Eigentlich ist er Künstler, nebenberuflich begleitet er im Zürcher Landesmuseum aber Störenfriede an die frische Luft. Tim Hergersberg ist Mitte 30, lebt und arbeitet in Zürich. Und eine seiner Hauptaufgaben im Landesmuseum ist die Sicherheit.
«Wir sind hier zwischen Hauptbahnhof und Platzspitz an einer sehr exponierten Lage», sagt er. Und gerade am Wochenende würden teils auch Leute einfach so ins Museum hineinstolpern.
Seit vier Jahren arbeitet Tim Hergersberg im Landesmuseum. Die kulturelle Lebenswelt sprach ihn an, er wollte auch während der Arbeit Ausstellungen betrachten. Mittlerweile fasziniert ihn vor allem das soziale Umfeld. «Verschiedenste Leute werden regelrecht ins Landesmuseum hineingeschwemmt.» Und er geniesse den Austausch mit ihnen.
Der Esel ist nicht zum Reiten da
Hergersberg ist einer von insgesamt 80 Mitarbeitenden, die sich im Landesmuseum um die Aufsicht kümmern. Alle tragen Uniform, Hose und Jacket in dunkelblau, ein Schild mit der Aufschrift «Besucherservice» und sie dienen den Gästen als Ansprechpersonen. Sie sind diskret im Hintergrund, aber stets bemüht und freundlich. Jeden Tag sind zwanzig Aufsichtspersonen im Einsatz und bewachen die teils uralten und wertvollen Exponate.
Für die Sammlung des Landesmuseums, vom original nachgebauten Fraumünsterzimmer bis zur Gemäldegalerie, ist an diesem Tag Rita Röösli zuständig. Ein besonderes Augenmerk legt die ausgebildete Kinesiologin auf die lebensgrosse Skulptur eines Esels mitten im Raum. «Es kam auch schon vor, dass jemand ein Kind auf diesen Esel setzen wollte», sagt sie. «Auf solche Gäste müssen wir besonders Acht geben.»
Wo stillt man das Baby? Oder wo wird gebetet?
Röösli ist sich den Umgang mit Menschen gewöhnt. Lange Jahre war sie Flugbegleiterin. Nach ihrer Frühpensionierung vermisste sie aber die Leute. «Wir haben eine Vielfalt an Besuchern aus aller Welt», gerät sie ins Schwärmen. «Ich kann weiterleben, was ich vorher erlebt habe. Das ist so spannend.»
Im Umgang mit Touristinnen und Touristen musste Röösli auch schon manch ungewohnte Situation meistern. Etwa, als jemand nach einem Raum zum Beten gefragt habe. «Das war nicht ganz einfach. Aber das haben wir möglich gemacht.» Ebenso musste auch schon ein Raum zum Stillen ausfindig gemacht werden.
Es braucht zwei Wochen, um das Labyrinth Landesmuseum zu durchblicken
Es sind diese Situationen, die den Beruf des Aufsehers im Landesmuseum besonders attraktiv machen. Dieser Meinung ist auch Lukas Ruoss, der auch mit seinem Partner einen Bauernhof betreibt. Nirgends habe er so gerne gearbeitet wie im Landesmuseum.
Am meisten schätzte er die Arbeit am Empfang. «Es gibt kleine Sachen, die man den Leuten dort sagen kann. Und ihnen geht das Herz auf und sie lächeln einen an.» Ein nettes Wort zu den Besuchern stelle sofort eine Verbindung her.
Ansprechbar sein, Sicherheit gewährleisten: Die Arbeit als Aufseher ist viel mehr als einfach nur Herumstehen. Auch ein ausgeprägter Orientierungssinn ist in den vielen Gängen und Räumen des Landesmuseums von Vorteil. «Ich habe etwa vierzehn Tage gebraucht, bis ich mich zurechtfand», gesteht Ruoss. «Ich dachte erst, das wird nie was.»