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Lawine im Berner Oberland Opfer waren auf einem gesperrten Wanderweg unterwegs

Einen Tag nach dem Unglück am Oeschinensee zeigt sich: Mehr als 60 Personen mussten evakuiert werden.

Bei einem Lawinenniedergang am Oeschinensee oberhalb von Kandersteg (BE) ist am Donnerstag ein Mann ums Leben gekommen. Vier Personen wurden verletzt, sie konnten mittlerweile aber das Spital verlassen. Nun ist klar: Die Opfer waren auf einem Wanderweg unterwegs.

Nicht Schnee, sondern Steine

«Sie waren auf dem Weg Richtung Oberbärgli via Heuberg», präzisiert Céline Lehmann von der Kantonspolizei Bern. «Der Wanderweg war geschlossen, aber nicht physisch abgesperrt.» Und es sei auch nicht eine Lawine gewesen, die die Wandernden getroffen habe, sondern Steine: «Die Nassschneelawine hat einen Steinschlag ausgelöst, und die Steine wiederum sind auf dem Wanderweg gelandet.»

Obwohl der Wanderweg eigentlich geschlossen war, waren viele Menschen unterwegs. «Wir haben nach dem Lawinenniedergang insgesamt 62 Menschen vom Unfallort und dem umliegenden Gebiet evakuiert», so die Kapo-Sprecherin.

Für die Sicherheit auf dem Wanderweg ist die Gemeinde Kandersteg zuständig. Warum hat die Gemeinde den Wanderweg nicht physisch abgesperrt? Zum Beispiel mit einem Band oder Zaun? «Wir können nicht alle geschlossenen Wege mit Stacheldraht absperren», so René Mäder, Gemeinderatspräsident von Kandersteg. Der Aufwand sei schlicht zu gross.

Wanderweg, verschneite Berge
Legende: Ein schmaler – und gemäss Wanderforen auch anspruchsvoller – Weg führt durch eine Lawinengefahrenzone oberhalb des Oeschinensees. ZVG/Kantonspolizei Bern

Aber man habe an mehreren Stellen darauf hingewiesen, dass der Wanderweg gesperrt sei. «Auf den Tafeln bei der Gondelbahn und im Zustiegsgebiet war der Wanderweg mit einem roten Kreuz als gesperrt markiert.» Auch die Bahnangestellten hätten die Gäste auf die Sperrung hingewiesen.

Wir können nicht alle geschlossenen Wege mit Stacheldraht absperren.
Autor: René Mäder Gemeinderatspräsident Kandersteg

«Ausserdem waren alle Wanderwegweiser demontiert, so wie auch einige Brücken auf dem Weg», so René Mäder. «Spätestens dort hätte man doch merken sollen, dass man auf dem Weg nicht weiterwandern soll.»

Die Gemeinde will nun über die Bücher: «Wir werden mit den Fachpersonen des Kantons und der Gemeinde schauen, ob weitere Massnahmen Sinn machen, insbesondere bei beliebten Wanderwegen mit hohem Gefahrenpotenzial.» Ob ein Zaun oder ein Band ein Unglück wie jenes gestern zu verhindern vermag, bezweifelt René Mäder. «Die Polizei hat mittlerweile den Weg mit einem Band abgesperrt, trotzdem sind heute wieder Leute darauf unterwegs.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 10.05.2024, 12:03 Uhr ; 

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