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Luzerner Wasserversorgungen: Umgang bei verschmutztem Trinkwasser noch nicht optimal
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 24.04.2023. Bild: Keystone/Philipp Schmidli
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Luzerner Wasserversorgung Bei dreckigem Trinkwasser fliessen die Informationen zu langsam

Die Luzerner Wasserversorgungen haben zwar Notfallkonzepte. Doch nach wie vor gibt es Mängel bei der Umsetzung.

Verunreinigtes Trinkwasser: Das kommt immer wieder vor. 2020 in Büron, 2021 in Hitzkirch, 2022 in der Stadt Luzern, um nur einige Fälle im Kanton Luzern zu nennen. Doch wie gut sind Wasserversorgungen in solchen Fällen vorbereitet? Dies hat der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagaus genauer angeschaut und war mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Viele Wasserversorgungen hatten keinen Plan

«Trinkwasserverunreinigungen halten sich leider nicht an Bürozeiten. Sie passieren in der Nacht oder in den Ferien», sagt Silvio Arpagaus. Und spricht dabei eines der Hauptprobleme beim Umgang der Wasserversorgungen mit verschmutztem Trinkwasser an.

Wasserhahn
Legende: Bei verunreinigtem Wasser gilt: Abkochen, statt direkt vom Wasserhahn trinken. Keystone/Karl Josef Hildenbrand

Häufig sei die Zuständigkeit nicht geregelt, also wer wann ausrückt und die Bevölkerung informiert.

Trinkwasserverunreinigungen halten sich leider nicht an Bürozeiten.
Autor: Silvio Arpagaus Luzerner Kantonschemiker

Im Kanton Luzern gibt es fast 250 Wasserversorgungen. Kantonschemiker Silvio Arpagaus hat 2021 die Notfallkonzepte von 63 Wasserversorgungen überprüft. Das Resultat war ernüchternd: 49 davon wiesen Mängel auf. «Viele hatten gar kein Konzept.» Inzwischen hätten alle einen Plan, wie sie vorgehen müssen bei einer Trinkwasserverschmutzung. Allerdings seien einige trotzdem noch nicht da, wo sie sein sollten.

Sommer 2022: Trinkwasserverschmutzung in der Stadt Luzern

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Im Quartier Langensand in der Stadt Luzern musste im Sommer 2022 während fast zehn Tagen das Trinkwasser abgekocht werden. 3000 Personen waren davon betroffen.

In den Leitungen wurden Darmbakterien festgestellt. Grund dafür waren Pflanzenreste in einem neu eingesetzten Leitungsrohr.

Schneller informieren

Angesichts der langen Dauer der Verunreinigung haben die Stadt Luzern und die Wasserversorgung Energie Wasser Luzern (EWL) die Abläufe überprüft. Die Stadt Luzern kam zum Schluss, dass die Notfallinformationen gut funktioniert haben.

Trotzdem gäbe es Verbesserungspotenzial: Die Meldung über die App Alertswiss erfolgte erst am nächsten Morgen. Das sei zu spät. Es soll künftig schneller über Alertswiss informiert werden.

Weiter will die EWL neu ihre Informationen für fremdsprachige Menschen übersetzen lassen.

Das Wichtigste bei einer auftretenden Wasserverschmutzung ist die Information: «Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen rasch wissen, dass sie das Wasser nicht mehr trinken dürfen», sagt Silvio Arpagaus.

Flugblatt alleine reicht häufig nicht

Mit welchen Mitteln das vonstattengeht, habe auch mit der Grösse eines Gebiets zu tun. «Wenn es nur ein paar Häuser sind, dann kann man vorbeigehen und klingeln. Dann reicht ein Flugblatt. Wenn Risikobetriebe wie Alters- und Pflegeheime, Spitäler oder Lebensmittelproduzenten dabei sind, dann genügt ein Flugblatt nicht.»

Dann müssen nebst dem Flugblatt auch die Medien informiert werden oder digitale Mittel zum Einsatz kommen, wie Alertswiss, die nationale Alarm-App. Über Alertswiss erhält die Bevölkerung Alarme, Warnungen und Informationen zu unterschiedlichen Gefahren direkt auf das Smartphone.

Wenn Risikobetriebe wie Alters- und Pflegeheime, Spitäler oder Lebensmittelproduzenten dabei sind, dann genügt ein Flugblatt nicht.
Autor: Silvio Arpagaus Luzerner Kantonschemiker

Es sei sicher so, dass es die grossen Wasserversorgungen einfacher hätten, da sie rein von der Struktur und den Ressourcen besser aufgestellt seien als kleinere.

Wasserabgabe ist Pflicht

Wenn ein Fall von Wasserverunreinigung auftritt, dann gibt es eine weitere Pflicht, sagt Kantonschemiker Arpagaus: «Jede Wasserversorgung respektive jede Gemeinde muss dafür sorgen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten genug Wasser haben.» Bei einem Notfall muss Wasser abgegeben werden.

Mann trinkt aus einem imporvisierten Wasserhahn des Wasserversorgers EWL.
Legende: Die letzte grosse Wasserverschmutzung im Kanton Luzern betraf die Stadt. 3000 Menschen waren davon betroffen. Es mussten Zapfsäulen mit sauberem Trinkwasser installiert werden. Keystone/Philipp Schmidli

Aufgrund der Ergebnisse der gezielten Kontrolle, welche der Kantonschemiker durchführen liess, werde man auch weitere Wasserversorgungen im Kanton Luzern auf ihre Konzepte prüfen. Es gebe eine rechtliche Vorgabe, dass alle innerhalb von vier Jahren kontrolliert werden müssen. Aber dabei bleibe es nicht.

Es nützt nichts, wenn man etwas aufschreibt und kein Mensch etwas davon weiss.
Autor: Silvio Arpagaus Luzerner Kantonschemiker

Man müsse immer wieder Stichproben durchführen, ob die Notfallkonzepte auch angewendet werden, sagt Silvio Arpagaus: «Es nützt nichts, wenn man etwas aufschreibt und kein Mensch etwas davon weiss.» Man müsse ein Konzept auch regelmässig aktualisieren, wenn es neues Personal gibt und neue Zuständigkeiten. Und darauf wolle man im Kanton Luzern achten.

Bei allen Verbesserungen, die noch nötig sind, eines dürfe man nicht vergessen: «Das Wasser ist in der Schweiz bei weitem das am besten kontrollierte Lebensmittel.» Und es sei wichtig, dass das auch für künftige Generationen so bleibe.

SRF1 Regionaljournal Zentralschweiz, 24.04.2023, 17:30 Uhr;

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