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Krypto-Valley im Südkanton Lugano will zur europäischen Bitcoin-Metropole werden

Die Tessiner Metropole hat als Bankenplatz seit dem Ende des Bankgeheimnisses stark an Bedeutung verloren.

3000 Arbeitsplätze wurden seit dem Ende des Bankengeheimnisses gestrichen und die Steuereinnahmen sanken um 30 Millionen. Lugano träumt nun davon, sich als Bitcoin-Metropole neu zu erfinden. Am Freitag und Samstag findet dazu ein Kongress statt.

Die Rede ist vom Plan B. Dieser sieht vor, dass sich in der Stadtmitte ein Kryptozentrum entwickelt. Dort sollen sich Firmen ansiedeln, die mit dieser Technologie arbeiten. Es sollen neue Arbeitsplätze für ein junges urbanes Publikum entstehen und die neuen Firmen sollen Steuern zahlen, hofft Stadtpräsident Michele Foletti.

Angst, dass der Traum vom Plan B für Lugano zum Albtraum werden könnte, hat er keine. Alle Investitionen, zum Beispiel das neue Zentrum, wird von grossen Techfirmen wie Tether getätigt. Lugano habe nichts zu verlieren, sagt Foletti selbstbewusst. Im Gegenteil: Allein schon das Ausrufen des Plan B habe eine grosse Marketingwirkung für die Stadt. Ob die PR-Offensive Früchte trägt, ist aber unklar.

Lugano als Konkurrenz zum Zuger Krypto-Valley?

Die Blockchainbranche beschäftigt viele Personen und zieht in der ganzen Schweiz viel Geld an. Offizielle Zahlen gibt es zwar nicht, die Branche selbst spricht aber von über 1000 Firmen mit 6000 Arbeitsplätzen. Etwa die Hälfte davon sind in Zug. In Lugano hingegen haben sich bisher erst 50 Kryptounternehmen angesiedelt.

Aber: Die Krypto-Büros in Zug sind zum grossen Teil leer, das Krypto-Valley verteilt sich immer mehr über die ganze Schweiz, nach Zürich, aber eben auch Lugano. Und dass Lugano ein grösseres Stück von diesem Kuchen will, ist nachvollziehbar.  

Praktisch niemand zahlt seine Steuern in Bitcoin

Die Stadt Lugano verspricht, dass bald die Steuern, das Feierabendbier oder der Kaffee mit Bitcoin & Co bezahlt werden können. Im Kanton Zug kann man bereits seit letztem Jahr seine Steuern in Bitcoin bezahlen, die Nachfrage dafür ist aber bescheiden.

Laut der Zuger Steuerverwaltung wurden letztes Jahr gerade einmal 50 Steuerzahlungen im Gesamtbetrag von rund 200'000 Franken mit Bitcoin bezahlt. Das ist etwa ein Tausendstel Prozent aller Steuern, also praktisch nichts. Weshalb sollen Bürgerinnen und Bürger ihre Steuern in Bitcoin oder Tether bezahlen, wenn das jetzige System doch gut funktioniert?

Tether – der umstrittene Partner

Gerade Tether löst Bedenken aus. Das Kryptounternehmen stellt Lugano über 100 Millionen Franken zur Verfügung, unter anderem um Startups zu fördern und Kryptobezahlsysteme einzuführen. Tether ist aber umstritten und immer wieder im Visier von Aufsichtsbehörden. So bezahlte das Tech-Unternehmen 2021 in den USA eine Strafe wegen falschen Behauptungen zu seinen Währungsreserven in der Höhe von rund 40 Millionen Dollar.

Im Gegensatz zum Bitcoin behauptet Tether ein sogenannter Stablecoin zu sein: Da die Tether-Währung mit echten US-Dollars unterlegt sei. Das soll die Kryptowährung stabiler machen. Bisher wurden etwa 80 Mrd. Tether ausgegeben. Es ist aber nicht klar, wie viel Kapital wirklich hinterlegt ist. Es dürfte für Lugano also seriösere Partner geben. Aber: Tether gibt es noch, es hat bisher all die Rechtsstreite in den USA überstanden und gilt weiterhin als einer der wichtigsten Kryptoplayer weltweit. Es ist so gesehen mutig von Lugano, mit so einem Partner zusammenzuspannen.

HeuteMorgen, 28.10.2022, 06:00 Uhr

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