- Das erwartete Grossereignis im Lötschental VS ist bisher nicht eingetroffen.
- Durch all die Bewegungen seien mittlerweile rund 1.5 Millionen Kubikmeter Material unten, bestätigt der Regionale Führungsstab gegenüber SRF.
- Er rechnet im Worst-Case-Szenario mit insgesamt 5 Millionen Kubikmeter Gestein, das abbrechen könnte.
- Der Rest könne weiterhin innerhalb der nächsten Stunden kommen.
«Man sieht immer wieder Staubwolken kommen und hört das Geröll», sagt Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab zur Lage am Dienstagvormittag. Man höre, dass etwas komme, aber immer in dem Mass, dass sich das Geröll oberhalb vom Gletscher sammle und nicht bis in den Talgrund vordringe.
Insgesamt fünf Millionen Kubikmeter seien in Bewegung und könnten schlimmstenfalls abrutschen, das sei immer noch aktuell, führt Jeitziner aus. «Gemäss Schätzungen sind 1.5 Millionen Kubikmeter bereits abgebrochen, wir sprechen von einem Drittel, der bereits in Bewegung war.»
«Die Nacht war grundsätzlich ruhig», sagte Jonas Jeitziner vom Gemeindeführungsstab bereits am frühen Dienstagmorgen gegenüber SRF. Am Montagabend hätten sich 150'000 bis 200'000 Kubikmeter Stein in Stücken gelöst.
-
Bild 1 von 2. Die Abbruchstelle am Montagnachmittag um 15:42 Uhr. Bildquelle: Regionaler Führungsstab Lötschental.
-
Bild 2 von 2. Die Abbruchstelle am Montagmorgen um 10:35 Uhr. Bildquelle: Die Abbruchstelle am Montagnachmittag um 15:42 Uhr.
Diesen Abbruch hat SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer vom Nachbardorf aus miterlebt. «Ich habe eine grosse Staubwolke gesehen, die gezeigt hat, dass es ein grösserer Abbruch gewesen war.»
Das Lötschental habe danach eine relativ ruhige Nacht erlebt. «Es war aber ein mulmiges Gefühl, weil man in der Nacht nicht sieht, wenn etwas kommt.» Wer die Nacht auf der gegenüberliegenden Bergseite verbracht hat, habe stundenlang Poltern und Grummeln gehört, berichten Augenzeugen gegenüber SRF.
-
Bild 1 von 11. Die meisten Tiere waren am Dienstag bereits aus Blatten evakuiert. Am Dienstagnachmittag flog ein Helikopter eine einzelne Kuh aus dem Gebiet. Sie konnte den Weg nicht selbst gehen. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 2 von 11. Die Abbruchstelle am Kleinen Nesthorn am Dienstagmorgen um ca. 10 Uhr. Bildquelle: Regionaler Führungsstab Lötschental.
-
Bild 3 von 11. In der Nacht auf Dienstag sei ein permanentes Grollen und Rumoren des Berges hörbar gewesen, berichtete ein Augenzeuge. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 11. Über Stunden habe man in der Nacht auf Dienstag stets eine Art Poltern gehört. Oberhalb von Blatten war zudem eine Staubwolke zu sehen. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 11. Ansonsten verlief die Nacht auf Dienstag relativ ruhig. Der letzte grössere Abbruch fand am frühen Montagabend statt. Bildquelle: zvg/Regionaler Führungsstab Lötschental.
-
Bild 6 von 11. Entsprechend zeigte der Blick in Richtung Kleines Nesthorn am frühen Dienstagmorgen keine Veränderung: Der Gipfel ist noch da. Bildquelle: SRF.
-
Bild 7 von 11. Felsen donnern ins Tal: Immer wieder brechen ob Blatten Teile des Berges ab. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
-
Bild 8 von 11. Weitere Teile des Felsens unterhalb des Bietschhorns könnten auf den Birchgletscher stürzen und weitere Murgänge auslösen. Bildquelle: Google Earth/Markierungen SRF.
-
Bild 9 von 11. Die Strasse nach Blatten im Lötschental wurde gesperrt. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 10 von 11. In der Nachbargemeinde Ferden haben die Behörden am Montagnachmittag über die Situation informiert. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 11 von 11. Das Bietschhorn thront hoch über Blatten. Das Kleine Nesthorn unterhalb bröckelt und stellt eine Gefahr dar. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
Seither sei immer wieder Material abgebrochen, aber es habe keinen so grossen Abbruch mehr gegeben, sagt Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab: «Der grosse Knall ist nicht gekommen.» Noch nicht, es gelte weiterhin: «Abwarten», sagt Jeitziner.
Die Zuständigen rechnen mit weiteren Felsstücken, die sich lösen werden. Immerhin sei die aktuelle Situation eine gewisse Erleichterung für sie, erklärt SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer. Sie seien froh, dass der Berg bisher in Stücken abbricht und nicht in einem riesigen Bergsturz.
Der geplante Reko-Flug für den Morgen wurde abgesagt. Das sei nicht nötig, hiess es vom Führungsstab. Er hat für den Nachmittag um 15:00 Uhr eine Medieninformation angekündigt.
Ungewissheit und Bangen
Wegen des drohenden Bergsturzes evakuierten die Behörden das Walliser Dorf Blatten mit rund 300 Bewohnenden am Montag fast vollständig. Ausgenommen sind die Gebiete Weissenried und Eisten.
Alle Evakuierten konnten entweder privat oder in leer stehenden Wohnungen untergebracht werden, hiess es vom Regionalen Führungsstab. Gruppenunterkünfte hätten nicht genutzt werden müssen.
Die Stimmung unter der Bevölkerung sei bedrückt, erklärt Jonas Jeitziner: «Sie haben Angst vor dem Ungewissen, was wirklich mit dem Dorf Blatten passiert.» Das sei tatsächlich offen, «das Ausmass ist nicht vorhersehbar.»
Murgang erreicht Dorfrand
Vor einigen Tagen waren Felsen am Kleinen Nesthorn – einem vorgelagerten Gipfel des Bietschhorns (3934 m ü. M.) – auf den Birchgletscher gestürzt und hatten dabei einen Murgang ausgelöst. Dieser kam rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand zum Stillstand. Der Murgang hatte das Volumen einer kleinen Lawine.