Margrit Zopfi spielte als Whistleblowerin interne Informationen aus dem Zürcher Sozialamt an eine Zeitung weiter. Sie wurde daraufhin 2008 vom Sozialamt entlassen. Für Zopfi, damals 59 Jahre alt, begann eine harte Zeit. Eineinhalb Jahre ging sie vergeblich auf Jobsuche.
Schliesslich bot ihr alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP) eine Stelle als Sekretärin bei seiner Firma Robinvest an. Dort blieb sie bis zur Pensionierung 2015. Eine Zeit, die sie politisch prägte. Nächste Woche zieht Margrit Zopfi, mittlerweile 71-jährig, in das Zürcher Stadtparlament ein – als Vertreterin der SVP.
SRF News: In früheren Gesprächen zeigten Sie sich enttäuscht von der Politik, nach allem, was ihnen als Whistleblowerin widerfahren ist. Was hat Sie bewogen, selbst in die Politik zu gehen?
Margrit Zopfi: Ich liebe meine Stadt, die Stadt Zürich. Deshalb setzte ich mich damals auch als Whistleblowerin nach bestem Wissen und Gewissen und ganzer Kraft ein. Das ganze Geschehen weckte auch mein politisches Interesse. Die Positionen der SVP, auch bezüglich der Stadt Zürich, sagen mir am meisten zu. SVP-Mitglied bin ich aber erst seit diesem Jahr.
Sie waren eine Zeit lang angestellt bei Christoph Blocher. Hat Sie das beeinflusst?
Ja. In den fünf Jahren als seine Angestellte habe ich sehr, sehr viel gelernt. Mich prägte die Präzision und die Sachbezogenheit meines Chefs. Und ich lernte, was arbeiten heisst.
Und politisch – welche Positionen der SVP sagen Ihnen genau zu?
Die grossen Begriffe wie Souveränität und Freiheit. Das Volk ist der Souverän. Ich finde es gut, wenn man der rot-grünen Stadt auch etwas entgegensetzt.
Sie wurden bei den letzten Wahlen nicht gewählt, sondern mangels Ersatzleuten von der SVP angefragt. Was hat dafür gesprochen, das Amt anzunehmen?
Ich habe es mir gut überlegt. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste und hatte mich auf ein Rentnerleben eingestellt. Ich bin aber nicht der Typ, um nichts zu machen. Nach der Pensionierung war ich auch noch Reiseleiterin in der Stadt Zürich. Das musste ich wegen Corona leider aufgeben. Ich fühle mich fit und gesund und freue mich auf eine neue Herausforderung. Ich werde mich informieren, mich einlesen und mein Bestes geben.
Ihr Sohn ist bereits in der SVP-Fraktion im Stadtzürcher Parlament. Stört es ihn nicht, wenn seine Mutter auch dort sitzt?
Nein, gar nicht. Er freut sich sehr. Ich mich auch. Die Konstellation ist ja auch nicht verboten. (Es gibt bereits ein Mutter-Tochter-Gespann im Zürcher Stadtparlament: Sofia Karakostas und ihre Tochter Angelica Eichenberger politisieren beide für die SP. Anm. der Redaktion).
Sie wurden in der Öffentlichkeit bekannt, weil Sie Missstände in der Sozialhilfe aufdeckten. Das Thema Sozialhilfe ist auch ein grosses Thema der SVP. Wollen Sie das als Parlamentarierin aufgreifen?
Natürlich habe ich nach 11 Jahren im Sozialdepartement eine grosse Erfahrung. Ich finde es schwierig zu sagen, was sich dort verändert hat. Es dringt wenig an die Öffentlichkeit. Vielleicht auch aufgrund meiner Geschichte. Natürlich gibt es neue Ideen, aber über die Strukturen, das Controlling, wie man die Missstände behoben hat, da erfährt man herzlich wenig. Ich werde Fragen zum Thema in der Fraktion diskutieren und auch stellen.
In knapp drei Monaten sind Wahlen in der Stadt Zürich. Die SVP dürfte es nicht einfach haben, ihre Sitze zu verteidigen. Schaffen Sie die Wahl?
Ich hoffe es. Wer nichts wagt, gewinnt auch nicht, das ist meine Devise. Wenn es nicht klappt, was ich nicht hoffe, dann nehme ich es an, wie es ist.
Das Gespräch führte Christoph Brunner.