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Luftwaffenchef zum Tiger-Aus «Wir investieren nicht mehr in alte Systeme»

Die Tiger-Flotte kostet die Armee jedes Jahr 40 Millionen Franken, für einen längeren Betrieb wären zusätzliche Millionen-Investitionen nötig. Darum will die Armee Kampfflugzeuge F-5 Tiger bis 2027 ausmustern. Das bedeutet auch das Aus der Patrouille Suisse, wie wir sie heute kennen. Peter Merz, der Kommandant der Schweizer Luftwaffe, über die Gründe.

Peter Merz

Kommandant der Schweizer Luftwaffe

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Peter «Pablo» Merz (1968) ist ein Schweizer Berufsoffizier im Rang eines Divisionärs und Kommandant der Schweizer Luftwaffe. Er ist verantwortlich für die Grundbereitschaft, Ausbildung und den Einsatz der Luftwaffe und der Fliegerabwehr. Merz untersteht dem Chef Kommando Operationen.

SRF News: Das Verteidigungsdepartement VBS will die Tiger-Flotte per Ende 2027 stilllegen. Weshalb?

Peter Merz: Die Armee richtet sich konsequent auf die Verteidigung aus. Und aufgrund der aktuellen Finanzsituation fokussieren wir das Geld konsequent auf neue Systeme und investieren nicht mehr in alte Systeme.

Warum soll das Ende der Tiger ausgerechnet Ende 2027 kommen?

Wegen der Technik. Wenn die F-5 länger betrieben werden sollten, müsste man investieren. Zum Beispiel gelangen die Schleudersitz-Patronen an ihr Lebensende.

Wir haben die Absicht, auch nach 2027 Flug-Vorführungen zu machen.

Auch die Flugzeug-Avionik, also die Instrumente, müssten erneuert werden. Wir sprechen da von rund neun Millionen Franken. Und wir wollen, wie gesagt, das Geld in die Zukunft investieren und nicht in ein altes System.

Die Tiger dienen heute zum Beispiel als Zielobjekte bei Kampfübungen. Wie geht das ohne die Tiger?

Ab dem Jahr 2027 beginnen wir mit der Einführung der F-35. Damit fliegen wir sukzessive weniger mit den F/A-18-Jets. Somit gibt es auch weniger Bedarf für die Tiger als Sparringpartner der F/A-18. Und was noch übrig bleibt, wird die F/A-18 selber übernehmen.

Mann in Militäruniform gestikuliert vor einem Vorhang
Legende: Der Kommandant Schweizer Luftwaffe, Peter Merz, hier bei einem Medienanlass 2022. Archiv/Keystone/Urs Flueeler

Kritiker sagen: Gemessen an der Flugstunde sei die F/A-18 teurer als der Tiger. Es mache deshalb auch finanziell Sinn, den Tiger länger in Betrieb zu halten.

Wenn Sie die einzelnen Flugstunden vergleichen, dann stimmt das. Aber wenn man die ganze Tiger-Flotte mit den Vollkosten, den Arbeitsstellen, der Infrastruktur usw. anschaut, dann ist es nicht günstiger. Dann ist es effizienter, mit den F/A-18 zu fliegen.

Mit dem Ausstieg aus dem Tiger verliert die Armee ihre Visitenkarte, die Patrouille Suisse. Weshalb nehmen Sie das in Kauf?

Wir haben die Absicht, auch nach 2027 Flug-Vorführungen zu machen. Aber es ist so, dass die Patrouille Suisse dann nicht mehr auf einem Jet fliegen kann.

Eine Variante ist, dass wir in Zukunft bei Flug-Vorführungen auf das bestehende PC-7-Team mit Propellerflugzeugen setzen.

Bundespräsidentin Viola Amherd wird mit den sicherheitspolitischen Kommissionen von National- und Ständerat diskutieren, wie Flug-Vorführungen künftig umgesetzt werden können. Eine Variante ist, dass wir in Zukunft auf das bestehende PC-7-Team mit Propellerflugzeugen setzen. Diese sind kostengünstiger und emissionsärmer.

Und dieses PC-7-Team würde dann zur künftigen Patrouille Suisse?

Das wissen wir noch nicht. Wir müssen das jetzt zuerst einmal mit den Kommissionen des Parlaments diskutieren.

Im Parlament gibt es viele kritische Stimmen. Auch, weil National- und Ständerat vor weniger als zwei Jahren eine Stilllegung der Tiger abgelehnt haben. Wann kommt das VBS mit dem neuen Antrag auf Ausserdienststellung?

Zuerst muss der Dialog mit den Sicherheitspolitikerinnen und -politikern stattfinden. Aber wenn grosse Waffensysteme ausser Betrieb genommen werden, ist eine Bewilligung durch das Parlament vorgesehen. Das ist auch beim F-5 Tiger der Fall.

Das Gespräch führte Dominik Meier.

Heute Morgen, 15.3.2024, 06:00 Uhr ; 

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