- Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA stellt der Jörg G. Bucherer-Stiftung zwei Sachwalter zur Seite.
- Grund seien mögliche Interessenkonflikte im Stiftungsrat.
- Die Jörg G. Bucherer-Stiftung widerspricht der ESA.
Anfang Oktober hatte die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA ein Verfahren gegen die Bucherer-Stiftung eingeleitet. Sie prüfe verschiedene Massnahmen, hatte sie damals erklärt.
Nun ist klar: Die ESA setzt zwei unabhängige Sachwalter ein. Die «Neue Zürcher Zeitung» und das Finanzportal «Inside Paradeplatz» haben zuerst darüber berichtet. Mittlerweile ist der Eintrag der Stiftung im Handelsregister des Kantons Luzern um die beiden Sachwalter ergänzt.
Doppelrolle führt zu Fragen
Hintergrund für diese Massnahme sind Hinweise auf «potenziell gravierende strukturelle und personelle Interessenkonflikte» im Stiftungsrat, wie Nils Güggi, Leiter der ESA auf Anfrage von SRF sagt.
Im Fokus steht dabei der Stiftungsratspräsident, der gleichzeitig als Willensvollstrecker des 2023 verstorbenen Juweliers Jörg Bucherer amtet. Diese Doppelrolle führe zu Fragen bezüglich der Kontrolle und Rechenschaftspflicht.
«Die beiden Sachwalter haben den Auftrag, das ordnungsgemässe und unabhängige Funktionieren zu überprüfen und zu begleiten», so Güggi. Die Sachwalter würden eine Analyse durchführen und für die ESA einen Bericht verfassen.
Die eingesetzten Sachwalter hätten keine direkten Entscheidungskompetenzen, etwa bei der Vergabe von Fördergeldern. Die Einsetzung von Sachwaltern sei im Stiftungsrecht vorgesehen und werde jährlich etwa 20 bis 30 Mal angeordnet. Die ESA hat die Aufsicht über rund 5'500 Stiftungen.
Stiftung will konstruktive Zusammenarbeit
Der Sprecher des Stiftungsratspräsidenten hält auf Anfrage von SRF fest, die Aussagen der ESA seien für den Präsidenten nicht nachvollziehbar. Die Stiftung funktioniere ordnungsgemäss und komme dem Stiftungszweck vollumfänglich nach.
Der Stiftungsratspräsident wolle mit den eingesetzten Sachwaltern aber in jedem Fall konstruktiv zusammenarbeiten. Ihm gehe es einzig darum, den von Jörg Bucherer festgeschriebenen Stiftungszweck zu erfüllen.
Die Bucherer-Stiftung gehört mit einem geschätzten Vermögen von mehreren Milliarden Franken zu den grössten Stiftungen der Schweiz. Das Geld stammt grösstenteils aus dem Verkauf der Juwelierkette Bucherer an Rolex, kurz vor Jörg Bucherers Tod.