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Ökosystem in Gefahr Das wird die Quaggamuschel wohl mit Schweizer Gewässern machen

Sie ist klein, gefrässig und vermehrt sich extrem schnell: die Quaggamuschel. Eine neue Studie zeigt, was das für unsere Seen bedeutet.

Situation in der Schweiz: Seit rund zehn Jahren breitet sich die aus dem Schwarzen Meer stammende Quaggamuschel (Dreissena rostriformis) in Schweizer Seen und Flüssen aus. Die invasive Art hat bereits vielerorts Fuss gefasst. Anders als in ihrer ursprünglichen Heimat ist sie in den tiefen Seen des Alpenvorraums gut vor natürlichen Feinden geschützt.

Invasion der Quaggamuschel in Nordamerika: Während sie in der Schweiz erst 2014 nachgewiesen wurde, breitet sich die Quaggamuschel in den Seen Nordamerikas seit den späten 1980er-Jahren aus. Dort verursacht sie unter anderem Probleme bei Wasserentnahmesystemen, da sie deren Rohre verstopft und so Schäden in Millionenhöhe verursacht. Zudem verändert die Muschel in bestimmten Gewässern die Nährstoffdynamik massgeblich – sie bringt das Ökosystem durcheinander.

Wissenschaftlicher Vergleich: Das Ausbreitungsmuster in Nordamerika lässt sich auch auf die Schweiz anwenden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Untersuchung zur Verbreitung der Quaggamuschel des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag sowie der Universitäten Genf und Konstanz. Forschende haben darin Daten aus vier der fünf grossen Seen Nordamerikas (Huron, Ontario, Michigan und Erie) mit Daten aus drei Schweizer Seen (Bodensee, Genfersee und Bielersee) verglichen.

Die Quaggamuschel breitet sich in der Schweiz aus

Blick in die Zukunft: «Wir befürchten, dass die Präsenz der Quaggamuschel einschneidende Folgen für unsere Seeökosysteme haben wird und diese möglicherweise aus dem Gleichgewicht bringt», so Eawag-Forscher Piet Spaak mit Blick auf die Beobachtungen aus Nordamerika. Gemäss der Studie dürfte die Biomasse pro Quadratmeter in den nächsten 22 Jahren um das Neun- bis Zwanzigfache zunehmen. Es drohe eine Kettenreaktion:

  • Rückgang des Planktons
  • Zunahme der Sichttiefe
  • Nährstoffabnahme im Freiwasser
  • Veränderung des Nahrungsnetzes
  • Rückgang von Fischbeständen
  • Muschelschalen im Uferbereich
  • Erhöhter Wartungsaufwand und Kosten, zum Beispiel für Fischerei

Schwierige Bekämpfung der Quaggamuschel: In bereits befallenen Seen könne die Dynamik nicht mehr aufgehalten werden, so die Forschenden. «Das ist leider eine schlechte Nachricht für die tiefen Seen des Alpenvorraums, die von der Quaggamuschel betroffen sind», meint Experte Spaak. Auch noch nicht befallene Gewässer wie etwa der Zürichsee oder der Vierwaldstättersee könnte das bald angehen: Denn die Muschel reist als «blinder Passagier» am Rumpf von Booten oder im Kühlwasser mit.

Notwendiges Handeln: «Mit geeigneten Massnahmen, zum Beispiel einer Reinigungspflicht für Boote und gezielten Informationskampagnen, könnte die Ausbreitung in neue Gewässer noch verhindert werden», so Spaak. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee fordert beispielsweise:

  1. Kontrollieren Sie, dass keine Rückstände von Schlamm, Pflanzenmaterial oder Tieren an Bootsrumpf, Anker, Tauen, Sport- und Fischereiausrüstung zurückbleiben.
  2. Reinigen Sie Boote, Sport- und Fischereiausrüstung mit sauberem Wasser, wenn möglich heisses Wasser, und einem Hochdruckreiniger. Auf ablaufendes Schmutzwasser achten.
  3. Leeren Sie Bilge und wassergefüllte Behältnisse am Ursprungsgewässer.
  4. Trocknen Sie Boote und Ausrüstung vollständig für mindestens vier Tage, bevor Sie in ein anderes Gewässer wechseln.

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Tagesschau, 16.11.2023, 19:30 Uhr

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