Zum Inhalt springen

Mehrkosten für den F-35 «Flop Gun»: Wie die Schweiz bei Kampfjet-Käufen strauchelt

Für den neuen Kampfjet F-35 drohen Mehrkosten. Der Fall ist brisant, aber es ist nicht das erste Mal, dass es Probleme bei einer Beschaffung gibt. Ein Rückblick.

Es ist ein teures «Missverständnis»: Der Bundesrat geht beim Kauf von 36 F-35-Kampfjets von einem Fixpreis von rund sechs Milliarden Franken aus. Offenbar will aber die US-Regierung als Verkäuferin wegen der Inflationen und der gestiegenen Rohstoffpreise der Schweiz mehr verrechnen. Am Mittwoch hat der Bund vor den Medien von Mehrkosten im Rahmen von 650 Millionen bis 1.3 Milliarden US-Dollar gesprochen.

Kampfflugzeug in steilem Flug mit sichtbarem Nachbrenner und Kondensstreifen.
Legende: Der Widerstand gegen den F-35 nimmt zu: Gegner fordern, dass der Bund die Notbremse bei der Beschaffung zieht. REUTERS/Axel Schmidt

Die Beschaffung des F-35 reiht sich in eine Historie von Problemen ein, die bei Kampfjet-Käufen des Bundes auftauchten.

1964: Mirage-Affäre

1961 wollte der Bundesrat 100 französische Mirage-Flugzeuge beschaffen. In seiner Botschaft ans Parlament hiess es, am Flieger seien lediglich geringe Änderungen nötig. Doch dann gerieten die Kosten völlig ausser Kontrolle – auf über 1.4 Milliarden Franken. Die Landesregierung musste beim Parlament einen Nachtragskredit von knapp 580 Millionen Franken beantragen.

Das Problem: Die Verwaltung liess die Finanzierung aus dem Blick und überschritt ihre Kompetenzen. Zudem hatte die Armeeführung grosse Träume und wollten aus dem Jagdflugzeug einen Jagdbomber mit atomarer Bewaffnung machen.

Menschen neben einem Militärflugzeug auf dem Rollfeld.
Legende: Für den Bundesrat entwickelte sich die Mirage-Beschaffung zu einer Bruchlandung. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/STR

1964 flog die Sache dem Bundesrat um die Ohren. National- und Ständerat fühlten sich hintergangen und traten nicht auf die Vorlage ein. Dafür stimmten sie für die Einsetzung eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) – ein scharfes politisches Mittel.

Das PUK-Urteil war vernichtend: Der Bundesrat habe das Parlament getäuscht, in manchen Aspekten gar irregeführt. Hohe Offiziere und Verteidigungsminister Paul Chaudet nahmen den Hut. Das Parlament genehmigte lediglich einen Nachtragskredit von 150 Millionen Franken. So beschaffte die Schweiz letztlich nur 57 Mirage-Kampfjets.

1972: Verzicht auf Corsair

Anfangs der 70er-Jahre suchte der Bund Ersatz für die angezählten Kampfflugzeuge des Typs Venom. Trotz unterschriftsreifer Verträge entschied sich der Bundesrat 1972 wegen der knappen Bundesfinanzen gegen die Beschaffung des Corsair A-7D.

Zwei Militärflugzeuge auf dem Rollfeld.
Legende: Die Schweiz hatte die Corsair A-7D bereits grosszügig evaluiert, entschied sich dann trotzdem gegen den Flugzeugtyp. Denver Post via Getty Images

Der damalige Luftwaffenchef Eugen Studer fürchtete sich vor einer unglaubwürdigen Flotte ohne moderne Flugzeuge. «Einen Antiquitätenladen werden wir in der Flugwaffe nicht aufziehen», zitierten ihn die Zeitungen damals.

1975: Nicht das beste Flugzeug

Ein paar Jahre später waren die Finanzaussichten des Bundes nach wie vor nicht rosig, trotzdem fand sich ein neuer Kampfjet. Im August 1975 entschied sich der Bund für 72 F-5 Tiger (Kosten etwa 1.2 Milliarden Franken). Das Flugzeug sei zwar nicht das beste, aber unter finanziellen Möglichkeiten bestimmt das geeignetste, hiess es.

Die Beschaffung war getrübt vom Lockheed-Skandal, einem Korruptionsfall, in den eine Reihe von US-Waffenherstellern verwickelt waren. Auch der Tiger-Hersteller Northrop ist mit Schmiergeldvorwürfen konfrontiert. Eine Untersuchung des Bundes entlastet schliesslich das Unternehmen.

2014: Volksnein zu neuen Kampfjets

Die Stimmbevölkerung schoss 2014 den schwedischen Gripen-Kampfjet ab. 53 Prozent sagten Nein. In den Jahren davor stiessen die Beschaffungspläne des Bundesrats wiederholt auf Widerstand von Armeegegnern. In der Öffentlichkeit war der «Papierflieger» umstritten.

Wie der Gripen einst soll künftig der F-35 die F/A-18 der Armee ersetzen. Doch nun liegt über der Beschaffung ein neuer Schatten.

SRF 4 News, 25.6.2025, 16:00 Uhr;liea

Meistgelesene Artikel