- Die Schweiz darf auch im nächsten Jahr auf Einladung von G20-Gastgeberin Argentinien an den Treffen der G20-Finanzminister teilnehmen.
- Die Schweizer Delegation bringt gute Nachrichten vom Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington mit.
- Es herrsche «grosser Optimismus» in Bezug auf das Weltwirtschaftswachstum, sagte Bundesrat Ueli Maurer.
«Der IWF sieht das Ende des Tunnels, auch wenn global noch Risiken bestehen», so der Finanzminister vor Medienvertretern in Washington. Der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, verortet diese Risiken mittelfristig in den Gefahren, die mit dem Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der letzten Jahre zusammenhängen.
Ebenso befänden sich verschiedene Staaten in «prägnanten Schuldensituationen». Weitere Risiken lägen in zunehmenden Tendenzen zum Protektionismus, der Änderung von Regulierungen der Finanzmärkte und Gefahren im Bereich der Sicherheit im digitalen Raum.
Der Aufschwung habe sich aber global gefestigt und sei breit abgestützt, so Jordan weiter. «Nun muss diese Zeit des Aufschwungs genutzt werden, um die Reformen durchzuführen und das Potentialwachstum zu verbessern», sagte der SNB-Chef.
«Helvetistan» gewinnt an Gewicht
Die Schweiz ist seit 25 Jahren Mitglied der Bretton-Woods-Institutionen IWF und der Weltbank und leitet je eine Gruppe von Ländern, die sich ein gemeinsames Stimmrecht teilen. Sie trägt wegen ihrer Zusammensetzung den Übernahmen «Helvetistan».
Die Gruppe, der neben der Schweiz zentralasiatische Staaten sowie Aserbaidschan, Polen und Serbien angehören, sei sehr interessant, sagte Finanzminister Maurer. «Sie wird in den nächsten Jahren zunehmend an Gewicht gewinnen im Zuge der Idee der Seidenstrasse von China nach Europa.» Alle Länder der Stimmrechtsgruppe würden entlang dieser Route liegen.
Das Knowhow der Schweiz sei in diesen Staaten sehr gefragt und ihre Rolle als Leaderin der Gruppe werde geschätzt. «Wir haben gute Kontakte aufgebaut und es herrscht ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis», sagte Maurer.
Stimmgewichts-Einbusse erwartet
Bundesrat Johann Schneider-Ammann nahm als Wirtschaftsminister am Treffen der Weltbankgruppe teil. Im Mittelpunkt stand dabei die Strategie der Bank im Rahmen der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung. Laut Schneider-Ammann muss der Privatsektor eine grössere Rolle in der Entwicklungsfinanzierung übernehmen und in die Zusammenarbeit mit der Weltbank eingebunden werden.
Weiter diskutierten die Minister eine mögliche Kapitalerhöhung für die Weltbank. Die Schweiz unterstütze eine moderate Erhöhung unter der Bedingung, dass die Bank ihre Reformen vorantreibe und die Effizienz verbessere, sagte Schneider-Ammann.
Auch die Anpassung und Überprüfung der Stimmgewichte in der Weltbankgruppe wurde nach seinen Aussagen diskutiert. Die Schweiz werde im Zuge der 2016 beschlossenen Reformen etwas an Stimmgewicht einbüssen, der Vorsitz in der Ländergruppe sei aber nicht gefährdet.
Schneider-Ammann hat zudem ein Programm der Weltbankgruppe unterzeichnet, mit dem die Widerstandsfähigkeit von Städten gegen klimabedingte Risiken gestärkt werden soll.
Schweiz bei G20-Finanzministern
Maurer und Jordan nahmen auch an einem Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure der Gruppe der wirtschaftsstärksten Länder, der G20, teil. Die Schweiz sei nächstes Jahr am G20-Treffen der Finanzminister in Argentinien dabei, sagte Maurer. Das sei das dritte Mal in Folge, dass die Schweiz eingeladen werde.
«Wir sind in der G20 nun durchaus akzeptiert und die guten Kontakte beginnen zu spielen», sagte Maurer. «Nun hoffen wir, dass wir in die Lage kommen, dass man uns nicht mehr ausladen kann.»
Der Finanzminister hatte in Washington auch Gelegenheit, sich mit dem US-Amtskollegen Steven Mnuchin zu treffen. Es zeichne sich eine gute Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Kollegen ab, sagte Maurer. «Man besinnt sich in der neuen US-Regierung meiner Meinung nach auf die lange Tradition der guten Zusammenarbeit mit der Schweiz.»