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Lötschental im Wallis Ein Drittel des Bergs ist gerutscht – der Rest dürfte noch folgen

  • Das erwartete Grossereignis im Lötschental VS ist bisher nicht eingetroffen.
  • Durch all die Bewegungen seien mittlerweile rund 1.5 Millionen Kubikmeter Material unten, bestätigt der Regionale Führungsstab gegenüber SRF.
  • Er rechnet im Worst-Case-Szenario mit insgesamt 5 Millionen Kubikmeter Gestein, das abbrechen könnte.
  • Der Rest könne weiterhin innerhalb der nächsten Stunden kommen.

«Man sieht immer wieder Staubwolken kommen und hört das Geröll», sagt Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab zur Lage am Dienstagvormittag. Man höre, dass etwas komme, aber immer in dem Mass, dass sich das Geröll oberhalb vom Gletscher sammle und nicht bis in den Talgrund vordringe.

Insgesamt fünf Millionen Kubikmeter seien in Bewegung und könnten schlimmstenfalls abrutschen, das sei immer noch aktuell, führt Jeitziner aus. «Gemäss Schätzungen sind 1.5 Millionen Kubikmeter bereits abgebrochen, wir sprechen von einem Drittel, der bereits in Bewegung war.»

«Die Nacht war grundsätzlich ruhig», sagte Jonas Jeitziner vom Gemeindeführungsstab bereits am frühen Dienstagmorgen gegenüber SRF. Am Montagabend hätten sich 150'000 bis 200'000 Kubikmeter Stein in Stücken gelöst.

Diesen Abbruch hat SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer vom Nachbardorf aus miterlebt. «Ich habe eine grosse Staubwolke gesehen, die gezeigt hat, dass es ein grösserer Abbruch gewesen war.»

Das Lötschental habe danach eine relativ ruhige Nacht erlebt. «Es war aber ein mulmiges Gefühl, weil man in der Nacht nicht sieht, wenn etwas kommt.» Wer die Nacht auf der gegenüberliegenden Bergseite verbracht hat, habe stundenlang Poltern und Grummeln gehört, berichten Augenzeugen gegenüber SRF.

So verlief die Nacht im Lötschental

Seither sei immer wieder Material abgebrochen, aber es habe keinen so grossen Abbruch mehr gegeben, sagt Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab: «Der grosse Knall ist nicht gekommen.» Noch nicht, es gelte weiterhin: «Abwarten», sagt Jeitziner.

Die Zuständigen rechnen mit weiteren Felsstücken, die sich lösen werden. Immerhin sei die aktuelle Situation eine gewisse Erleichterung für sie, erklärt SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer. Sie seien froh, dass der Berg bisher in Stücken abbricht und nicht in einem riesigen Bergsturz.

Der geplante Reko-Flug für den Morgen wurde abgesagt. Das sei nicht nötig, hiess es vom Führungsstab. Er hat für den Nachmittag um 15:00 Uhr eine Medieninformation angekündigt.

Ungewissheit und Bangen

Wegen des drohenden Bergsturzes evakuierten die Behörden das Walliser Dorf Blatten mit rund 300 Bewohnenden am Montag fast vollständig. Ausgenommen sind die Gebiete Weissenried und Eisten.

Alle Evakuierten konnten entweder privat oder in leer stehenden Wohnungen untergebracht werden, hiess es vom Regionalen Führungsstab. Gruppenunterkünfte hätten nicht genutzt werden müssen.

Die Stimmung unter der Bevölkerung sei bedrückt, erklärt Jonas Jeitziner: «Sie haben Angst vor dem Ungewissen, was wirklich mit dem Dorf Blatten passiert.» Das sei tatsächlich offen, «das Ausmass ist nicht vorhersehbar.»

Murgang erreicht Dorfrand

Vor einigen Tagen waren Felsen am Kleinen Nesthorn – einem vorgelagerten Gipfel des Bietschhorns (3934 m ü. M.) – auf den Birchgletscher gestürzt und hatten dabei einen Murgang ausgelöst. Dieser kam rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand zum Stillstand. Der Murgang hatte das Volumen einer kleinen Lawine.

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.5.2025, 6:31 Uhr ; 

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