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Kunstflugstaffel Patrouille Suisse feiert Jubiläum und bangt um die Zukunft

Seit 60 Jahren beeindruckt die Patrouille Suisse Aviatik-Fans. Jetzt will der Bundesrat die Tiger F-5-Flotte grounden.

Tausende stehen auf dem Flugplatz Dittingen BL und blicken gespannt in den Himmel. Da kommen sie angeflogen – die sechs Tiger F-5 der Patrouille Suisse. Die Schweizer Nationalhymne dröhnt aus den Lautsprechern, während die weiss-roten Jets in anmutiger Formation am Himmel vorbeizischen.

Der Auftritt der Piloten ist das Highlight der Dittinger Flugtage. Doch es könnte eines der letzten Male gewesen sein, dass sie hier das Publikum verzaubern. Verteidigungsministerin Viola Amherd will die Patrouille Suisse stilllegen.

Vor 60 Jahren gegründet

1964 ernennt das eidgenössische Militärdepartement die Patrouille Suisse zum offiziellen nationalen Kunstflugteam. Auslöser ist ein Auftritt der Berufsfliegerformation der Schweizer Armee über dem Militärflughafen Dübendorf anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schweizer Luftwaffe.

Entstehung der Patrouille Suisse

Das Publikum ist begeistert vom Formationsflug und nennt die Flugstaffel «Patrouille Suisse», in Anlehnung an die französische «Patrouille de France». Zwei Monate später – am 22. August 1964 – ist die Patrouille Suisse offiziell das nationale Kunstflugteam der Schweiz.

Fans, Kritik und Unfälle

Über die Jahre wird die Patrouille Suisse zum Nationalsymbol. Ob Aviatik-Fan oder nicht – Tausende Menschen drängen sich jeweils in den Zuschauerrängen, wenn die Piloten ihre Kunststücke vorführen.

Die Patrouille Suisse – eine Erfolgsgeschichte?

Die Patrouille Suisse sorgte aber auch für Kritik und Negativschlagzeilen.

Letztes Jahr etwa berührten sich zwei Jets bei Baar ZG während eines Trainingsfluges. Dabei stürzte ein Trümmerteil auf ein Industriegelände. Ebenfalls bei einem Trainingsflug berührten sich 2016 in den Niederlanden zwei Patrouille-Suisse-Jets. Eine der Tiger-Maschinen stürzte ab, der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Beide Ereignisse führten zu Diskussionen über Sinn und Zweck der Kunstflugstaffel.

Die F5-Tiger der Schweizer Armee

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Die Schweizer Luftwaffe hat in den 1970er- und 1980er-Jahren insgesamt 110 Tiger beschafft. Heute umfasst die Flotte noch 25 Jets, davon werden laut Armee zurzeit allerdings nur noch 18 eingesetzt. Rund die Hälfte der Tiger nutzt die Patrouille Suisse – entsprechend sind die Jets rot-weiss lackiert, mit dem charakteristischen Schweizerkreuz auf der Unterseite.

«Im Luftkampf chancenlos»

Die übrigen Jets dienen der Zieldarstellung bei Luft-Luft-Schiessübungen und werden für Mess- und Testflüge eingesetzt. Laut Armee sind sie mit ihren veralteten Sensoren und der Bewaffnung selbst für den Luftpolizeidienst kaum mehr einsetzbar. «In einem Luftkampf gegen einen zeitgemässen Gegner wären sie chancenlos», so die Armee.

Jetzt gibt es noch mehr Gegenwind: Ende 2027 soll die Tiger-Flotte gegroundet werden. Schon vor zwei Jahren wollte der Bundesrat die Jets ausmustern. Das Parlament verhinderte diesen Schritt damals. Nun nimmt Verteidigungsministerin Viola Amherd noch einen Anlauf.

Die Tiger-Flotte ist zu teuer

Grund für die Pläne sind die Kosten: Die Tiger verschlingen jährlich 40 Millionen Franken. Für den Weiterbetrieb wären Investitionen in Millionenhöhe nötig. Das Aus für die Tiger-Flotte wäre auch das Aus für die Patrouille Suisse, wie es sie heute gibt.

Neun rot-weisse Flugzeuge fliegen über einen Berggifpel.
Legende: Als Ersatz für die Patrouille Suisse soll das bestehende PC-7-Team dienen (im Bild). Die Kunstflugstaffel fliegt mit den Propellermaschinen des Typs PC-7. Diese sind einiges leiser und auch langsamer als die F-5 Tiger-Jets. Keystone/Alessandro della Valle

In den nächsten Wochen diskutiert Verteidigungsministerin Amherd die Pläne mit den zuständigen Kommissionen vom National- und Ständerat. Bereits jetzt gibt es Widerstand von Seiten der SVP und der FDP, aber auch von vielen Fans.

Fanclub markiert Präsenz

Zurück zum Flugplatz Dittingen, wo die Patrouille Suisse mit ihren Formationen Tausende begeistert. «Es ist einfach eine Faszination», schwärmt Susanne Schlienger vom Patrouille-Suisse-Fanclub.

«Wir alle hier sind richtig angefressen», betont sie. Den politischen Entscheid müsse man akzeptieren. «Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!» Auch Fanclub-Mitglied Otto Sebiseri hofft, dass die Patrouille Suisse bestehen bleibt.

Es sind Gänsehautmomente!
Autor: Otto Sebiseri Mitglied Patrouille Suisse Fanclub

«Die Patrouille Suisse ist eine Visitenkarte für die Schweiz», findet er. Mit Blick auf die vorbeifliegenden Jets ergänzt er: «Das sind doch einfach Gänsehautmomente – Momente des Patriotismus.» Noch steht es in den Sternen, wie viele dieser «Gänsehautmomente» Sebiseri und andere Aviatik-Fans mit der Patrouille Suisse noch erleben können.

Echo der Zeit, 22.8.2024, 18 Uhr ; 

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