Ein Mensch müsse es werden, erklärte Alain Berset auf seine Nachfolge angesprochen. Darüber hinaus bleibt aber vieles offen. Eine Tendenz lässt sich einzig in der regionalen Herkunft erkennen: Nach der Bundesratswahl von Elisabeth Baume-Schneider deutet vieles darauf hin, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin aus einem Zentrum in der Deutschschweiz kommen dürfte.
Ein bekannter Name aus dem Kanton Zürich
Dass der bevölkerungsreichste Kanton in der Landesregierung nicht vertreten ist, ist historisch gesehen eine Ausnahme. Wenn es nun darum geht, dieses Gleichgewicht aus Zürcher Sicht wieder herzustellen, fällt unweigerlich der Name des langjährigen Ständerats Daniel Jositsch . Im letzten Herbst endete seine Kandidatur um die Nachfolge Simonetta Sommarugas allerdings mit Knatsch innerhalb der Partei. Von SRF auf eine mögliche erneute Bundesratskandidatur angesprochen erklärt Jositsch, dass dies «ein Thema sei». Er müsse dies zuerst mit der Kantonalpartei diskutieren. Der 58-Jährige verspricht, bereits in den kommenden Tagen kommunizieren zu wollen – und gibt damit schon einmal das Tempo vor.
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
Ein weiterer prominenter Name aus der Zürcher Politik geht es noch etwas gemächlicher an. Die amtierende Justizdirektorin Jacqueline Fehr kennt sich ebenfalls aus mit Bundesratskandidaturen. 2010 schickte sie die Partei in einem Zweierticket ins Rennen. Der Entscheid fiel dann aber zugunsten von Simonetta Sommaruga aus. Von SRF am Mittwoch auf eine mögliche neuerliche Kandidatur angesprochen, zeigte sich Fehr noch zurückhaltend: «Heute ist der Tag von Alain.»
Eine Riege an Namen aus der Region Basel
Seit nunmehr 50 Jahren hat die Region Basel keinen Vertreter oder Vertreterin mehr in die Landesregierung geschickt. Im vergangenen Dezember wähnte man sich am Rheinknie ganz nah, doch am Ende machte die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider etwas überraschend das Rennen vor der Basler Ständerätin Eva Herzog . Deren Name wird auch jetzt wieder genannt. Herzog selbst sagt gegenüber SRF: «Ich werde mir eine Kandidatur gut überlegen.»
Schon etwas konkreter wird der alt-Nationalrat und amtierende Basler Regierungspräsident Beat Jans : «Ich fühle mich geehrt, für das Amt des Bundesrates ins Spiel gebracht zu werden, und natürlich wäre das eine sehr faszinierende Aufgabe für mich.» Noch sei er allerdings zufrieden in Basel. Er werde sich über die Sommerferien Zeit nehmen, die Frage einer Kandidatur mit seiner Familie zu prüfen.
Ein weiterer prominenter Name aus der Region ist derjenige von Eric Nussbaumer (Nationalrat SP/BL), prominentes Mitglied der aussenpolitischen Kommission und wichtige Stimme im Europa-Dossier. Auch er bestätigt gegenüber SRF, sich mit einer Kandidatur auseinanderzusetzen. Sein Amtskollege Mustafa Atici zeigt sich gegenüber lokalen Medien in Basel ebenfalls offen für eine Kandidatur.
Ein Berner will es sich überlegen
Obwohl die Berner Regierungsrätin Evi Allemann bei den letzten Bundesratswahlen in der parteiinternen Ausmarchung gescheitert ist, gibt sie nicht auf. Sie überlegt sich eine Kandidatur. Auch Nationalrat Matthias Aebischer aus der Stadt Bern braucht Bedenkzeit. Er wolle sich im Sommer die Zeit nehmen, darüber in aller Ruhe nachzudenken und einige Gespräche zu führen.
Auch jüngere Generation könnte zum Zuge kommen
Ebenfalls als Kandidaten gehandelt werden zwei unter 40-Jährige, die allerdings beide über reichlich Politerfahrung verfügen.
Der 37-jährige Aargauer Cédric Wermuth , Co-Präsident der SP Schweiz, zeigt sich gegenüber einer Kandidatur nicht grundsätzlich abgeneigt. Im Moment liege sein Fokus aber auf den anstehenden Wahlen im Herbst. «Alles Andere werden wir in den kommenden Monaten klären», sagte Wermuth gegenüber SRF.
Ebenfalls als Kandidat ins Spiel gebracht wird der 38-jährige Bündner Jon Pult . Der Verkehrspolitiker ist zwar erst seit vier Jahren im Nationalrat, aber als Präsident der Alpen-Initiative schon länger schweizweit bekannt. Er teilt auf Twitter mit, sich «sorgfältig und in aller Ruhe» eine Kandidatur zu überlegen. Er sei von vielen für die Berset-Nachfolge ins Spiel gebracht worden.
Wie positionieren sich die Grünen und die Grünliberalen?
2019 scheiterte ein Angriff der Grünen mit der damaligen Nationalrätin Regula Rytz (BE) auf den Sitz von Aussenminister Ignazio Cassis. Auch jetzt will die Partei gemäss eigenen Aussagen «alle Szenarien prüfen». Auch die Grünliberalen rechnen sich offenbar Chancen aus, der SP einen Sitz strittig zu machen. Für die Neubesetzung sei der Ausgang der Wahlen am 22. Oktober massgeblich, erklären sie in einer Mitteilung.