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Modellrechnung zu Plastik «Auch der Abrieb von Autoreifen verursacht viel Mikroplastik»

Obwohl im Verhältnis wenig Plastik in der Umwelt landet, mahnt ein Experte davor, sich zurückzulehnen.

Wie viel Plastik landet in der Schweizer Umwelt? 5000 Tonnen Kunststoff gelangen in die Umwelt, heisst es in einer neuen Studie des Bundes. Ist das viel, ist das wenig? Für Michael Hügli vom Bundesamt für Umwelt gibt es noch viel zu tun.

Michael Hügli

Bundesamt für Umwelt

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Er ist Sektionschef Abteilung Abfall und Rohstoffe beim Bundesamt für Umwelt BAFU.

SRF News: Welche Bedeutung hat diese Studie?

Michael Hügli: Man hat bereits in einer früheren Studie der ETH Lausanne festgestellt, dass wir Plastik in den Gewässern nachweisen können. Die vorliegende Studie hat jetzt in dieser Richtung den Plastikeintrag in die Umwelt in der Schweiz quantifiziert.

5000 Tonnen Plastik werden in der Umwelt freigesetzt. Wie dramatisch ist das?

Wir haben einen jährlichen Plastikverbrauch in der Schweiz von rund einer Million Tonnen Plastik. Die 5000 Tonnen sind aus dieser Optik eine kleine Prozentzahl und nicht unmittelbar ein Umweltproblem. Trotzdem müssen Verbesserungen gefunden werden, um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren.

Woher stammt der Plastik?

Einerseits unterscheidet man zwischen Makroplastik, den sichtbaren Bestandteilen in der Umwelt. Material, das aus unsachgerechter Plastikentsorgung stammt, Stichwort Littering. Der andere Teil ist der Mikroplastik, Kleinteile von Plastik, die auch von Lebewesen aufgenommen werden können. Hier hat sich herausgestellt, dass der Abrieb von Autoreifen auch eine wichtige Rolle spielt.

Hat Sie dieser Befund überrascht?

Nicht direkt. Man weiss von ausländischen Studien, dass gerade im Bereich Mikroplastik dieser Ertrag sehr gross ist, auch im Ausland. Die Wahrnehmung ist nicht gleich wie beim Makroplastik.

Die Politik ist ebenfalls gefordert.

Bei Mikroplastik hat man noch sehr wenig Kenntnisse über die genauen Stoffströme, Umweltauswirkungen und Auswirkungen auf Mensch und Lebewesen. Hier besteht noch grosser Forschungsbedarf.

Die konkreten Zahlen

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Insgesamt gelangen gemäss Studie der Empa jährlich rund 5120 Tonnen der sieben überprüften Kunststoffe in die Umwelt. Das sind rund 0.7 Prozent der gesamten Menge der sieben Kunststoffe, die in der Schweiz jährlich verbraucht werden.

Plastik lässt sich unterteilen in Mikro- (kleiner als 5 Millimeter) und Makroplastik (grösser als 5 Millimeter). Gemäss der Modellierung der Empa gelangen jedes Jahr rund 4400 Tonnen Makroplastik auf den Boden. Zusätzlich geraten gut 100 Tonnen Makroplastik in die Gewässer. 600 Tonnen Mikroplastik enden in oder auf Böden und knapp 15 Tonnen in Gewässern.

Sie haben diesen Pneuabrieb angesprochen. Diese Mengen waren aber nicht in die Modellrechnungen eingeflossen. Muss man davon ausgehen, dass die effektive Belastung durch Plastik noch viel höher ist?

Die Empa-Studie hat sich auf einige sehr wichtige Plastiktypen konzentriert. Aber dieser Gummi wurde nicht näher untersucht.

Welche Massnahmen braucht es nun?

Erstmal muss man sich einen Überblick über die Situation und die Stoffströme machen. Man hat allerdings schon Massnahmen im Bereich Makroplastik, die bereits seit längerem laufen, Litteringbekämpfung zum Beispiel. Das ist eine Aufgabe der Kantone, wo auch der Bund subsidiär wirkt.

Leute am Abfall sammeln.
Legende: Beim Clean-Up-Day sammeln Helfer jeweils Abfall ein. Keystone

Es sind Massnahmenpakete, die man betrachten muss: Massnahmen wie den Clean-Up-Day oder dass man bei Grossveranstaltungen auf Mehrweggeschirr setzt, teilweise mit Pfand. Die Politik ist ebenfalls gefordert. Wir haben viele parlamentarische Vorstösse, die wir in Form von Berichten angehen werden.

Was können Konsumentinnen und Konsumenten in ihrem Alltag verändern oder besser machen?

Konsumenten sollen eine korrekte Abfallentsorgung von Plastik vornehmen. Eine Möglichkeit ist das Recycling.

Zum anderen sollen die Konsumenten darauf achten, die Grüngutsammlung nicht zu verschmutzen. Nach wie vor landen zu viele Plastiksäcke in Kompost- und Grüngutsammlungen und gelangen letztendlich auf die Felder.

Das Gespräch führte Lucia Theiler.

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