Abtreibungsmedikamente per Mausklick bestellen und per Post nach Hause geliefert bekommen: So werben Tiktok-Kanäle und einschlägige Websites für ihre Pillen. Schnell, rezeptfrei, ohne ärztliche Begleitung oder Nachkontrolle. Auch in der Schweiz kam es in den letzten Jahren zu solchen Fällen, wie der « Tages-Anzeiger » berichtete.
Swissmedic betont aber gegenüber SRF, dass es sich dabei um Einzelfälle handle. Etwa zwei Pakete pro Jahr werden vom Schweizer Zoll sichergestellt und von Swissmedic vernichtet. Bei der illegalen Einfuhr der rezeptpflichtigen Medikamente drohe in gewissen Fällen auch ein Strafverfahren. Swissmedic verweist auch auf die Gefahren von Abtreibungen ohne ärztliche Begleitung.
Vor allem in den USA ein Thema
Eine Tiktok-Recherche zeigt: Vor allem in den USA wird der Onlinekauf von Abtreibungspillen beworben. Schliesslich ist dort seit einem Urteil des Supreme Courts eine Abtreibung in elf Bundesstaaten wieder teils oder vollständig verboten – und das lokale Angebot dementsprechend verschwunden. Davon profitieren Websites, welche die Pillen verkaufen – ohne Rezept und ohne Fragen zu stellen.
Die Medikamente kommen etwa aus Indien oder Vietnam. Von dort aus werden sie an die ganze Welt verkauft. Mehrere Websites bestätigen gegenüber SRF News per Chat, dass sie die «Abtreibungskits» auch nach Europa liefern.
Die Abtreibungspille online: Ist auch drin, was draufsteht?
Mit wenigen Klicks lässt sich ein «Abortion Kit», ein Abtreibungspaket, in den Warenkorb legen. Eine Website schreibt: «Das ‹Abortion Pill Pack› gilt als äusserst kostengünstiger Weg zum Schwangerschaftsabbruch.» Das Paket biete die Möglichkeit, eine Schwangerschaft «unkompliziert und mit minimalem Aufwand abzubrechen».
Ruth Mosimann, Leiterin der Kontrolle illegaler Arzneimittel bei Swissmedic rät dringend von solchen Käufen ab: Ein Schwangerschaftsabbruch solle immer unter medizinischer Kontrolle erfolgen. Und: «Generell weiss man bei solchen Medikamentenbestellungen aus dem Internet nie, was wirklich drin ist.»
Thomas Eggimann, Arzt und Generalsekretär der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, warnt auch vor den unangenehmen Nebenwirkungen, wenn ein Schwangerschaftsabbruch ohne Vorbereitungsgespräch erfolge. Schmerzen, Krämpfe oder starke Blutungen könnten auftreten. «In den Vorbereitungsgesprächen wird jeweils darüber aufgeklärt, damit die Betroffenen bei Nebenwirkungen nicht in Panik verfallen.»
Anonyme Alternativen in der Schweiz
Während in einigen Ländern wegen Abtreibungsverboten oder mangelnder Ressourcen die Pillen per Mausklick für viele die einzige Möglichkeit für Abtreibung darstellen, sind die Hürden für eine Abtreibung in der Schweiz aber relativ tief. «Wir haben insgesamt gute Möglichkeiten, die angebotenen Lösungen sind bekannt», sagt der Arzt Thomas Eggimann.
Wer sich wegen der Anonymität Sorgen macht, hat hierzulande weitere Möglichkeiten: «Wenn bei jungen Frauen die Familie nichts wissen darf, schaut man, dass die Rechnung nicht an die Familie geschickt wird», so Eggimann. Man könne auch explizit einen anonymen Schwangerschaftsabbruch wünschen, der nicht über die Krankenkasse läuft. «Dann muss man dieses Geld, das sind zwischen 500 und 600 Franken, bar bezahlen.»