Skistar Marco Odermatt, Schwingerkönig Joel Wicki und Zehnkämpfer Simon Ehammer haben einiges gemeinsam. Alle drei haben in ihren Disziplinen schon grosse Siege eingefahren. Alle drei gelten als bodenständig und bescheiden. Und alle drei haben den gleichen Mann an ihrer Seite: Michael Schiendorfer, 55, Sportmanager.
Wenn Marco Odermatt am Sonntag in seinem Heimatkanton Nidwalden empfangen wird, darf sich auch Schiendorfer auf die Schultern klopfen. Der im Baselbiet wohnhafte Ostschweizer hat zwar nicht direkt an den Ski des Buochsers Hand angelegt, hat ihm aber die Piste für lukrative Werbeverträge präpariert – und für Odermatts charismatische Erscheinung in der Öffentlichkeit vorgespurt.
«Den grössten Anteil am Erfolg von Marco Odermatt haben die Eltern, die Trainer und natürlich er selbst», sagt Michael Schiendorfer. «Ich persönlich habe versucht, im Hintergrund das eine oder andere für ihn zu machen.»
Wie etwa das Sponsoring mit Redbull aufzugleisen. Ein Coup: Als erster Schweizer in der Sparte Ski Alpin erhielt Odermatt einen entsprechenden Vertrag. Und Schiendorfer, der auf Provision arbeitet, mutmasslich eine schöne Erfolgsprämie. Redbull als Hauptsponsor – ein Ritterschlag, der unter anderem Mikaela Shiffrin, Marcel Hirscher oder Lindsey Vonn zuteil wurde.
Wenn es jemand gerade an die Weltspitze geschafft hat, freut einen das schon sehr.
Er geniesse es, mit jungen Sportlerinnen und Sportlern unterwegs zu sein, sagt Schiendorfer. «Und wenn es jemand gerade an die Weltspitze geschafft hat, freut einen das schon sehr.»
Von der Wirtschaft in die Sportwelt
Überflieger Odermatt wie auch Schwingtalent Wicki gehörten zu Schiendorfers ersten Kunden. 2016 machte er sich mit seiner Kommunikationsagentur Abrogans selbstständig. Als beide Sportler noch nicht als Topathleten galten. «Ihre Verpflichtung brauchte einen gewissen Mut», sagt Schiendorfer.
Für ihn sei es damals aber ein viel grösserer Schritt gewesen, aus der Konzernwelt auszusteigen und die Zeiten als Sprecher von Novartis, ABB oder Hilti hinter sich zu lassen. «Das war ein grosses Wagnis für mich.»
Begleiten, betreuen, beraten: Im Umgang mit seinen Schützlingen sieht sich Schiendorfer als guten Freund. Einer, der zuhört. Ihnen unter vier Augen sagt, was er denkt. Und ihnen ab und zu den nötigen Schubser gibt. «Man muss auch mal etwas riskieren. Sonst bleiben sie stehen.» Was ihm dabei helfe: Dass er selber drei Kinder im Alter von 30, 26 und 14 Jahren habe. «Ich kann mit zwei Generationen mitdenken und kenne ihre Sprache.»
Das Feilschen um neue Marketingdeals
Als Sportmanager feilscht Schiendorfer um neue Marketingdeals. Das A und O: «Sie bringen einen Sportler in eine unmögliche Situation, wenn er sich für Firmen einsetzen soll, hinter denen er nicht stehen kann.» Im Fall von Marco Odermatt habe er in einem Workshop zehn Marken identifiziert, die zum Buochser passen. «Ich darf mit einer gewissen Genugtuung sagen: Acht von diesen zehn haben wir erhalten.»
Ferner beantwortet Schiendorfer Fanpost und trimmt seine Kunden in Sachen Medienarbeit. Denn: «Es gehört zum Jobprofil eines erfolgreichen Sportlers, dass er sich der Öffentlichkeit stellt.» Wie stark feilt er am Auftritt seiner Kunden? «Ich will nicht versuchen, die Menschen zu ändern», sagt Schiendorfer. «Je authentischer die Athleten sind, desto besser kommen sie rüber.»
Dass dies Marco Odermatt bestens gelingt, davon dürfte sich die Bevölkerung beim Empfang am Sonntag einmal mehr überzeugen können.