Das Oberwallis versinkt im Schnee. Die Ferienorte Zermatt und Saas-Fee sind wegen drohender Lawinen von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Lage ist so prekär wie seit Jahren nicht mehr. Der bekannte Bergretter Bruno Jelk erklärt, wo die Gefahren lauern.
SRF: Wie schätzen Sie die aktuelle Lawinengefahr ein?
Bruno Jelk: Es herrscht die Gefahrenstufe 5 – das ist die höchste Stufe, die es gibt. Strassen- und Bahnverkehr sind gesperrt. In manchen Wohngegenden sind Zugangswege zu den Häusern gesperrt. Das Problem ist: Es gab sehr viel Neuschnee, über einen Meter innert 24 Stunden. Der nachfolgende Regen hat den Schnee aufgeweicht.
Welches sind die nächsten Schritte?
Wir müssen Lawinen sprengen können. Danach müssen wir das ganze Mattertal abfliegen und die Lawinenhänge einen nach dem anderen beurteilen. Hauptsächlich möchten wir die Verbindung von Zermatt nach Visp wieder sicherstellen können: Von Zermatt nach Täsch soll die Bahn, von Täsch nach Visp die Strasse wieder zugänglich gemacht werden. (Diese Strasse ist inzwischen nach Angaben der Gemeinde wieder geöffnet. – Anm. der Red.)
Wie lange wird Zermatt noch abgeschnitten bleiben?
Heute Abend wird der Ort kaum mehr erreichbar sein. Wir müssen zuerst sprengen können. Danach braucht die Bahn eine Anlaufzeit für die Inbetriebnahme. Ich schätze, Zermatt wird im Laufe des morgigen Tages wieder erreichbar sein.
Gab es schon einmal eine vergleichbare Situation?
1999 war die Situation ähnlich. Der Unterschied war, dass der Schnee damals trockener war. Es gab Schneelawinen mit Staublawinen, die damals alles zusammengeschlagen haben. Heute handelt es sich eher um Nasschnee- oder gemischte Lawinen. Diese schlagen weniger kaputt, dafür rücken sie bis in die Talsohlen vor. Für die Bahn und die Strasse sind die aktuellen Lawinen aufgrund ihrer Reichweite darum sehr gefährlich.