Die grossen Zentren mit Agglomerationen verwarfen die Masseneinwanderungsinitiative der SVP zum Teil deutlich. Die Landgebiete hingegen nahmen die Initiative teils ebenso deutlich an.
Was man nicht kennt, macht Angst
«Ausgerechnet Städte, in denen der Ausländeranteil am grössten ist, lehnten die Initiative der SVP ab», sagt der Basler Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin. Sobald sich die Bevölkerung mit Leuten aus anderen Ländern auseinandersetze, sie von Angesicht zu Angesicht vor sich habe, verschwinde die Angst, so seine Erklärung für die unterschiedliche Zustimmung zur SVP-Initiative. Wo es hingegen einen geringeren Ausländeranteil habe, sei eine latente Angst vorhanden.
Kurz: Je mehr Ausländer in einer Region, desto höher ist dort die Ablehnung der Initiative. Verallgemeinern lässt sich diese Aussage dennoch nicht. Auf grosse Städte und dünn besiedelte Landgebiete trifft sie zu. Daneben gibt es aber Agglomerationsgemeinden mit einem hohem Ausländeranteil, die der Initiative zustimmten – etwa Birsfelden im Kanton Baselland: 10'000 Einwohner, 27 Prozent Ausländer, 55 Prozent Ja zur Masseneinwanderungsinitiative.
Arbeiterdörfer spüren den Konkurrenzkampf stärker
Der Gemeindepräsident Christoph Hiltmann von Birsfelden sagt: «Wir sind eine klassische Arbeiterstadt, das beeinflusst das Stimmverhalten.» Er glaubt, vor allem der Umstand, dass in Birsfelden Branchen tätig sind, die den Konkurrenzkampf mit ausländischen Arbeitskräften direkt spüren, könnte einen Einfluss auf das Resultat gehabt haben.
Die kleine Arbeiterstadt mit vielen einfachen Jobs funktioniere anders als grosse Städte mit Stellen für Hochqualifizierte. Das Abstimmungsergebnis wäre also nicht nur mit einem Stadt-Land-Graben, sondern auch mit Unterschieden beim Einkommen zu erklären.
Eine Frage des Portemonnaies?
Im Kanton Baselland jedenfalls haben fast alle Gemeinden mit hoher Steuerkraft die Initiative verworfen. Umgekehrt gab es tendenziell ein Ja in den ärmeren Baselbieter Gemeinden. «Gewisse Gruppierungen des unteren Mittelstandes haben wahrscheinlich grössere Ängste, dass ihre Arbeitsplätze gefährdet sind durch die Zuwanderung», sagt der Basler Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin.
Arm –- reich, Stadt – Land, welche Erklärung auch immer ins Feld geführt wird, die Gräben sind in den letzten Abstimmungen offensichtlich grösser geworden: Zum EWR sagte der Kanton Baselland 1992 noch Ja. Zur Personenfreizügigkeit vor fünf Jahren auch. Jetzt haben sich die Verhältnisse umgekehrt.