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Letzte Initiative gescheitert Neuer Anlauf für ein Verbot von Tierversuchen in der Schweiz

Gegnerinnen und Gegner von Tierversuchen wollen noch dieses Jahr eine neue Initiative lancieren. Erst im Februar war eine solche Vorlage an der Abstimmungsurne gescheitert.

Nach der Abstimmungsschlappe im Februar nehmen die Gegnerinnen und Gegner von Tierversuchen bereits wieder einen weiteren Anlauf. Sie wollen noch in diesem Jahr eine neue Volksinitiative gegen Tierversuche lancieren.

Das Verdikt des Stimmvolkes war überaus deutlich. Gut 79 Prozent sagten Nein zur Initiative, die Tier- und Menschenversuche verbieten wollte. Die Interessengemeinschaft Tierversuchsverbotsinitiative aber bleibt hartnäckig.

Es sei keine Zwängerei, sagt Co-Präsident Renato Werndli: «Wir sollten das nicht als Zwängerei anschauen, weil das ja immerhin noch zwei bis drei Jahre geht, bis die Vorlage vors Volk kommt. Die Tiere haben einfach nicht die Zeit, um jetzt wieder 15 oder 20 Jahre zu warten.»

Dieses Mal weniger Verbote im Text

Werndli betont, das Komitee sei auf die Kritik an der letzten Initiative eingegangen. In der abgelehnten Initiative hätte man keine Produkte mehr importieren dürfen, wenn bei der Entwicklung Tierversuche im Spiel waren.

Ebenfalls verzichtet die Interessengemeinschaft dieses Mal auf ein Verbot von Versuchen am Menschen. Hätte das Stimmvolk die Initiative im Februar angenommen, hätte man zum Beispiel keine neuen Medikamente mehr an Menschen testen dürfen.

Forschung wappnet sich gegen neue Initiativen

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Die Gegnerinnen und Gegner von Tierversuchen bereiten eine neue Volksinitiative vor. Gleichzeitig ist man auch auf der Seite derer aktiv, die Tierversuche durchführen.

So haben die Schweizer Universitäten kürzlich eine Kommission gegründet, die besser über Tierversuche informieren will. Die Kommission heisst «Staar» und es sind bereits über 20 Institutionen beigetreten.

Andrea Jaggi von SRF hat mit Michael Hottiger gesprochen. Er ist Professor am Institut für molekulare Mechanismen bei Krankheiten an der Universität Zürich.

SRF News: Ist diese Kommission eine Alibiübung? Es wird ja mit ihr kein Tier vor Versuchen gerettet.

Michael Hottiger: Staar ist sicher nicht eine Alibiübung. Tierversuche sind für die Grundlagenforschung, die biomedizinische und veterinärmedizinische Forschung enorm wichtig und wir sind der Meinung, dass dies auch in absehbarer Zukunft so bleiben wird.

Die Öffentlichkeit aber auf der anderen Seite, Medien und Politik haben das Recht zu erfahren, warum und wie Tiere in der Schweizer Forschung eingesetzt werden.


Fürchten Sie die neuen Anläufe zur Abschaffung von Tierversuchen?

Es ist wichtig, dass jede Institution, die Tierversuche durchführt, auch transparent darüber informiert. Ich bin überzeugt, dass die Schweizer Bevölkerung, wenn sie gut und faktenbasiert informiert ist, die Verantwortung wahrnehmen kann.

ich bin überzeugt, dass eine gut informierte Bevölkerung auch in Zukunft zu Tierversuchen ja sagen wird, so wie sie es in den letzten Jahrzehnten schon viele Male gemacht hat.


Der Schweizer Tierschutz sagt, dass viel zu viele Überschusstiere produziert würden, die man dann töten müsse. Sind solche Nachrichten für ihre Interessen kontraproduktiv?

Diese Zahlen von den sogenannten Überschusstieren werden vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen seit 2014 schon publiziert. Es ist also nichts Neues, dass nicht alle Tiere in einem Experiment eingesetzt werden können.

Es gibt verschiedene Gründe, wie der Genotyp zum Beispiel, weswegen dann ein gezüchtetes Tier nicht eingesetzt werden kann und dass es hier allenfalls Potenzial für Verbesserung gibt. Das ist an und für sich klar und wird auch schon länger diskutiert und es wird auch nach Lösungen gesucht.

Die Hauptforderung jedoch bleibt auch mit der neuen Initiative die Gleiche: «Wir sind wirklich für ein konsequentes Abschaffen der Tierversuche, weil das für uns ein Verbrechen ist, und Verbrechen muss man einfach abschaffen, man kann sie nicht einfach reglementieren.»

Schulterschluss mit anderen Organisationen

Renato Werndli hat als Co-Präsident der IG Tierversuchsverbotsinitiative nun zwei ähnliche Initiativtexte anderen Tier- und Naturschutzorganisationen gesendet. Sie sollen ihre Meinung dazu abgeben.

Anders als beim letzten Mal wollen die Initiantinnen und Initianten sie dieses Mal frühzeitig ins Boot holen. Man sei froh, wenn sie mithelfen, sei aber nicht abhängig: «Wir sind fähig, mit unserer Riege das ganz alleine zu stemmen.»

Weiter sagt Werndli: «Wir haben es das letzte Mal auch selbst gemacht.»  Die Interessengemeinschaft Tierverbotsinitiative möchte noch in diesem Jahr Unterschriften sammeln.

Initiative Tierversuchsverbot

Eidg. Vorlage: «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt»

  • JA

    20.9%

    500'937 Stimmen

  • NEIN

    79.1%

    1'893'539 Stimmen

Standesstimmen

  • JA

    0.0

  • NEIN

    23.0

HeuteMorgen, 11.07.2022, 06:00 Uhr

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