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Lehrpersonen ohne Diplom So erlebt ein Quereinsteiger den Lehrpersonen-Job

Hunderte Lehrpersonen unterrichten ohne Diplom. Wie es ihnen ergeht und wie der Kanton Zürich sie im Beruf halten will.

Ohne sie geht in Schweizer Schulen nichts. Landauf, landab springen Lehrpersonen ohne Diplom in die Bresche. Im Kanton Bern etwa unterrichten rund 1500 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Im Kanton Zürich starteten diesen Sommer 530 Lehrpersonen ohne Diplom ins Schuljahr.

Neu sollen solche Quereinsteiger einfacher ein Studium an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) machen können. Zugelassen sind auch Personen ohne Matura oder Hochschulabschluss, wie der Kanton am Donnerstag mitteilte. Wer studiert, kann über das laufende Schuljahr hinaus als Lehrperson arbeiten.

Welche Bedingungen gelten fürs Studium?

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  • Personen ohne Matura, Hochschulabschluss oder Fachmaturität Pädagogik sollen neu an der PHZH einfacher ein Studium machen können.
  • Sie müssen mindestens 40 Prozent als Lehrerin oder Lehrer im laufenden Schuljahr arbeiten.
  • Zudem müssen Interessierte mindestens 30 Jahre alt sein, eine abgeschlossene Ausbildung und drei Jahre Berufserfahrung haben.
  • Wer diese Bedingungen nicht erfüllt, kann eine Aufnahmeprüfung machen.
  • Hat jemand beispielsweise eine Matura, kann er oder sie direkt an der PH studieren.

Wie wichtig eine pädagogische Ausbildung ist, zeigt das Beispiel des 24-jährigen Merlin Kropf aus Bern. Nach seinem Bachelor-Studium in Geschichte und einem Auslandsaufenthalt ist er über eine Stellvertretung spontan in den Lehrerberuf eingestiegen.

Dies gleich als Klassenlehrer an der Schule in Homberg, einer ländlichen Gemeinde oberhalb von Thun. Der Anfang sei sehr anstrengend gewesen: «Ich überschätzte mich damals und dachte, dass das Unterrichten nicht so schwierig sein könne», sagt Kropf.

Merlin Kropf
Legende: Merlin Kropf arbeitet als Lehrer, obschon er (noch) über kein entsprechendes Diplom verfügt. ZVG

Doch Kropf täuschte sich. Und kam ins Schwitzen, überfordert habe er sich aber nicht gefühlt. Schule zu geben, sei viel mehr als vor den Schülerinnen und Schülern zu stehen und Informationen zu vermitteln, sagt der Mann aus der Region Thun. «Elterngespräche, Ausflüge und Lager zu organisieren, kommt dazu. Zudem muss man gut mit kurzfristigen Änderungen umgehen können.»

Was die Ausbildung bringt

Trotz den vielen Herausforderungen war für Kropf rasch klar: Er will weiter als Lehrer arbeiten – obschon er damals kein pädagogisches Fachwissen hatte. «Aber längerfristig Schule zu geben, macht nur Sinn, wenn man über eine entsprechende Ausbildung verfügt», sagt er.

Gesagt, getan: Heute arbeitet Kropf in einem Teilzeit-Pensum an der Schule Homberg. Dies in einer Klasse, die Schülerinnen und Schüler aus der dritten bis sechsten Klassen gemeinsam bestreiten.

Daneben macht er das Lehrpersonen-Diplom an der Pädagogischen Hochschule Bern, ebenfalls Teilzeit. Der Aufwand lohne sich. «Ich verstehe die Entwicklungsschritte der Kinder bereits besser und habe didaktische Fortschritte gemacht», sagt er.

Ich verstehe die Entwicklungsschritte der Kinder besser und habe didaktische Fortschritte gemacht.
Autor: Merlin Kropf Quereinsteiger in Ausbildung

Für die PH Bern und den Kanton ist der Weg von Kropf ein Musterbeispiel, wie die Weiterbildung von Quereinsteigenden funktionieren sollte. «Das ist auch für die Zukunft und Bildung der Kinder relevant», sagt Jürg Arpagaus, Leiter des Institutes Weiterbildung und Dienstleitung der PH Bern.

Aufnahme «sur dossier» auch an der PH Bern

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Wie neu die PH Zürich nimmt auch die PH Bern Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ohne Maturität auf. Sie müssen unter anderem mindestens dreissig Jahre alt sein und eine dreijährige Ausbildung wie etwa eine Berufslehre gemacht haben.

Früher oder später bräuchten alle Quereinsteigenden eine Ausbildung, sagt auch Michael Reber, Abteilungsleiter Bildung in Münchenbuchsee. Die Berner Gemeinde beschäftigt gerade im heilpädagogischen Bereich Lehrpersonen ohne Diplom. «Wer länger bleiben will, muss an die PH. Auch zum Schutz von sich selbst. Denn ohne Ausbildung fehlt das nötige Rüstzeug für den Job.»

Zürcher Schulleiter sind erfreut

Dass nun auch im Kanton Zürich das Studium für Lehrpersonen ohne Diplom vereinfacht wird, erleichtert Schulleiterinnen und Schulleiter. «Das ist eine riesige Entlastung», sagt Sandra Aebersold, Co-Schulleiterin einer Primarschule in Volketswil.

Quereinsteiger langfristig zu halten, sei wichtig: «Die Leute zu finden und in die Arbeitswelt zu integrieren, ist ein grosser Aufwand.» Der Kanton Zürich erwartet, dass sich etwa die Hälfte der 530 Lehrpersonen ohne Diplom für ein Studium qualifizieren könnte.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 15.11.2022, 06:31 Uhr ; 

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