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Trotz Legalität: Online-Handel mit Abtreibungspillen
Aus Tagesschau vom 18.03.2024.
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Medikamente per Onlinekauf Abtreibungspillen per Mausklick?

Kleider, Make-up, Abtreibungspillen: Onlineshops bieten mittlerweile auch Kits für den Schwangerschaftsabbruch an. Anders als etwa in den USA wird das Angebot in der Schweiz aber kaum genutzt – und ist hierzulande illegal.

Abtreibungsmedikamente per Mausklick bestellen und per Post nach Hause geliefert bekommen: So werben Tiktok-Kanäle und einschlägige Websites für ihre Pillen. Schnell, rezeptfrei, ohne ärztliche Begleitung oder Nachkontrolle. Auch in der Schweiz kam es in den letzten Jahren zu solchen Fällen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

Swissmedic betont aber gegenüber SRF, dass es sich dabei um Einzelfälle handle. Etwa zwei Pakete pro Jahr werden vom Schweizer Zoll sichergestellt und von Swissmedic vernichtet. Bei der illegalen Einfuhr der rezeptpflichtigen Medikamente drohe in gewissen Fällen auch ein Strafverfahren. Swissmedic verweist auch auf die Gefahren von Abtreibungen ohne ärztliche Begleitung.

Vor allem in den USA ein Thema

Eine Tiktok-Recherche zeigt: Vor allem in den USA wird der Onlinekauf von Abtreibungspillen beworben. Schliesslich ist dort seit einem Urteil des Supreme Courts eine Abtreibung in elf Bundesstaaten wieder teils oder vollständig verboten – und das lokale Angebot dementsprechend verschwunden. Davon profitieren Websites, welche die Pillen verkaufen – ohne Rezept und ohne Fragen zu stellen.

Die Medikamente kommen etwa aus Indien oder Vietnam. Von dort aus werden sie an die ganze Welt verkauft. Mehrere Websites bestätigen gegenüber SRF News per Chat, dass sie die «Abtreibungskits» auch nach Europa liefern.

Abtreibungspille per Versand: Rechtlicher Graubereich in den USA

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Nachdem der Supreme Court im Juni 2022 das generelle Recht auf Abtreibung gekippt hatte, erklärten mehrere US-Bundesstaaten eine Abtreibung für illegal. In den republikanisch regierten Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Idaho, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, South Dakota, Tennessee, Texas und West Virginia gelten heute Abtreibungsverbote.

25 Bundesstaaten und Washington, D.C. erlauben aber die Verschreibung von Abtreibungspillen über die Telemedizin und den legalen Postversand gemäss den Richtlinien der US-Arzneimittelbehörde FDA.

Auch muss bei einer Bestellung per Post die Empfängerin in den USA nicht angeben, wie die Pillen verwendet werden. So kann sie diese bestellen, selbst wenn sie die Pillen danach illegal für einen Schwangerschaftsabbruch verwendet.

Schwierig wird es, wenn die Medikamente vom Ausland bestellt werden. Diese sind teils in den USA gar nicht zugelassen. So ist in den meisten Fällen die Einfuhr von Arzneimitteln in die Vereinigten Staaten für den persönlichen Gebrauch illegal – aber die FDA macht Ausnahmen, unter anderem in Situationen, in denen «das Arzneimittel für einen schweren Zustand bestimmt ist, für den es in den Vereinigten Staaten keine wirksame Behandlung gibt». Unklar ist, ob Abtreibungspillen darunter fallen. Für die Vertreiber gibt es weniger Unklarheiten – sie handeln illegal.

Die Abtreibungspille online: Ist auch drin, was draufsteht?

Mit wenigen Klicks lässt sich ein «Abortion Kit», ein Abtreibungspaket, in den Warenkorb legen. Eine Website schreibt: «Das ‹Abortion Pill Pack› gilt als äusserst kostengünstiger Weg zum Schwangerschaftsabbruch.» Das Paket biete die Möglichkeit, eine Schwangerschaft «unkompliziert und mit minimalem Aufwand abzubrechen».

Ruth Mosimann, Leiterin der Kontrolle illegaler Arzneimittel bei Swissmedic rät dringend von solchen Käufen ab: Ein Schwangerschaftsabbruch solle immer unter medizinischer Kontrolle erfolgen. Und: «Generell weiss man bei solchen Medikamentenbestellungen aus dem Internet nie, was wirklich drin ist.»

Sreenshot mit links schwarzem Text auf weissem Grund, rechts Foto mehrerer Medikamente
Legende: Screenshot eines angebotenen Abtreibungs-Kits. Dieses wird auch nach Europa geliefert. SRF

Thomas Eggimann, Arzt und Generalsekretär der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, warnt auch vor den unangenehmen Nebenwirkungen, wenn ein Schwangerschaftsabbruch ohne Vorbereitungsgespräch erfolge. Schmerzen, Krämpfe oder starke Blutungen könnten auftreten. «In den Vorbereitungsgesprächen wird jeweils darüber aufgeklärt, damit die Betroffenen bei Nebenwirkungen nicht in Panik verfallen.»

Anonyme Alternativen in der Schweiz

Während in einigen Ländern wegen Abtreibungsverboten oder mangelnder Ressourcen die Pillen per Mausklick für viele die einzige Möglichkeit für Abtreibung darstellen, sind die Hürden für eine Abtreibung in der Schweiz aber relativ tief. «Wir haben insgesamt gute Möglichkeiten, die angebotenen Lösungen sind bekannt», sagt der Arzt Thomas Eggimann.

Wer sich wegen der Anonymität Sorgen macht, hat hierzulande weitere Möglichkeiten: «Wenn bei jungen Frauen die Familie nichts wissen darf, schaut man, dass die Rechnung nicht an die Familie geschickt wird», so Eggimann. Man könne auch explizit einen anonymen Schwangerschaftsabbruch wünschen, der nicht über die Krankenkasse läuft. «Dann muss man dieses Geld, das sind zwischen 500 und 600 Franken, bar bezahlen.»

Tagesschau, 18.03.2024, 19:30 Uhr

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