Die Zahl der Geburten in der Schweiz hat im letzten Jahr im Vergleich zum Rekordjahr 2021 abgenommen. Es gibt aber Ausnahmen. So vermelden die Regionalspitäler Leuggern (AG) und Rheinfelden (AG) auch für 2022 einen Geburtenrekord. Ein Grund: Es kommen vermehrt Deutsche, um im Aargau zu gebären.
Beide Spitäler liegen nahe an der Grenze zu Deutschland und sind auf deutsche Frauen angewiesen. «Wenn man sich unser Spital geografisch anschaut, dann liegt ein grosser Teil unseres Einzugsgebiets nicht in der Schweiz. Deshalb sind Deutsche für uns wichtig», sagt Ursula Keller, Pflegedienstleiterin im Spital Leuggern.
Etwa ein Drittel aller 800 Geburten im Spital Leuggern entfällt auf deutsche Frauen. Von den 500 Geburten in Rheinfelden sind es «weit über 20 Prozent», wie Maik Hauschild, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe, sagt.
In Rheinfelden und Leuggern wurde die Geburtstation in den letzten Jahren ausgebaut, auch mit Blick auf werdende Mütter aus Deutschland. In Rheinfelden profitiert das Spital auch davon, dass zwei Geburtskliniken in der deutschen Nachbarschaft geschlossen haben, in Badisch-Rheinfelden und Bad Säckingen.
Dass die Zahl der Patientinnen aus Deutschland zunimmt, führt Maik Hauschild in Rheinfelden auch auf die berufliche Situation vieler Frauen zurück. Denn für Grenzgängerinnen mache es finanziell gesehen keinen Unterschied, ob sie in der Schweiz oder in Deutschland entbinden.
Mehrkosten übernimmt in Leuggern das Spital
«Wenn die Patientinnen in der Schweiz arbeiten, sind sie automatisch in der Schweiz versichert», erklärt Hauschild. «Der andere Teil der deutschen Patientinnen hat eine Zusatzversicherung für die Schweiz.» Fehlt beides, müssen die Frauen in Rheinfelden die Differenz zwischen den Kosten einer Geburt in Deutschland und einer in der Schweiz selber bezahlen. Deshalb komme dies in Rheinfelden kaum vor.
Das Spital Leuggern übernimmt dagegen sogar diese Differenz. «Für uns ist Deutschland interessant», sagt Ursula Keller. Denn das Regionalspital hat seine Kapazitäten erst gerade ausgebaut, sodass Hebammen und Pflegerinnen auf der Wochenbettstation noch Zeit hätten für weitere Geburten - von Schweizerinnen und Deutschen.