Mangelnde Hygiene bei der Verarbeitung von Lebensmitteln kann gravierende Folgen haben: So starben im August 2020 zehn Menschen an mit Listerien verseuchtem Käse. Das Produkt stammte aus einer Käserei im Kanton Schwyz.
Auch wenn solche schweren Vorfälle selten sind, passiert es immer wieder, dass Lebensmittel krank machen. Um dies zu verhindern, kontrollieren die zuständigen Kantonslaboratorien regelmässig Lebensmittelbetriebe; insgesamt 40'000 Mal pro Jahr.
Zu wenig Kontrollen
Für die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) als Aussichtsbehörde sind das zu wenig Kontrollen. Sie hat dazu einen Bericht veröffentlicht. «Sämtliche Betriebe, die wir ausgewertet haben, werden zu wenig kontrolliert», sagt Gabriela Carappa, Sprecherin der EFK.
Wie oft Betriebe untersucht werden müssten, ist nämlich gesetzlich festgelegt: Bäckereien, Konditoreien, Supermärkte, Metzgereien, Fischhandlungen oder Cateringbetriebe zum Beispiel müssen alle zwei Jahre untersucht werden.
Tatsächlich werden sie weit weniger häufig kontrolliert. Metzgereien etwa knapp alle drei statt zwei Jahre. Cateringbetriebe sogar nur alle acht statt zwei Jahre. Bei Hofläden vergehen im Durchschnitt bis zu dreizehn Jahre, bis überhaupt einmal eine Kontrolle durchgeführt wird. Vorgeschrieben wären Lebensmittelkontrollen alle vier Jahre.
Zuständig sind die Kantone
Welche Kantone besonders lasch kontrollieren, kann die EFK nicht sagen, weil dazu Zahlen fehlen. Einen Anhaltspunkt liefert immerhin die Anzahl Betriebe pro Kontrolleur.
Im Kanton Neuenburg, Solothurn oder Basel-Stadt kommen auf eine Kontrolleurin rund 400 Betriebe. Im Kanton Waadt, Bern oder Zug hingegen sind es um die 1000 Betriebe. Zum Vergleich: Pro Jahr kann ein Kontrolleur rund 200 Betriebe besuchen, schreibt die EFK in ihrem Bericht.
Lebensmittelmarkt wird «immer intransparenter»
Dass bei Lebensmitteln in der Schweiz zu wenig kontrolliert werde, ist für die Stiftung für Konsumentenschutz nicht überraschend. «Die Kantone haben bei den Lebensmittelkontrollen gespart in den letzten Jahren», sagt Geschäftsführerin Sara Stalder. Das sei auch deshalb beunruhigend, weil der Lebensmittelmarkt «immer intransparenter» werde.
Die Finanzkontrolle nennt nun Verbesserungsvorschläge, wie die Koordinationsstelle beim Bund, das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, die Zusammenarbeit mit den Kantonen verbessern könnte.
Nichts zu sagen hat die EFK aber bei den Kantonen. Diese entscheiden weiterhin selbst, wie viele Kontrolleurinnen und Kontrolleure sie einsetzen.
Der Verband der Kantonschemikerinnen und -chemiker wollte sich zum Bericht der Finanzkontrolle nicht äussern.