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Landwirtschaftsland wird knapp Streit um Pachtland: Schweizer Bauern erobern Süddeutschland

Schweizer und deutsche Bauern streiten sich um Ackerland. Die Deutschen beklagen, dass sie den Kürzeren ziehen.

Nur fünf Kilometer von der Schweiz entfernt liegt der Bauernhof von Daniel Meister – in Bettmaringen, im Kreis Waldshut, im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Der deutsche Bauer ist nicht besonders gut zu sprechen auf seine Schweizer Kollegen. Streitpunkt ist das Ackerland.

Bauer Daniel Meister
Legende: Daniel Meister hat immer mehr Mühe, genügend Fläche zu pachten, um seine Kühe zu füttern. Die Konkurrenz durch die Schweizer Bauern sei gross. SRF/Alex Moser

Es sei ihm selber passiert, schildert Bauer Meister gegenüber SRF: Er habe langjähriges Pachtland an einen Schweizer Bauern verloren. «Der Verpächter hat immer gesagt, nein, einem Schweizer würde er es nie geben. Und ein halbes Jahr später sagte er dann, er möchte es einem Schweizer Kollegen verpachten. Aus finanziellen Gründen in erster Linie.» Es sei immer dasselbe: Die Schweizer können höhere Preise zahlen.

Ackerland wird knapp

Für Bauer Meister ist klar: Er will keinen riesigen Betrieb. Aber der vorhandene Viehbestand müsse ordentlich versorgt werden – und dazu brauche es Fläche als Futtergrundlage. Aber: «Mit der vermehrten Abgabe von Land an Schweizer Kollegen wird das immer schwieriger.»

«Es entsteht ein Druck unter den Kollegen bei uns», beobachtet Daniel Meister. Und wenn es so weiter gehe wie in den letzten Jahren, dann werde es schwierig und bedrohe die Existenz der süddeutschen Bauern.

Über die Hälfte des Ackerlands im Kreis Waldshut sei bereits im Besitz von Schweizern, schätzt der örtliche Bauernverband. Etwa 300 Schweizer Bauern seien in Süddeutschland tätig.

«Abkommen lohnt sich nur für Schweizer»

Die Schweizer Bäuerinnen und Bauern könnten sich die Landkäufe vor allem wegen eines Abkommens aus dem Jahr 1958 leisten, erklärt Oswald Tröndle, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Waldshut BLHV. Gemäss diesem Abkommen dürfen Schweizer Landwirte in einer zehn Kilometer breiten Grenzzone die in Deutschland produzierten Waren zollfrei in die Schweiz einführen.

Bauernhof von oben
Legende: Der Bauernhof von Daniel Meister im deutschen Bettmaringen. Ein Teil des Pachtlands ging an einen Schweizer Bauern. SRF

Dadurch entstehe eine Ungleichbehandlung, erklärt Oswald Tröndle. «Der Schweizer fährt in die Schweiz und bekommt tolles Geld. Und wir müssen den Weizen auf der deutschen Seite auf den europäischen Markt bringen und kriegen kein wirkliches tolles Geld.» Die deutschen Bauern und ihre Verbände kritisieren die Situation seit Jahrzehnten. Bis jetzt ohne Erfolg.

Nicht illegal, aber ärgerlich

Verständnis für den Ärger der süddeutschen Bauern hat Christoph Graf. Er ist Präsident des Schaffhauser Bauernverbands und bewirtschaftet selber Land in Deutschland. «Wenn wir in derselben Situation wären, wären wir auch nicht erfreut . Das ist absolut verständlich.» Illegal ist die Situation aber nicht.

Rendez-vous, 26.2.2024, 12:30 Uhr ; 

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