Tauchforscherin Almut Hanselmann staunte nicht schlecht, als sie bei einem Tauchgang im Januar einen grünen Pflanzenteppich am Seegrund entdeckte. Ein ungewöhnliches Bild. Normalerweise ist es zu dieser Jahreszeit kahl. Hanselmann nahm einige Proben mit und untersuchte sie später an der Universität Konstanz.
Die Untersuchungen brachten eine Überraschung: Bei der Pflanze handelt es sich um das längst nicht mehr vorhandene «Groenlandia densa», auch bekannt als Fischkraut. Dieses war in den letzten Jahrzehnten aus dem See verschwunden.
Zustand des Bodensees gab Kraut den Rest
Zu Beginn der 1990er-Jahre wurden die Sichtungen weniger, einige Jahre später wurde das Kraut gar nicht mehr gesehen. Dies zeigten regelmässige Erhebungen des Pflanzenbestands im Bodensee. Es wird vermutet, dass Wasserverschmutzung dem Fischkraut zugesetzt hat.
Almut Hanselmann taucht ab
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Bild 1 von 3. Mit ihrem Team bereitet sich die Forscherin Almut Hanselmann auf einen weiteren Tauchgang vor. Bildquelle: Universität Konstanz.
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Bild 2 von 3. Sie arbeitet bei einem länderübergreifenden Projekt der Europäischen Union mit ... Bildquelle: Universität Konstanz.
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Bild 3 von 3. ... und untersucht regelmässig den Pflanzenbestand im Bodensee. So fand sie das Fischkraut. Bildquelle: Universität Konstanz.
Was Forscherin Almut Hanselmann da am deutschen Bodenseeufer bei Immenstaad entdeckte, gilt also als kleine Sensation. «Es war ein total ungewöhnliches Bild. Etwas Besonderes und eine tolle Entdeckung!», freut sich Hanselmann über ihren Fund.
Für sie und andere Forschende der Uni Konstanz ist es vor allem ein gutes Zeichen für den Zustand des Bodensees. Wasserproben und Auswertungen über längere Zeit hätten gezeigt, dass die Belastung durch Ammonium und Phosphor zurückgegangen ist.
Bodensee erholt sich offenbar
Parallel dazu habe die Begrünung des Seegrunds zugenommen, heisst es in der Mitteilung der Uni Konstanz. Anzeichen dafür, dass das Ökosystem des Bodensees besser im Gleichgewicht ist als auch schon.
Und Forscherin Almut Hanselmann ergänzt: «Wasserpflanzen produzieren Sauerstoff und sind Lebensraum für viele Fische, Schnecken und Mikroorganismen.»
Wie das Fischkraut seinen Weg zurück in den Bodensee gefunden hat, ist nicht restlos geklärt. Möglich ist, dass die Samen Jahrzehnte im Seegrund überdauert haben, um dann wieder zu keimen. Denkbar wäre auch, dass es über die Zuflüsse wieder in den Bodensee gelangt ist. Wie weit verbreitet die Pflanze ist, soll demnächst untersucht werden.