Jahr 1986: Damals kam es in der Nähe wegen einer Bohrung der Salinen zu einem Hohlraum im Boden, der einstürzte. Der Boden senkte sich auf einer Fläche von über 7000 Quadratmeter ab. Menschen oder Häuser waren nicht betroffen, eine Strasse wurde aber stark beschädigt.

Leute stehen am Rand eines Lochs
Legende: Beim Einsturz einer Kaverne entstand 1986 zwischen Möhlin und Rheinfelden ein grösseres Loch im Boden. SRF

Die Salinen könnten nicht garantieren, dass bei einem erneuten solchen Ereignis keine Häuser betroffen wären, sagt Danielle Depierre: «Es macht mir Angst. Im Loch von 1986 hätten 18 Häuser Platz gehabt.» Danielle Depierre und Rolf Wirz fordern deshalb, dass der Sicherheitsabstand von den Bohrlöchern zu den Wohnhäusern grösser wird. 100 Meter reichten nicht.

Der Wert der Liegenschaft wird sicher sinken.
Autor: Hans Nebel Einwohner Möhlin

An einer Informationsveranstaltung der Schweizer Salinen zeigte sich, dass die beiden nicht alleine sind mit ihren Sorgen und ihrer Kritik. Mehr als 150 Personen waren anwesend. Es gibt Anwohnende, die sich um den Wert ihrer Liegenschaft sorgen, wenn in der Nähe nach Salz gebohrt wird. Andere befürchten Risse in ihren Häusern.

Der Geschäftsführer der Schweizer Salinen, Urs Hofmeier, versuchte, die Menschen zu besänftigen. «Wir können Salz heute so fördern, dass es keine Schäden gibt. Die Technologie ist heute anders, wir haben viel gelernt», betont Hofmeier.

Salinen betonen Erfahrung

Und wenn etwas passieren würde, dann seien die Salinen dazu verpflichtet, für die Schäden aufzukommen. Dazu habe man zum einen Versicherungen abgeschlossen und zum anderen habe man aktuell 200 Millionen Franken Rückstellungen gebildet.

Luftansicht Fabrik
Legende: Eine der drei Schweizer Salinen steht in Möhlin. Hierhin soll das Salz aus den geplanten Bohrungen gebracht werden. Unter den beiden Kuppeln im Hintergrund lagern tausende Tonnen Salz. Keystone / Christian Beutler

Ausserdem werde in den angrenzenden Feldern bereits Salz abgebaut, man habe also Erfahrung in diesem Gebiet. Neu geplant sind acht bis neun Bohrungen, die jeweils 250 bis 280 Meter tief würden.

Maschinen und Container auf einem Feld
Legende: Blick auf eine Probebohrung im Gebiet Bäumlihof in Möhlin. Hier angrenzend sollen weitere Bohrungen stattfinden, um Salz zu fördern. ZVG / Schweizer Salinen

Trotz dieser Beteuerungen konnten die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner nicht ausgeräumt werden. Danielle Depierre und Rolf Wirz überlegen sich nun, ob sie eine Interessengemeinschaft organisieren wollen, um Widerstand zu organisieren.

Ein Vorbild dazu gäbe es: Ein paar Kilometer entfernt, im Baselbieter Muttenz, wollten die Schweizer Salinen nach Salz bohren, gaben dieses Vorhaben allerdings nach Widerstand auf. Dies ist auch ein Grund, warum die Salinen an anderen Ort bohren wollen, damit der Schweiz das Salz nicht ausgeht. Ende Jahr soll das Baugesuch für die Bohrtürme in Möhlin eingereicht werden.

Erfolgreicher Widerstand in Muttenz

Box aufklappen Box zuklappen

Im Gebiet Rütihard in Muttenz (BL) wollten die Schweizer Salinen Salz abbauen. Geplant war ein Abbau ab 2025.

Es gab allerdings grossen Widerstand gegen die Pläne, zunächst vor allem von Bauern, die sich um das Landschaftsbild des Naherholungsgebiets sorgten. Schliesslich schaltete sich auch die Politik ein. Aufgrund des grossen Widerstands legten die Salinen ihre Pläne auf Eis.

Die Situation in Möhlin sei jedoch nicht vergleichbar mit derjenigen in Muttenz, sagt Geschäftsführer Urs Hofmeier. Zum einen sei die geologische Situation anders und zum anderen habe man viel Erfahrung mit Bohrungen in Möhlin.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 21.09.23, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel