Zum Inhalt springen

Kurz vor Papst-Besuch Bischof Gmür wünscht Diskussion über Zölibat

Kurz vor dem Papst-Besuch äussert sich der Bischof von Basel zum Zölibat. Ehelosigkeit brauche es für Priester nicht mehr zwingend.

Priester feiert Gottesdienst.
Legende: Längst nicht mehr jede Schweizer Pfarrei hat einen eigenen Priester. Keystone

Kurz vor dem Papstbesuch in Genf meldet sich eine prominente katholische Stimme zum Pflichtzölibat: «Wir müssen darüber diskutieren, ob es andere Formen gibt, wo man gut Priester sein kann, zum Beispiel verheiratet sein», sagt Felix Gmür, Bischof von Basel, gegenüber der «Rundschau» von SRF. «Für mich braucht es dies nicht zwingend.» Schliesslich gebe es verheiratete katholische Priester in der osteuropäischen Kirche und anderen Teilen der Welt.

Die katholische Kirche fordert von ihren Priestern Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit. Trotz Priestermangel hält der Vatikan in Europa am Pflichtzölibat fest. In der Schweiz sind immer weniger Männer bereit, sich weihen zu lassen. Seit den 1950er Jahren hat sich die Zahl der Priester hierzulande halbiert, das Durchschnittsalter liegt heute bei über 60 Jahren.

Liebe zu Christus

Der Innerschweizer Beat Reichlin ist einer der wenigen, der diesen Weg geht. «Die Liebe zu Christus und zur Kirche ist immer mehr gewachsen», sagt der Seelsorger. Es habe mit einer Sehnsucht zu tun, mit einer Suche nach etwas, was sich für ihn nun im Weg zum Priestertum konkretisiert habe.

Vor wenigen Tagen hat Bischof Gmür den 55-Jährigen in Solothurn zum Priester geweiht. Damit entschied sich Reichlin, das Pflichtzölibat einzuhalten. Keine Familie, keine Beziehung. «Er entscheidet sich nicht gegen, sondern für etwas», sagt der Bischof. «Alle meine Kräfte haben ein Ziel, das ist Jesus. Und ich gebe alles, was ich habe, da hinein», argumentiert das geistliche Oberhaupt des Bistums Basel.

Nicht ans Zölibat gehalten

Die Kirche sei mitschuldig, dass nicht mehr viele Männer diesen Beruf wählen, sagt Marcel Frossard. Obwohl längst pensioniert, ist der 81-jährige Priester aus Volketswil ZH noch immer im Einsatz. «Es gibt leider zu wenige von uns».

Er selber habe sich nicht immer an das Keuschheitsgebot gehalten und bereue dies auch nicht. «Wenn Sie jung sind, versprechen Sie vieles, was Sie nicht halten können», erklärt er in der «Rundschau». «Ich hatte keine Familie, ich habe nie mit jemandem zusammengelebt, aber ich hatte Beziehungen zu Frauen». Er hoffe nun, dass sich die katholische Kirche bewege und das Pflichtzölibat abschaffe. Frossard setzt dabei auf Papst Franziskus: «Er sucht neue Pfade, und ich kann nur sagen: Halte durch!»

Meistgelesene Artikel