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Milchverarbeitungsfirma Hochdorf-Aktionäre stehen vor Totalverlust

Das Luzerner Milchverarbeitungsunternehmen Hochdorf kämpft seit Jahren mit finanziellen Problemen. Jetzt verkauft die Hochdorf-Gruppe ihr operatives Geschäft, also die Milchpulver- und Babynahrungsproduktion, und geht in Nachlassstundung. Für die Aktionärinnen und Aktionäre bedeutet das, dass sie ihr ganzes investiertes Geld wohl verlieren. Und doch: Der Verkauf der Tochtergesellschaft Hochdorf Swiss Nutrition AG an das schweizerisch-britische Private-Equity-Unternehmen AS Equity Partners sei die bestmögliche Lösung, heisst es vom Management. Eine Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch.

Manuel Rentsch

Wirtschaftsredaktor

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Manuel Rentsch ist Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF. Zu hören ist er oft in der Sendung SRF 3 Wirtschaft.

Ist die Firma Hochdorf damit definitiv am Ende?

Es ist das Ende der Firma, wie man sie bis anhin kannte. Die Holding – also die Dachgesellschaft – wird aufgelöst, die Aktie wird von der Börse genommen und der Name verschwindet aus der Wirtschaftswelt. Die ganze Produktion und auch die Vermarktung der Milchpulver- und Babynahrungsprodukte liegt dann bei der neuen Besitzerfirma. Für die rund 370 Angestellten von Hochdorf bedeutet das, dass sie einen neuen Arbeitgeber bekommen, aber auch, dass weiter produziert wird. Das ist sicher die zentrale, gute Nachricht. Die Produktion am Standort Hochdorf wird allerdings aufgegeben, sie wird in Sulgen im Kanton Thurgau konzentriert.

Was ist über die neue Besitzerfirma bekannt?

AS Equity Partners ist eine Finanzgesellschaft mit Sitz in London und Zürich. Sie bezahlt für Hochdorf 83 Millionen Franken. Das ist weniger, als sich die Hochdorf-Holding erhofft hatte. Mittelfristig muss man davon ausgehen, dass die neuen Besitzer Hochdorf wieder verkaufen werden, zum Beispiel an einen anderen, grösseren Lebensmittelkonzern.

Was bleibt von der Hochdorf-Gruppe noch übrig?

Mit den 83 Millionen Franken kann die Hochdorf-Gruppe einen Teil ihrer Schulden bezahlen, aber längst nicht alle. Die Holding bleibt also auf finanziellen Altlasten sitzen. Aber das war genau so geplant. Das Motto lautet: Retten, was möglich ist. Darum wird der rentable Teil der Firma jetzt verkauft. Das Problem der Hochdorf-Holding sind alte Kredite, die nicht zurückbezahlt werden können. Unter dem Strich verlieren Gläubiger und Aktionärinnen ihr Geld.

Das Aktionariat muss dem Verkauf zustimmen. Ist das trotz Totalverlust realistisch?

Den Aktionärinnen und Aktionären bleibt keine andere Wahl. Es wird wohl vereinzelte Proteste geben. Tatsache aber ist, dass sie sowieso schon den grössten Teil ihres Geldes verloren haben. Der Aktienkurs ist in den letzten Jahren um 96 Prozent eingebrochen. Leidtragende sind unter anderem Bäuerinnen und Bauern aus der Zentralschweiz, die in der ZMP organisiert sind. Die Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten hält 18 Prozent an der Hochdorf. Einen Grossteil dieses Geldes muss die Genossenschaft nun definitiv abschreiben.

Regionaljournal Zentralschweiz, 27.8.2024, 12:03 Uhr ; 

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