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Littering-Problem «Abfallsünder sollte man hart abstrafen»

Die Meinungen, wie Littering bekämpft werden soll, gehen weit auseinander. Zwei Experten – zwei Lösungsansätze.

Ist Littering in der Schweiz überhaupt ein Problem? Eine im Juli vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) herausgegebene Studie sagt klar ja. Laut dieser Studie landen in der Schweiz jedes Jahr 5000 Tonnen Plastikmüll in der Natur. Die Hauptursache dafür ist Littering – das achtlose Liegenlassen von Abfall. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Handlungsbedarf besteht. Nicht gleicher Meinung sind sie aber, wenn es um die konkrete Lösung des Problems geht.

«Schauen Sie mal nach Singapur»

Rainer Bunge ist Professor an der Hochschule für Technik Rapperswil und Abfall-Spezialist. Er ist der Meinung, dass dem Littering-Problem vor allem durch hohe Geldstrafen beizukommen ist. «Schauen Sie sich in Singapur einmal auf der Strasse um, da ist es überall sauber. Da kriegen Sie schon eine horrende Busse für Kleinigkeiten, wenn Sie etwa einen Kaugummi auf den Boden spucken.» An Prävention und Sensibilisierung glaubt Rainer Bunge nicht und findet: «Abfallsünder sollte man hart abstrafen.»

Die Strafen für Littering sind nicht überall in der Schweiz gleich hoch und es existiert keine einheitliche Regelung. Städte und Kantone legen Bussen individuell fest. Lausanne greift am härtesten durch. Wer dort Abfall liegen lässt, wird mit 150 Franken gebüsst. In Bern oder Basel sind die Bussen mit 80 Franken deutlich tiefer angesetzt. In einigen Kantonen ist Littering sogar straffrei. Man könne Bussen für Littering ohnehin nicht durchsetzen, heisst es dort. Genau bei der Durchsetzung müsste man aber ansetzen, meint Rainer Bunge.

«Es geht nur über Prävention»

Anders sieht das Nora Steimer von der Interessengemeinschaft saubere Umwelt (IGSU), bei welcher auch die Detailhändler Migros und Coop beteiligt sind. Littering könne nur durch Sensibilisierung und Prävention effektiv bekämpft werden. Die IGSU führt dafür Informationskampagnen an Schulen durch und organisiert den Clean-Up-Day. An diesem Tag sammeln Schulen, Vereine, Gemeinden und Unternehmen gemeinsam Abfall ein.

Steimer betont aber die Wichtigkeit von persönlichen Gesprächen für die Sensibilisierung. Das sei aufwändig, aber auch wirksamer. Dafür seien das ganze Jahr Botschafter der IGSU unterwegs. Diese würden Personen im öffentlichen Raum beispielsweise unmittelbar beim Mittagessen auf Littering ansprechen. Dies sei wichtig, da wir heute vermehrt unterwegs seien, so Nora Steimer.

Bei Bussen ist Nora Steimer skeptischer: «Bussen können lediglich einen Beitrag leisten und als unterstützende Massnahme dienen. Die Höhe der Busse ist nicht entscheidend. Es braucht aber zwingend Sensibilisierung und Prävention.» Bussen sind nur bedingt wirksam, findet Nora Steimer. Rainer Bunge hingegen ist überzeugt: Nur hohe Bussen zeigen Wirkung.

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