Zum Inhalt springen

Mit Forschern der Uni Zürich Katholiken wollen Missbrauchsfälle in eigenen Reihen aufarbeiten

  • Die römisch-katholische Kirche macht sich an die Aufarbeitung sexueller Ausbeutung im kirchlichen Umfeld.
  • Ein Forschungsteam des Historischen Seminars der Universität Zürich wird beauftragt, eine historisch ausgerichtete, unabhängige Studie durchzuführen.
  • Der Auftrag kommt von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), den Katholischen Ordensgemeinschaften der Schweiz (KOVOS) und der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ).

Unzählige Menschen haben im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen im Wirkbereich der römisch-katholischen Kirche grosses Leid erlitten. Nun sollen unabhängige Wissenschaftler der Uni Zürich Licht in das dunkle Kapitel der Kirche bringen.

Eine Studie soll die Rahmenbedingungen einer historischen Aufarbeitung von sexueller Ausbeutung im kirchlichen Umfeld seit der Mitte des 20. Jahrhunderts evaluieren und damit die Grundlage für künftige Forschungsprojekte bilden.

Die Projektleitung liegt bei den Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier. Ein von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) ernannter wissenschaftlicher Beirat soll die wissenschaftliche Qualität und die Unabhängigkeit des Projekts sichern.

Einschätzung von Nicole Freudiger, Redaktorin Religion

Box aufklappen Box zuklappen


Die Studie, die die Schweizer Bischöfe, die römisch-katholischen Landeskirchen und die geistlichen Orden in Auftrag gegeben haben, kommt spät. In anderen Ländern wie Frankreich oder Deutschland ist die Kirche bereits viel weiter.

Doch besser spät als nie: Denn die Aufarbeitung der Missbräuche ist zentral. Für die Opfer, die diese Aufarbeitung seit langem fordern und sich nicht zufriedengeben wollen mit Anlaufstellen und Entschädigungszahlungen. Sie verlangen, dass ihre Stimme gehört wird – und erhalten dieses Versprechen nun ausdrücklich – als Ziel der Studie.


Wichtig aber auch für die römisch-katholische Kirche, die beweisen muss, dass sie dazugelernt hat und bereit ist, die Strukturen zu hinterfragen, die den Missbrauch ermöglichten. Dafür müssen die Institutionen den Forschenden vollständigen Zugang zu den Archiven gewähren und unabhängig arbeiten lassen, wie dies versprochen wird. Schliesslich müssen Konsequenzen aus den möglicherweise ungeliebten Resultaten gezogen werden. Nur so kann die Aufarbeitung des Missbrauchs im kirchlichen Umfeld gelingen.

Das der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte und der Universität Zürich erteilte Mandat schliesst jede Einflussnahme auf das Pilotprojekt sowohl seitens der Auftraggeberinnen als auch von Dritten aus.

Die Auftraggeberinnen sind überzeugt, dass es diese Unabhängigkeit braucht, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Deshalb soll die Pilotstudie auch aufzeigen, wie den Stimmen der Opfer in künftigen Studien Rechnung zu tragen ist.

Projektstart im Frühling 2022

Nachdem die Verträge jetzt unterzeichnet sind, wird ein Forschungsteam gebildet. Sobald dieses gebildet ist und die Forschungsarbeit beginnen kann, wird im März 2022 breit über das Vorhaben informiert.

Um die wissenschaftliche Unabhängigkeit zu garantieren und eine ungestörte Forschungsarbeit zu ermöglichen, werden die Medien und die Öffentlichkeit erst wieder informiert, wenn die Ergebnisse der Studie vorliegen.

Tagesschau, 06.12.2021; 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel