Zum Inhalt springen

Bitcoin und Ethereum im Tief «Der Preis ist das Unspannendste an Crypto Assets»

Einige Kryptowährungskurse fallen seit einigen Tagen stark. Damit setzt sich ein Trend fort. So haben etwa Bitcoin und Ethereum seit November fast die Hälfte an Wert verloren. Doch Fabian Schär von der Universität Basel warnt davor, den Wert der Technologie nur im Kurspreis zu sehen.

Fabian Schär

Blockchain-Experte

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Fabian Schär ist Professor für Distributed Ledger Technology (Blockchain) und Fintech an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Darüber hinaus ist er geschäftsführender Direktor des Center for Innovative Finance der Universität Basel.

SRF News: Wie erklären Sie sich diesen Krypto-Kurseinbruch?

Fabian Schär: Ich finde, man muss extrem aufpassen, dass man nicht immer nach kurzfristigen Erklärungen sucht. Sehr oft ist das auch psychologisch und letztlich auch eine Frage davon, welchen Zeitraum man genau anschaut. Wenn es lange hochgeht, kann es auch irgendwann zu einer Korrektur kommen. Es ist immer schwierig, den Wertzerfall einem konkreten Ereignis zuzuordnen.

Starke Schwankungen sind bei Kryptowährungen nicht unüblich. Hat sich im letzten Jahr eventuell eine Blase gebildet, die nun geplatzt ist?

Diese starken Bewegungen sind nichts Spezielles. Wir haben dies diverse Male gesehen, 2014, 2017. Und natürlich: Wenn es zu starken Anstiegen kommt, kann es auch immer wieder zu einer Korrektur kommen, gerade in sehr volatilen Märkten, wie das eben bei Crypto Assets der Fall ist.

Wo sehen Sie denn die Hauptfaktoren für diesen Wertzerfall?

Es ist immer schwierig, eine Kausalität festzumachen. Aber ein wichtiger Faktor ist eine gewisse allgemeine Unsicherheit, besonders im Bereich der Stable Coins. Das sind Crypto Assets, die an klassische Währungen gekoppelt sind, also beispielsweise an den Dollar. Dort gibt es immer wieder Bedenken, dass diese nicht entsprechend besichert sind.

Man sollte sich davor hüten, Crypto Assets zu lobpreisen, wenns hochgeht, und wenns runtergeht, alles für nichtig zu erklären.

Es gibt auch Venture-Capital-Firmen, die sehr viel Geld gebunden haben in diesen Märkten, denen es möglicherweise nun an Liquidität fehlt, um nachzukaufen. Und institutionelle Anleger sind erst dabei, diese Märkte zu erschliessen, dort fehlt wohl noch die Kaufkraft der grossen Spieler.

Hat das Vertrauen in Kryptowährungen gelitten?

Das kann man nicht pauschal so sagen. Man muss unterscheiden, von welchen Crypto Assets man spricht, die sind ja ganz unterschiedlich aufgebaut. Und man muss sich auch bewusst sein, dass der Preis wahrscheinlich die unspannendste Frage ist. Man sollte sich davor hüten, Crypto Assets zu lobpreisen, wenns hochgeht, und wenns heruntergeht, alles für nichtig zu erklären. Die Technologie ist das Spannende, und da hat sich viel getan.

Das grosse Problem ist, dass diese Assets nach wie vor fälschlicherweise als Währung dargestellt werden.

Der Erfolg von Kryptowährungen hängt nicht von ihrem Wert ab, sagen Sie. Woran machen Sie ihn dann fest?

Letztlich ist es eine Technologie, die unglaublich wertvoll ist für die Gesellschaft. Es geht darum, dass wir die Möglichkeit haben, Datenbanken zu schaffen, die durch die Allgemeinheit verwaltet werden, die jede Person kontrollieren kann. Darauf auch unabhängige Assets, also Anlagen, auszugeben, ist eine unglaubliche Innovation. Deshalb ist der Preis eher sekundär. Es geht primär um die Möglichkeit einer unabhängigen, offenen und transparenten Datenbank.

In gewissen Ländern gelten Kryptowährungen mittlerweile als Landeswährung. Dieser Wertzerfall schadet diesen doch?

Per Definition natürlich schon. Wenn der Preis heruntergeht, ist das ein Schaden für die entsprechende Währung. Ich glaube aber, das grosse Problem ist, dass diese Assets – ich nenne sie hartnäckig Crypto Assets, um mich vom Begriff Kryptowährungen zu distanzieren – nach wie vor fälschlicherweise als Währung dargestellt werden. Bitcoin zum Beispiel ist hoch spannend, kann potenziell hoch spannend bleiben als Diversifikationsinstrument, aber nicht unbedingt als Zahlungsmittel.

Das Gespräch führte Sandro Della Torre.

HeuteMorgen, 10.05.2022, 07:20 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel