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Mobility-go gibt auf Flexibles Auto-Sharing erleidet in Basel Schiffbruch

Die flexible Variante des Auto-Teilens floppt. Die Basler Regierung will jetzt das bestehende Modell stärken.

Ein Fahrausweis, eine Mobility-Mitgliedschaft bei «Freefloating-Carsharing» und eine App – so einfach kann man in vielen Städten ein Auto mieten. Man schaut auf der App, wo ein freies Auto steht, holt es und stellt es nach der Fahrt wieder irgendwo ab. Diese Freefloating-Flotte soll so spontan wie möglich nutzbar sein. Das zumindest ist die Idee.

Mobility-Auto, respektive nur der Teil, wo das Auto als «mobility»-Auto angeschrieben ist.
Legende: Immer ein Auto verfügbar: In Städten nutzen viele Menschen täglich den öffentlichen Verkehr und nehmen zwischendurch ein Mobility-Auto. Keystone

Allerdings: In Basel hat das System nicht funktioniert. Der Anbieter Mobility stellt sein Freefloating-Angebot ab Anfang Juni ein. Schon 2019 stellten die Verantwortlichen fest, dass das System nicht so gut wie erhofft funktionierte. Mobility baute daraufhin bereits einen Teil der Freefloating-Flotte ab. Vom Abbau nicht betroffen ist hingegen das traditionelle Sharing-Modell mit den fixen Abstellplätzen.

Bei Mobility ist man nach langer Analyse überzeugt: Die Kundinnen und Kunden nutzen das flexible Auto-Teile-Angebot immer weniger, weil es zu wenig Parkplätze gibt. Beim Freefloating-System Mobility-go, das früher Catcha-Car hiess, kostet die Minute knapp 50 Rappen. «Kundinnen und Kunden sagen uns, dass sie oft minutenlang durch die Stadt fahren müssen, um einen Parkplatz zu finden», so Stefan Roschi, Medienverantwortlicher bei Mobility. «Sie verlieren also Zeit und Geld. So wird der Vorteil des hochflexiblen Angebots wieder zunichtegemacht.»

Auch deutsche Grossstädte melden Probleme

Das Scheitern des spontanen Autoverleihsystems Mobility-go in Basel erstaunt Alexander Erath nicht. Er ist Professor für Mobilität und Verkehr an der Fachhochschule Nordwestschweiz und benennt die gleichen Probleme auch andernorts. «In Berlin, München und anderen Städten funktioniert das ebenfalls nicht», sagt er und fügt an: «Freefloating-Carsharing in grösseren und kleineren Städten wirtschaftlich zu betreiben ist zu den heutigen Marktbedingungen kaum möglich.»

Mehr Parkplätze für Sharing-Modelle

Die Basler Regierung, die Sharing-Systeme fördern will, prüft deshalb, mehr öffentliche Parkplätze für die traditionellen Auto-Sharing-Angebote freizuhalten. Bei diesem System muss die Kundschaft ihren Wagen bei fixen Parkplätzen abholen und ihn auch wieder dort abstellen. Von diesen fixen Parkplätzen gibt es in Basel aber zu wenig.

«Ziel ist, dass man von sich zu Hause nicht lange laufen muss bis zu einem fixen Parkplatz», sagt Daniel Hofer, Sprecher des Basler Baudepartements.

Ziel ist, dass man von sich zu Hause bis zu einem fixen Parkplatz nicht lange laufen muss.
Autor: Daniel Hofer Mediensprecher Basler Baudepartement

Sollte die Regierung zur Förderung der Sharing-Systeme öffentliche Parkplätze aufheben, dürfte dies in bürgerlichen Kreisen zu heftigem Protest führen.

Die Aufhebung öffentlicher Parkplätze oder die Einführung von flächendeckendem Tempo 30 führt in Basel regelmässig zu gehässigen Diskussionen zwischen links-grünen und bürgerlichen Kreisen. Allerdings haben es letztere zusehends schwer, ihre Interessen durchzubringen, da das Volk eher grün eingestellt ist und sich an der Urne entsprechend verhält.

Regionaljournal Basel, 30.05.2022, 06:30 Uhr ; 

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