Was in Island seit Jahren praktiziert wird, kommt langsam auch in Schweizer Städten an. Ein neues Schulhaus? Ein Spielplatz? Ein Veloständer? Normalerweise sagt der Stadtrat, wofür er Geld ausgeben möchte, das Parlament bewilligt oder lehnt ab, bei hohen Beträgen sind allenfalls Urnenabstimmungen nötig. Anders funktioniert das beim partizipativen Budget à la Island. Hier entscheidet die Bevölkerung direkt selbst, wofür Geld aus der Stadtkasse genommen wird.
Es sind kleinere Sachen, nicht die grossen Bauprojekte.
« Stadtidee » nennt sich der neuste Pilotversuch in der Aargauer Kantonshauptstadt. 50'000 Franken stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Damit sollen diverse Quartiere aufgewertet werden. Bis im März sind Ideen gefragt. «Es kann ein Bänkli da und dort sein, eine Tischgarnitur fürs Quartierfest, eine Spielkiste für Kinder im öffentlichen Raum – es sind die kleineren, individuellen Sachen, nicht die grossen Bauprojekte», erklärt Hanspeter Hilfiker, Stadtpräsident in Aarau.
Ähnliche Projekte gibt es in der Schweiz bisher in Lausanne und in Zürich . Bei diesen sogenannt partizipativen Budgets werden Ideen online eingegeben und dann auf ihre Machbarkeit untersucht. Im Sommer steht im Aarauer Fall fest, welche machbaren Projekte zur Abstimmung kommen. Auch das geschieht erneut auf der eingerichteten Online-Plattform. Die «Gewinnerprojekte» werden umgesetzt.
Nationales Forschungsprojekt
Damit die Auswahl der Projekte fair ist, helfen Studierende und Fachleute von drei Universitäten mit. Sie prüfen die Projekte auf ihre rechtliche und finanzielle Machbarkeit. Damit verschiedene Berufsgruppen, Nationalitäten und Altersgruppen mitmachen, wurden Briefe an die Bevölkerung verschickt.
Die Universität Freiburg, die ETH Zürich und die Englische University of Leeds sind am Aarauer Projekt beteiligt. Das Ganze ist nämlich auch ein Forschungsprojekt, das mit Geldern aus dem Nationalfonds finanziert wird.
Im besten Fall liegen noch attraktivere Quartiere drin.
In Aarau erhofft man sich einiges von dieser Art von Mitmach-Budget. «Im besten Fall werden die Quartiere attraktiver. Es braucht allerdings Eigeninitiative», so Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker.
In Zürich Wipkingen wurde das Mitmach-Budget von einem Verein vor zwei Jahren erstmals getestet, danach folgte ein flächendeckendes Projekt in der Stadt Zürich. Von einem Wildnisweg über Quartierpavillons bis zu einer Zeltnacht oder einer Jugend-Videoproduktionsstätte – Viele Ideen wurden umgesetzt. Nun setzt also auch Aarau auf Mitmach-Budgets und hofft, dass das isländische Modell der Stadt noch lebenswertere Quartiere beschert.