- Mit einem Stelleninserat haben die Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) erstmals Studentinnen und Studenten rekrutiert.
- Wer ausgewählt wird, besucht eine verkürzte Ausbildung von 26 Tagen.
- Die Gewerkschaften üben Kritik: Sie haben gewisse Sicherheitsbedenken.
Zu studieren und im Nebenjob ein Tram zu fahren, können sich viele vorstellen. In weniger als einem Tag haben sich 90 Studentinnen und Studenten auf das Inserat beworben. «Das war extrem überraschend», sagt Florian Schrodt, Leiter Rekrutierung und Personalmarketing. Deshalb gibt es bereits einen Bewerbungs-Stopp. Denn insgesamt werden vier Personen eingestellt.
Studis sollen andere Trampiloten entlasten
Mit dem neuen Studi-Job wollen die VBZ zum einen früh mit einer jungen Zielgruppe in Kontakt kommen. Zum anderen sollen die Studenten beispielsweise während der Schulferien Engpässe beheben. «Wir erhoffen uns Entlastung für Kolleginnen und Kollegen, die schon im Tram-Cockpit sitzen», sagt Schrodt.
Die Ausbildung beginnt im August, wie «20 Minuten» zuerst berichtete. Statt 43 Tagen dauert sie nur 26 Tage. So können die Studentinnen zum Semesterstart hin als Trampilotinnen starten. Fahren werden sie nur auf zwei Linien, mit einem Tramtypen. «Die inhaltliche Dichte hat dadurch abgenommen», sagt Schrodt. Deshalb sei die verkürzte Ausbildung problemlos möglich.
Dass Verkehrsbetriebe gezielt Studierende anwerben, gibt es in anderen Städten wie Basel oder Bern nicht. Eine verkürzte Ausbildung stehe derzeit nicht zur Diskussion, heisst es von Bernmobil. «Denn unsere Tramführerinnen und -führer werden auf allen Fahrzeugtypen im ganzen Netz eingesetzt», sagt Kommunikationsleiter Rolf Meyer. Studentinnen und Studenten könnten aber das normale Ausbildungsprogramm durchlaufen. Dies haben einzelne Personen gemacht.
Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) wiederum könnten sich vorstellen, gezielt Studierende anzuwerben. «Wir diskutieren immer mal wieder darüber», sagt Benjamin Schmid. Er leitet die Unternehmenskommunikation. Die Ausbildung zur Trampilotin dauert in Basel-Stadt rund zwei Monate. «Diese Zeitdauer ist für Studentinnen und Studenten schwierig. Deshalb bräuchte es hier eine Flexibilisierung», sagt Schmid. Derzeit würden die BVB verschiedene Modelle erarbeiten.
Grosse Enttäuschung bei den Gewerkschaften
In der Stadt Zürich lösen die Pläne der Verkehrsbetriebe bei den Gewerkschaften Skepsis aus, wie der Tages-Anzeiger schreibt. «Wir haben aus den Medien davon erfahren», sagt Duri Beer als Regionalsekretär des VPOD Zürich auf Anfrage. Trotz Vernehmlassungspflicht seien die Gewerkschaft nicht miteinbezogen worden. «Unserer Enttäuschung haben wir in einer E-Mail an die VBZ Ausdruck verliehen.»
Grundsätzlich sei es zwar eine gute Idee, Studierende als Zielpublikum anzustellen. Allerdings gebe es gewisse Sicherheitsbedenken. «Eine verkürzte Ausbildung hinterlässt viele Fragezeichen.» Was passiere, wenn eine Studentin aufgrund eines Ereignisses eine Umfahrung machen müsse?
Auf Herz, Nieren und Geist geprüft
Gemäss dem Bundesamt für Verkehr ist die verkürzte Ausbildung sicherheitsmässig auf dem gleichen Level wie jene der anderen Trampiloten. Sicherheitsbedenken seien unbegründet, kontern auch die VBZ. «Bei der Qualität und der Sicherheit machen wir keinerlei Abstriche», sagt Florian Schrodt. Die Einsätze würden sorgfältig geplant. Die Studierenden durchlaufen das gleiche Auswahlverfahren. «Sie werden genauso auf Herz, Nieren und Geist geprüft wie alle anderen auch.»