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Magazine in Plastikfolien «Die Kunden wollen das Heftli im Plastik» – echt jetzt?

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitschriften in Plastikfolien brauche es, weil die Konsumenten keine verschmutzten oder nassen Hefte wollen.
  • So erklären Verlage, die Post und der Bund das weitverbreitete Ärgernis mit den kunststoffverpackten Heftli.
  • Dabei sind es ganz andere Gründe, die die Branche zur Plastikfolie greifen lässt.

Abonnenten fragen sich schon lange: «Warum werden die Heftli in Plastikfolie eingeschweisst?» «Das ist absolut unnötig», schreibt eine Hörerin aus Kriens (LU). Sie protestiere immer wieder bei den Zeitschriftverlagen, «nun könnte es endlich Wirkung zeigen», hofft sie.

Ringier, Herausgeberin von Zeitschriften wie «Schweizer Illustrierte», «Glückspost» oder «Beobachter», schreibt: «Unsere Kunden erwarten, dass sie ihre Abos in einem guten Zustand zugestellt bekommen. Deshalb werden unsere Medientitel foliert an die Leserinnen und Leser versendet. Keine Verpackung ist momentan keine Option für uns.»

Ausserdem sei das Sortieren und Etikettieren mit offenen Zeitschriften heikel, ergänzt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann: Nur mit einer Verpackung könne man garantieren, dass die Hefte keinen Schaden nehmen oder die Maschinen nicht verstopfen.

Was kaum jemand erwähnt, aber allen klar ist: Ein Hauptgrund für das Einpacken der Heftli ist, dass sich so mehr Reklamebroschüren einlegen lassen.

«Verpackungsfrei» ist kein Problem

Dass es auch ohne Plastik geht, zeigen das «Migros-Magazin» und die «Coop-Zeitung», zwei auflagenstarke Zeitschriften im Heftformat. Auch das Ärztemagazin «Human» in Oberösterreich lässt die Plastikfolie weg. Der Wechsel sei problemlos gewesen, heisst es dort auf Anfrage.

Der WWF Schweiz handelte sich mit der Plastikfolie ein Glaubwürdigkeitsproblem ein: Es lässt sich im Heft schlecht die Plastikvermüllung anprangern, wenn die Zeitschrift ebenfalls im Plastikmantel verschickt wird. Seit September 2018 werden Beilagen angeheftet, die Adresse wird auf ein zusätzliches Blatt gedruckt. Es habe seit dem Verzicht auf die Verpackung keine Reklamationen gegeben, sagt der WWF.

Einzige Alternative: Die nackte Zeitschrift

Manche Verlage und Redaktionen scheuen die negativen Reaktionen und stecken ihre Publikationen in Papiercouverts, statt in Plastikfolie. Das kommt bei den Abonnenten besser an, obwohl die Umweltbilanz von Couverts laut einer Empa-Studie schlechter ist als die der Plastikfolie.

Tatsache ist: Zeitschriften lassen sich verpackungsfrei verschicken. Allerdings verlangt die Post dafür einen Zuschlag von fünf bis 20 Rappen pro Exemplar.

Tatsache ist auch: Dass die Abonnenten eine Verpackung wünschen, ist eine Schutzbehauptung der Versand-, Verlags,- und Werbebranche.

Gesetzlich regeln

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu), stellt sich nach wie vor gegen die Einführung eines gesetzlich verankerten Plastikfolienverbots für Zeitschriften. So etwas müsse freiwillig reguliert werden, heisst es.

Dem Berner SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal passt das nicht. Er erkundigte sich schon 2014 beim Bundesrat, ob man den Zeitschriftenhandel nicht nachhaltiger tätigen könne. Nach dem Nein der Landesregierung überlegt sich von Siebenthal nun, erneut aktiv zu werden: «Wenn in nächster Zeit nichts passiert, ist der Gesetzgeber gefordert, ein Zeichen zu setzen und ein Signal auszusenden.»

Reaktionen von Hörerinnen und Hörern:

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